Basketball: Hobby-Golfer, Eintracht-Fan und Psychologie-Student – Ruben Spoden …

Energie-Nachschub von der Bank

Basketball: Hobby-Golfer, Eintracht-Fan und Psychologie-Student – Ruben Spoden ist der vielseitigste Tiger

Bankangestellte in der Basketball-Bundesliga haben eine simple Job-Beschreibung: Sie sollen bei ihrer Einwechslung Dampf machen. Die Joker-Rolle bei den Walter Tigers übernimmt Ruben Spoden, auch am Sonntag (17 Uhr) gegen die Gießen 46ers.

Ruben Spoden ist Identifikationsfigur bei den Fans: „Es ist wichtig für die Region und den ...Ruben Spoden ist Identifikationsfigur bei den Fans: „Es ist wichtig für die Region und den Basketball-Standort Tübingen, dass die Leute mit der Erwartung zu den Heimspielen gehen, einen Tigers-Sieg zu sehen.“Archivbild: Ulmer

Tübingen. Der Papa, selbst einst Bundesliga-Spieler in Aschaffenburg, nahm Ruben Spoden schon als Siebenjährigen zum Basketball in die Gießener Sporthalle Ost mit. „Spiele gegen Gießen sind deshalb immer etwas Besonderes für mich“, sagt Spoden. Angefangen hat der 22-Jährige allerdings nicht in Gießen, sondern bei der Frankfurter Eintracht. Im Waldstadion stand er in der Kurve („ich hatte eine Dauerkarte“), als Basketballer wechselte Spoden zum TV Langen und mischte dort gemeinsam mit den Benzing-Brüdern und Marco Völler (Sohn des einstigen Bundestrainers) die Nachwuchs-Bundesliga auf. Vor drei Jahren kam der Wechsel nach Ehingen, nach einem Jahr als Doppellizenz-Spieler ist Spoden seit dieser Saison ausschließlich bei den Walter Tigers. „Läuft gut“, antwortetet der 2,04 Meter große Basketballer auf die Frage nach seiner persönlichen Saison-Einschätzung. „Ich denke, ich habe meine Rolle gefunden.“ Wenn es läuft wie beim Heimspiel gegen Braunschweig, ist Spoden der ideale Joker: Da versenkte der Youngster sofort zwei Dreier, lief danach wild gestikulierend in die Fan-Kurve und brachte die Stimmung in der Halle richtig in Schwung. „Es ist eigentlich ganz einfach: ich komm rein, soll Energie bringen, nichts Verrücktes machen.“ Das hat bisher so gut geklappt, dass Spoden seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag gerne verlängern würde. „Ich wüsste nicht, warum ich den Verein verlassen sollte, ich fühle mich wohl – aber darüber sprechen wir erst im April.“

Der Hobby-Golfer (Handicap 18) muss während der Saison die Schläger im Schrank stehen lassen. Bei täglich zwei Trainingseinheiten bleibt nicht mehr viel Zeit, zumal Spoden ein Psychologie-Fernstudium aufgenommen hat. „Das erfordert viel Selbstdisziplin“, sagt der 22-Jährige, der gerne die Uni besuchen würden, aber in Tübingen keinen Studienplatz bekommen hat. Schon während seiner Schulzeit musste der Basketballer immer wieder Kompromisse machen, bekam einmal sogar eine Woche Lehrgang mit der Junioren-Nationalmannschaft als Fehlzeit angerechnet. „In den USA ist es genau andersrum, dort hast du in der Schule Vorteile durch den Sport.“

Vor der Konkurrenz durch ausländische Profis sieht der 22-Jährige den deutschen Basketball-Nachwuchs in der Bundesliga nur unzureichend geschützt. „Die Amerikaner sagen ja selbst, dass sie das nicht verstehen können“, sagt Spoden. Die Quote (in dieser Saison muss jeder BBL-Verein fünf, ab der nächsten Saison sechs deutsche Spieler auf dem Spielberichtsbogen haben) ist aus Spodens Sicht wenig effektiv: „Langfristig muss es das Ziel auch unserer Gewerkschaft sein, dass auch tatsächlich ein Deutscher auf dem Feld steht.“ Die Probleme der Vereine sind dem Tübinger durchaus bewusst – viele Klubs können sich mittel- oder langfristig angelegte Nachwuchsprogramme schlicht nicht leisten, verpflichten für den schnellen Erfolg lieber Legionäre. Eine bessere Vermarktung könnte helfen, findet Spoden: „Unsere TV-Präsenz ist miserabel – mir will es nicht in den Kopf, dass mehr Leute Poker als Basketball sehen wollen.“

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