Audi-Chef Stadler – "Hälfte in der Wirtschaft ist Psychologie"

Mexiko-Stadt. Der Audi-Konzern wagt den Sprung über den großen Teich. Die Ingolstädter bauen in Mexiko ihr erstes Automobilwerk auf dem amerikanischen Kontinent. Östlich von Mexiko-Stadt, in San Jose Chipa, wird für rund 900 Millionen Euro auf einem 400 Hektar großen Gelände ein neues Werk entstehen. Rund 3800 Mitarbeiter werden einen Arbeitsplatz bekommen. Auch das interessante Nordamerika-Geschäft soll von hier aus weiter angekurbelt werden. Am Wochenende wurde der Grundstein gelegt Aber auch der Hafen in Duisburg wird von den Aktivitäten in Mexiko partizipieren. Die WAZ Mediengruppe sprach mit Audi-Vorstandschef Rupert Stadler.

Sie bauen ein neues Werk in Mexiko. Welche Modelle werden hier gebaut werden?

Stadler: Wir werden ab Mitte 2016 in San José Chiapa den Audi Q5 bauen, den weltweiten Marktführer im Premiumsegment der mittelgroßen SUVs.

Wie sieht es mit dem Wissensstand der Belegschaft aus. Wie sollen die hohen Audi-Qualitätsstandards gesichert werden?

Daimler zieht Konsequenzen nach schlechtem Crashtest

Daimler-Chef Dieter Zetsche äußert sich erstmals öffentlich zum schlechten Crashtest des Mercedes-Kastenwagens Citan. Das Ergebnis sei „völlig unbefriedigend“, sagt er. In unserem Interview spricht Zetsche auch über die Formel 1, Kartellvorwürfe gegen Thyssen-Krupp und sein Managergehalt.

Stadler: Bei Audi gilt in der Produktion weltweit ein Standard. Die Einzelheiten sind im Audi-Produktionssystem festgelegt. Das betrifft auch die Qualifikation der Mitarbeiter. Wir werden deshalb in den nächsten Monaten, also rund drei Jahre vor Serienanlauf, die ersten lokalen Mitarbeiter einstellen und damit auf ihre Aufgabe vorbereiten. Darunter sind auch 36 Auszubildende, die wir nach dem deutschen System der dualen Ausbildung, das heißt nach deutschen Standards, ausbilden werden. Viele von ihnen werden auch in Deutschland trainiert werden. Übrigens haben sich ganz spontan 700 Mitarbeiter bei Audi selbst für einen Einsatz in Mexiko beworben. Eine schönere Sympathiebekundung für unseren jüngsten Standort gibt es wohl nicht.

Was bedeutet das hinsichtlich Ihrer Geschäftserwartungen in der Region?

Stadler: Wir erwarten einen Impuls für ganz Amerika, besonders in der nordamerikanischen Freihandelszone Nafta.

Hat die Mexiko-Produktion Auswirkungen auf das US-Geschäft und auf die Errichtung weiterer Standorte dort. Und was ist in den USA geplant?

Stadler: Das neue Werk bringt uns näher zu den Kunden in einer Region, in der SUVs einen großen Anteil am Gesamtmarkt haben. Das Werk hilft auch, Währungs- und Warenströme anzugleichen, Stichwort Natural Hedging. Dadurch sind wir in der Lage, künftig mehr Modelle in Nordamerika anzubieten als bisher, was auch der Beschäftigung in Deutschland zu Gute kommen wird.

Werden Autos made in Mexiko auch weltweit und auf deutschen Straßen fahren?

BMW gibt sich nach Rekordjahr zurückhaltend

Vorstandschef Norbert Reithofer gibt sich leicht optimistisch. BMW bringt in den nächsten Jahren viele neue Modelle auf den Markt - darunter auch das Elektro-Auto i3. Nur so könnten die Emissionen des Unternehmens eingedämmt werden. Der BMW-Vorstand verdiente indes noch mehr als im Jahr zuvor.


Stadler:
Der Q5 wird in Mexiko exklusiv für die ganze Welt gebaut. Mit diesem Schritt wird Audi ein weiteres großes Stück internationaler und nutzt so konsequent Wachstumschancen.

Wie wichtig ist die Region „Americas“ für den Konzern?

Stadler: Sie ist nach Europa und Asien die dritte wichtige Säule unseres weltweiten Absatzes. Dort sehen wir noch für unsere Marke noch einiges Marktpotenzial.

Und China?

Stadler: In China kommen heute auf 1000 Einwohner 60 Automobile, in Europa sind es rund 500. Das beschreibt die langfristigen Chancen, die in diesem Markt liegen.

Wie schätzen Sie die Entwicklung auf dem europäischen und deutschen Automarkt ein?



Stadler: Europa ist dreigeteilt: Der Süden leidet unter den Auswirkungen hoher Staatsschulden und der notwendigen Sanierung öffentlicher Haushalte; der Norden läuft noch einigermaßen, wobei sich auch hier zunehmend Verunsicherung breit macht. Russland im Osten ist ein großer und starker Wachstumsmarkt. Die Lösung der wirtschaftlichen Probleme in Europa wird die Automobilmärkte noch drei bis fünf Jahre in Anspruch nehmen. Wir haben in Spanien und Italien bei der Nachfrage nach Autos Tiefs erreicht, die wir zum Teil seit über 30 Jahren nicht mehr gesehen haben. Viel tiefer geht nicht mehr.

Was bedeutet das alles zusammen für den Standort Deutschland? Gibt es Auswirkungen auf die heimischen Arbeitsplätze?

Stadler: Die Hälfte der Wirtschaft ist Psychologie, wir müssen daher aufpassen, dass wir uns von der Depression nicht anstecken lassen. Wir haben unseren Absatz vor Jahren ganz bewusst globalisiert und sehen jetzt, dass dies richtig war. Wir sind in der Lage, die Schwäche in Europa auszugleichen und weltweit zu sogar zu wachsen. Solange uns dies gelingt, haben wir auch genug zu tun.

Sie werden für den Export ihrer Fahrzeuge den Hafen in Duisburg nutzen. Wann wird das anlaufen?

Stadler: Das CKD-Logistikzentrum im Hafen Duisburg, wo wir Komponenten für China und Indien verpacken lassen, wird in diesem Sommer an den Start gehen. Gerade in den genannten Wachstumsmärkten nimmt die Nachfrage nach unseren Modellen weiterhin zu. Das bedeutet zugleich, dass mehr CKD-Bauteile nach Asien verschifft werden und entsprechend große Logistikzentren notwendig werden. Von daher rechnen wir mit einer sehr guten Auslastung dieses Verpackungsstandorts, der nicht zuletzt im Hinblick auf unser neues Werk in Mexiko eine Rolle spielt. Denn einige Teile wie Getriebe und Motoren werden auch über Duisburg nach San José Chiapa geliefert.


Neuheiten der Auto-Branche


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Könnten sie sich hier einen Ausbau der Kapazitäten vorstellen?

Stadler: Es ist hier ohnehin ein zweistufiger Ausbau vorgesehen, die erste Stufe wird in diesem Sommer abgeschlossen, die zweite voraussichtlich im November. Damit haben wir genug Luft zum Atmen.

Lothar Petzold

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