Baden-Württemberg: Psychologie auf Türkisch | SÜDKURIER Online

Der Diplompsychologe Mehmet Yazici hat einen Sympathiebonus bei türkischen Patienten. „Mein Migrationshintergrund vereinfacht oftmals den Beziehungsaufbau“, erklärt er. „Durch die kulturelle Gemeinsamkeit entsteht mehr Offenheit.“

Yazici arbeitet in der interkulturellen Psychiatrischen Institutsambulanz des Rudolf-Sophien-Stifts in Stuttgart. Die Abteilung ist seit 2006 auf türkische Patienten spezialisiert. Von den 14 Mitarbeitern haben sechs türkische Wurzeln: Drei Psychotherapeuten, eine Sozialpädagogin, eine Sekretärin und ein Dolmetscher. Institutsleiter und Facharzt Peter Birkert schätzt, dass die Hälfte der rund 600 Patienten türkischer Herkunft ist. „Der Andrang ist groß“, sagt er.

Rund eine halbe Million Menschen im Südwesten hat die Staatsangehörigkeit der Türkei. Laut Bundespsychotherapeutenkammer spricht jeder Fünfte nicht genug Deutsch, um eine psychotherapeutische Behandlung erfolgreich absolvieren zu können. Moritz Quiske von der Deutschen Krankenhausgesellschaft sieht eine Entwicklung im System. „Die Krankenhäuser stellen sich zunehmend auf Patienten ein, deren erste Muttersprache nicht Deutsch ist.“

Häufig dienen Dolmetscher als Vermittler zwischen Arzt und Patient. Wichtig sei, dass der Übersetzer über kulturelles Wissen verfügt. Professionelle Sprach- und Integrationsmittler erfüllen diese Kriterien. Die Sozialpädagogin Arife Bagci-Demirkol sagt: „Diagnostisch ist ein Sprachmittler sinnvoll, therapeutisch aus meiner Sicht schwierig. Vor allem bei langfristigen Therapien ist bei einem Dolmetscher-Pool nicht garantiert, dass immer dieselbe Person verfügbar ist.“ In der Psychiatrischen Institutsambulanz in Stuttgart leistet der Dolmetscher daher nur außerhalb der Psychotherapie Hilfe, unter anderem bei Arzt- und Pflegegesprächen.

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