Altherrenfussballer auf Profiniveau – aber nur bei Verletzungen – Tages-Anzeiger – Tages

Die rund 1,8 Millionen Altherren-Fussballer in Deutschland befinden sich auf Profiniveau – allerdings nur bei der Zahl ihrer Verletzungen: Mit 12,4 Verletzungen pro 1000 Fussballstunden liegen die im sogenannten Ü-Bereich spielenden Freizeitsportler auf dem Niveau der Vorbilder aus dem Profibereich, wie der zum Ärzteteam der deutschen Fussball-Nationalmannschaft zählende Mediziner Tim Meyer in am Montag in Saarbrücken veröffentlichten Studien herausfand.

Widerstandfähigkeit und Fitness nimmt im Alter ab

Meyer verfasste nach Angaben der Universität des Saarlandes die ersten beiden wissenschaftlichen Studien für die in Teams wie den Ü32- oder Ü40-Mannschaften ihrer Vereine kickenden Männer. Und er bestätigte Erfahrungen, die leidgeprüfte Ehefrauen und Freundinnen mit ihren Partnern häufig machen: Von den oft nur einmal pro Woche stattfindenden Trainings oder Spielen kommen die Männer abends regelmässig verletzt nach Hause zurück. Die Dynamik im Spiel nehme zwar mit dem Alter ab, gleichzeitig lasse aber auch die Widerstandsfähigkeit von Muskeln, Bändern und Sehnen nach und häufig auch die Fitness der Kicker, ergaben demnach die Studien.

In seiner an 265 Fussballern aus dem Saarland bei über 7000 Fussballstunden durchgeführten Untersuchung fand Meyer heraus, dass eigentlich etablierte Aufwärmprogramme zu Beginn des Trainings bei den Spielern oft nichts bringen. Die Altherren-Kicker würden meist nur einmal pro Woche spielen. Präventionsprogramme wie das 11+-Programm des Fussballweltverbands Fifa, die durch Dehnen und Aufwärmen das Verletzungsrisiko nachweislich senken können, würden wahrscheinlich aber erst bei zwei oder drei Trainingseinheiten pro Woche wirken. Meyer forderte, speziell für Altherren-Spieler Präventionsprogramme zu entwickeln, um deren Verletzungsrisiko zu senken.

Bedrohliche Leistungsgrenze

Besorgniserregend sind Ergebnisse des Experten zum Herz-Kreislauf-System: Untersuchte ältere Spieler mit einem Durchschnittsalter von 47 Jahren gehen demnach beim Kicken erstaunlich nahe an die Leistungsgrenzen ihres Herz-Kreislauf-Systems. Die Herzfrequenz erreichte im Spiel oft fast 100 Prozent der Maximal-Frequenz des jeweiligen Spielers. Bei einer unentdeckten Herzschädigung könne dies schlimm enden - Altherren-Fussballer sollten deshalb regelmässig zur Vorsorgeuntersuchung.

Der Rückzug älterer Kicker auf die Position des Torwarts ist der Studie zufolge zwar für das Herz womöglich besser, für Verletzungen allerdings nicht: Bei den untersuchten saarländischen Kickern standen die Torhüter mit 16 Verletzungen pro 1000 Stunden noch vor den Stürmern mit 15,9 Verletzungen. Die Abwehrspieler kamen dagegen auf lediglich 11,5 Verletzungen, Mittelfeldspieler sogar nur auf 11,2 Verletzungen. DFB-Arzt Meyer will im Herbst den dritten Teil seiner Studie vorlegen, dafür will er die Herz-Kreislauf-Gefährdung noch weiter untersuchen.

(sec/AFP)

(Erstellt: 27.07.2015, 20:24 Uhr)

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