Bad Wildbad: Auf der Suche nach dem Menschsein

In den folgenden Jahren bildete Ebertin sich weiter in Verhaltenstherapie, Gruppendynamik und Gruppen-Psychotherapie, Psychodrama, in der Feldenkrais-Methode sowie zu verschiedenen heilpraktischen Inhalten.

Im Jahr 1959 eröffnete Ebertin eine erste eigene Praxis für Erziehungsberatung, Kinder- und Jugend-Psychotherapie in Aalen, wo sein Vater regelmäßig auch die "Arbeitstagung für kosmobiologische Forschung" veranstaltete. Auf denen wiederum Sohn Baldur als Referent und Conferencier mitarbeitete.

Später lehrte Baldur Ebertin auch an verschiedenen Einrichtungen zur Erwachsenenbildung seine diversen pädagogischen und psychotherapeutischen Themen. Und veröffentliche diverse Bücher sowie Schriften zu den Themen, die ihn in seiner Arbeit interessierten. Ein Leben zwischen Forschung, therapeutischer Praxis und Lehre also. In dem er immer wieder Krankengeschichten wie jener von "René" begegnete, einem jungen Studenten, der schon zweimal aufgrund von unerklärlichen Angstzuständen durch seine Zwischenprüfungen gefallen war. "Ein Symptom, das ihn am meisten plagte, war, dass er häufig morgens gegen 4 Uhr früh mit unerträglich gewordenen Angstgefühlen schweißgebadet aufwachte." Nach solchen Nächten konnte sich der verzweifelte Patient den ganzen Tag lang nicht mehr richtig konzentrieren. Mit den Instrumenten der klassischen Psychologie konnte Baldur Ebertin seinen Patienten von einigen Symptomen befreien. Aber ein Symptom blieb therapie-resistent. Weiterhin wachte der junge Mann frühmorgens schweißgebadet mit unerträglicher Angst auf und fühlte sich dann während des ganzen Tages höchst unwohl und leistungsunfähig. Ebertin fragte sich daher schließlich, ob sich die restliche Symptomatik von seinem Patienten vielleicht mit der sogenannten Reinkarnations-Therapie auflösen lassen könnte, bei der versucht wird, mit psychologischen Mitteln an Schlüsselerlebnisse aus vermeintlich früheren Leben der Patienten heranzukommen. Was dann passierte, ist für Außenstehende schwer nachzuvollziehen; vielleicht sogar ein wenig gruselig. Aber: Während einer dem Autogenen Training ähnlichen Tiefen-Entspannung berichtete der Patient plötzlich wie aus einem "lebendigen Traum" von einer Szenerie "mit einem mondbeschienenen Waldweg, über den eine mit zwei Pferden bespannte Kutsche dahinraste, die plötzlich ein Rad verlor und zur Seite stürzte". Auch beschrieb "René" das Gefühl, "schweben zu können und die Waldszene von oben, aus der Vogelschau, zu sehen." In der Ferne sah René zudem auf einem Berg die Silhouette einer Burg. Wie sich später herausstellte, erlebte "René" in dieser Sitzung bei Baldur Ebertin nach, wie er – mutmaßlich in einem früheren Leben – von "einem in jener Kutsche fahrenden Advokaten" an einem verhängnisvollen Tag "genau gegen 4 Uhr früh mit dessen Degen erstochen worden" war. Nach diesen Rückerinnerungen, erzählt Therapeut Ebertin, war für "René" der Weg frei, sich von seinen bis dahin extrem tief sitzenden Ängsten zu befreien. Selbstredend, dass er so – erlöst von seinem mehr als lebenslangen Leiden – auch seine Prüfung schließlich bestand. "Von solchen Erlebnissen kann ich viele berichten", sagt Baldur Ebertin, wobei die Reinkarnations-Therapie nur eine der von ihm angewandten alternativ-medizinischen Konzepten sei. Es wäre sicher zu leichtfertig, seine so erzielten, konkreten Heilungs-Erfolge als Zufall oder gar dem Werk von Scharlatanerie abzutun. "Als Menschheit haben wir doch gerade erst angefangen, diese ganzen Zusammenhänge aus Natur, Kosmos, Biologie und Psychologie uns zu erschließen, geschweige denn zu begreifen." Da sei noch nichts abschließend ergründet; auch nicht in den Schulwissenschaften. "Ich halte es aber für falsch, einen solchen Weg als Humbug abzutun, wenn er doch dem konkreten Menschen hilft, seinen ganz eigenen Frieden zu finden." Und gesund zu werden, an Leib und Seele.

Weitere Informationen: www.ebertin.de

Baldur R. Ebertin wurde 1933 in Erfurt geboren. Er studierte Psychologie, Philosophie, Psychiatrie und Neurologie in Freiburg und München. 1960 promovierte er in den Bereichen Philosophie, Psychologie und Psychopathologie über das Thema "Gehirn und Seele". 1979 eröffnete er eine Praxis für Psychotherapie, Homöopathie und Naturheilkunde in Stuttgart. 1988 verlegte er die Praxis nach Bad Wildbad und arbeitet dort seitdem auch als Klinischer Psychologe, Psychotherapeut und Heilpraktiker. Ebertin hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, hält Vorträge und Seminare und ist als Dozent an einer Heilpraktiker-Fachschule tätig.

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