Bald steht "Gesundheit" auf dem Stundenplan – Rhein

Von Steffen Blatt

Heidelberg. Die Nachricht kam etwas überraschend: Im Dezember teilte das Kultusministerium in einer Pressenotiz mit, an welchen Standorten neue dreijährige berufliche Gymnasien entstehen können. Dabei war auch die Marie-Baum-Schule (MBS) in Heidelberg-Wieblingen. Dort wird nun ab dem kommenden Schuljahr neben dem schon bestehenden biotechnologischen ein weiterer Zug mit dem Schwerpunkt "Gesundheit" angeboten. Heidelberg wird der einzige Standort im Bereich des Regierungspräsidiums Karlsruhe sein.

"Wir hatten nicht damit gerechnet, dass wir jetzt schon dabei sind", sagt MBS-Leiter Helmut Haas. Nun ist die MBS eine von acht Pilotschulen im Land, die das neue Profil ab dem kommenden Schuljahr anbieten - und Haas hat seither gut zu tun, denn er muss sich nicht nur um die Vorbereitungen in Heidelberg kümmern, sondern sitzt auch noch in der Lehrplankommission, die die Inhalte des neuen Zuges festlegt und jeden Mittwoch in Stuttgart tagt. Wo im biotechnologischen Zug die Zelle im Mittelpunkt steht und sich der Stoff eher in Richtung Forschung orientiert, ist es beim neuen beruflichen Gymnasium der ganze Mensch. Es geht um Humanbiologie, Ernährung, Stress, Psychologie aber auch Medizin, Rehabilitation, Therapie und Pflegemanagement - Themen, die in einer alternden Gesellschaft zunehmend Bedeutung gewinnen. Sechs Stunden pro Woche werden dem Schwerpunkt gewidmet, außerdem stehen praktische Übungen auf dem Stundenplan, etwa Blutdruck messen, ein EEG anlegen, Erste Hilfe oder ein Praktikum in einem Seniorenheim oder einer Rehabilitations-Einrichtung.

Damit sollen die Abiturienten besser auf medizinische oder sozialwissenschaftliche Studiengänge wie etwa Psychologie vorbereitet werden. Auch in den vielen Verwaltungsberufen in der Gesundheitsbranche, zum Beispiel in Krankenhäusern, Altenheimen oder bei Krankenkassen, sollen es die Absolventen einfacher haben. Beim Infotag der MBS war das Interesse jedenfalls da: "Wir hatten rund 300 Teilnehmer, nach einer spontanen Umfrage interessierten sich etwa 30 Prozent für das gesundheitswissenschaftliche Gymnasium", berichtet Haas. Bis zu zwei Klassen darf die MBS bei entsprechender Nachfrage bilden.

Raumprobleme wird die Schule nicht bekommen, denn andere Angebote werden durch die Einführung der Werkreal- und bald der Gemeinschaftsschule immer weniger nachgefragt, etwa das Berufsvorbereitungsjahr für Hauptschulabsolventen oder die zweijährige Berufsfachschule, die zur mittleren Reife führt. Den Fachunterricht werden speziell geschulte Ärzte und Biologen halten, außerdem kann die MBS auf die Absolventen des Lehramtsstudiengangs "Gesundheit und Gesellschaft" der Universität zurückgreifen.

Damit sieht Haas, der seit 16 Jahren Schulleiter ist, die MBS gut für die Zukunft aufgestellt. Bisher war sie der einzige Standort in Baden-Württemberg mit nur einem Profil. Und er freut sich noch auf etwas anders: "Ich bin jetzt noch drei Jahre im Dienst. Dann machen die Ersten im gesundheitswissenschaftlichen Gymnasium Abitur."

Info: Weitere Informationen gibt es unter www.mbs-hd.de.

Leave a Reply