Autogenes Training: So bekämpft ihr Stress und Angst erfolgreich

Von Psychologie aktuell Herausgeberin Christiane Kostarellos und Judith Nixon.

Die Progressive Muskelrelaxation (PMR) nach Edmund Jacobson wird gestressten Menschen häufig empfohlen. Doch um was geht es dabei? Es handelt sich um eine erlernbare Technik, bei dem durch die willentliche und bewusste Regulation von Spannungszuständen bestimmter Muskelgruppen ein Zustand tiefer Entspannung des ganzen Körpers erreicht werden soll.

Die Muskeln werden zum Botschafter!

Dabei werden nacheinander die einzelnen Muskelpartien in einer bestimmten Reihenfolge zunächst angespannt, die Muskelspannung wird kurz gehalten, und anschließend wird die Spannung gelöst.

Die Konzentration der Person wird dabei auf den Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung gerichtet und auf die Empfindungen, die mit diesen unterschiedlichen Zuständen einhergehen. Entspannen die Muskeln, weiß das Gehirn: 'Entwarnung, Alarmzustand herunterfahren!'

Was will man erreichen?

Ziel des Verfahrens ist eine Senkung der Muskelspannung unter das normale Niveau aufgrund einer verbesserten Körperwahrnehmung. Mit der Zeit soll die Person lernen, muskuläre Entspannung herbeizuführen, wann immer sie dies möchte.

Zudem sollen durch die Entspannung der Muskulatur auch andere Zeichen körperlicher Unruhe oder Erregung reduziert werden können wie beispielsweise Herzklopfen, Schwitzen oder Zittern.

Darüber hinaus können Muskelverspannungen aufgespürt und gelockert und damit Schmerzzustände verringert werden.

Wem kann die Muskelentspannung helfen?

Die Methode der progressiven Muskelentspannung wird häufig im Rahmen einer Verhaltenstherapie eingesetzt, beispielsweise bei der Behandlung von Angststörungen, wo sie im Rahmen einer systematischen Desensibilisierung zur Anwendung kommt.

Aber auch bei arterieller Hypertonie, Kopfschmerzen, chronischen Rückenschmerzen, Schlafstörungen sowie Stress lassen sich mit progressiver Muskelentspannung gute Erfolge erzielen.

Viele Anbieter, viele Varianten!

Heutzutage werden Kurse in PMR an vielen Volkshochschulen, in Sport- und Fitnessvereinen angeboten, aber auch in Reha-Kliniken und in Form von Seminaren, die von den gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst werden. Der dafür Grund: In Studien konnte nachgewiesen werden, dass PMR als Ergänzung zu medizinischen Maßnahmen (entspannend) wirksam ist.

In 75 Prozent der untersuchten Studien wurden deutliche Symptombesserungen beschrieben, in 60 Prozent Verbesserungen der allgemeinen Befindlichkeit. Diese Ergebnisse waren stabil.

Die PMR wird daher seit den 1990er Jahren als wirksam anerkannt und gilt als etablierte, konventionelle Maßnahme, sowohl in der Medizin wie auch zu präventiven Zwecken im Bereich von beratender Psychologie und Wellness.

„Ich gebe meinem Psychiater noch ein Jahr, dann fahre ich nach Lourdes."

Woody Allen

Und was ist mit dem Autogenen Training?

Wie auch die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, ist das Autogene Training (AT) inzwischen eine etablierte Methode in Medizin, Psychotherapie, Prävention und beratender Psychologie.

Es handelt sich um eine auf Autosuggestion basierende Entspannungstechnik und wurde vom Berliner Psychiater Johannes Schultz aus der Methoden der Hypnose entwickelt. Schultz stellte das Verfahren bereits 1926 der Öffentlichkeit vor. Heute ist es eine konventionelle und vollständig anerkannte Methodik.

Was leistet das Autogene Training?

Der korrekte Terminus lautet eigentlich Training für autogene Entspannung, also eine Entspannung aus dem "Inneren" heraus. Entgegen der Konzeption und wider die Anweisung von Johannes Schultz, wird dennoch bis heute die Entspannung von außen erwartet, zum Beispiel durch das Wirken eines Trainers oder Therapeuten.

Ziel ist jedoch die Entspannung von innen her, ohne äußeres Zutun und ohne äußere Unterstützung. Hieran scheitert oft der Effekt des Autogenen Trainings.

Allseits und von jedem Menschen einsetzbar?

Während das Autogene Training ursprünglich zur Unterstützung einer psychotherapeutischen Behandlungentwickelt wurde, wird Autogenes Training heute auch von gesunden Personen angewendet, beispielsweise zur Erhöhung der allgemeinen Lebensqualität, zur Besserung sportlicher Leistungen oder des Lernens und zur Steigerung der Leistungsfähigkeit im Managementbereich.

Und wie wirkt es?

Die inneren Beruhigung entsteht beim Autogenen Training durch die dem Gehirn methodisch zugeführte "Information", dass es aktuell keinen Grund für einen "Alarmzustand" gibt. Innerhalb der psychotherapeutischen Verfahren ist das Autogene Training somit dem Bereich der Körperpsychotherapie zuzuordnen, weil der Ausgangspunkt und die Grundlage die zunächst nur körperlichen Veränderungen der Muskel- und Gefäßspannung sind.

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