Babywunsch – Wenn die Kinderfrage die Beziehung bedroht

An manchen Tagen macht Gabriele Koch ihr Beruf mehr Spaß, an anderen weniger. Heute musste sie gleich drei Frauen beraten, die alle von ihrem Partner verlassen wurden, weil sie sich für ein Kind entschieden.

Regelmäßig begleitet die Schwangerschaftsberaterin der Caritas Halle Frauen bei schwierigen Entscheidungen. „Sollen sie das Kind wegmachen lassen, in der Hoffnung den Partner zu halten, oder das Kind bekommen und riskieren, dass er geht?“, erklärt Koch das Dilemma.

Häufig das Ende der Beziehung

Kann ein Paar den Kinderwunsch nicht gemeinsam klären, bedeutet das häufig das Ende der Beziehung. „Aus meiner Sicht gibt es keine Rettung einer Partnerschaft, wenn sich die Partner über den Kinderwunsch nicht einig sind“, sagt Koch.

Gibt es eine Einigung, die einem der Partner den Verzicht auf Kinder abverlangt, wird es ebenfalls schwierig. „Wenn einer dem anderen zuliebe auf seinen Kinderwunsch verzichtet, ist das eine schwere Hypothek für eine Partnerschaft“, erklärt Paartherapeutin Bettina Jellouschek-Otto.

Wann eine Beziehung noch zu retten ist oder ab welchem Zeitpunkt es besser ist, sich zu trennen – das ist oft eine sehr schwere Entscheidung. Die Zeitschrift Psychologie Heute-compact, 29, 2011 hat zehn Kriterien zusammengestellt, die darauf hindeuten, dass eine Partnerschaft gefährdet ist. Treffen mehrere Kriterien zu, ist eine Trennung möglicherweise ratsam.

Foto: dpa


Meist zaudern die Männer

Idealerweise spricht ein Paar vor einer Schwangerschaft über seine Vorstellungen. Meist kommt es frühestens nach einem Jahr zur Kinderplanung. „Es kommt aber weniger auf die Dauer als auf die Intensität der Beziehung an“, sagt Peter Kaiser, Prof. für Psychologie und Psychotherapeut an der Universität Vechta. Im Durchschnitt bekommen Frauen ihr erstes Kind mit 31 Jahren. Oft wird der Kinderwunsch zum Streitthema. „Häufig gibt es Paare, bei denen einer sehr gern ein Kind will und der andere zögert oder ist entschieden dagegen“, sagt Jellouschek-Otto. Meist sind es die Männer, die zaudern.

Sie fühlen sich häufig entweder zu jung oder zu alt für ein Kind, sagt Koch. Jellouschek-Otto bestätigt: „Männer sind oft weiter von dem rein biologischen Bedürfnis entfernt.“ Daher schieben sie das Thema gerne weg und tun sich schwerer, sich definitiv zu entscheiden.

Weitere Gründe gegen ein Kind sind der Verlust der Unabhängigkeit und die Angst vor Verantwortung, Verschlechterung der Beziehung oder der finanziellen Situation. „Auch unterschiedliche Einschätzungen der Partnerschaft, der beruflichen Entwicklung oder ungünstige Erfahrungen mit der eigenen Familie können vom Kinderwunsch abhalten“, sagt Kaiser.

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