Abi nach zwölf Jahren

Köln. 

Bei der Umstellung fiel Stoff weg, aber der Druck ist gestiegen. Haben Sie mehr zu tun als Ihre Mitschüler, die nach 13 Jahren das Abi machen. Mehr Druck?

Laura Brümmer: Als ich aufs Gymnasium gekommen bin, war die Erprobungsstufe in der Fünf und Sechs geprägt vom Ziel, in die Sieben zu kommen. Da haben wir uns schon sehr, sehr angestrengt. Als ich dann in die Siebte, Achte kam, stieg der Druck weiter an. Wir wurden schon damals damit konfrontiert, dass wir nun ein Jahr weniger haben als die G9-er.

Wie klappte die Umstellung auf G8?

Brümmer: Das Konzept war anfangs nicht ausgefeilt. Es fiel einiges weg, aber nicht so systematisch wie heute. Mittlerweile sind die Themen der Fächer ganz gut aufeinander abgestimmt. Wenn ich in Geschichte etwas lerne, hilft mir das in Pädagogik oder Deutsch. Von Biologie kann ich in Chemie profitieren.

Was fiel weg?

Brümmer: Wir haben ungefähr 1000 Jahre weniger Geschichte als die G9-er. Das lässt sich nicht nachholen. Das ist keine gewollte Entschlackung, sondern ein negativer Nebeneffekt der Verwirrung, die es wegen G8 in unserer Schule gab. In der Oberstufe wurde es ab der Zehn dann möglich, Fächer abzuwählen. Aber in den Informationsveranstaltungen hat kaum jemand von uns Schülern und den Eltern verstanden, welche Kurse man besser abwählen sollte und was wie viel Punkte zählen wird. Ich habe manchmal Angst, dass ich dabei Fehler gemacht habe.

Das Punkte-System ist schwer zu durchschauen.

Brümmer: Allerdings. Meine Mutter ist selbst Lehrerin, aber auch sie findet das System sehr kompliziert. In der Zehn habe ich meine Leistungskurse gewählt, Sozialwissenschaften und Biologie, in der Elf als weitere Abifächer Deutsch und Englisch.

Jede Schule macht es anders mit dem Doppelabi-Unterricht. Wie läuft es am Albertus-Magnus-Gymnasium?

Brümmer: Wir werden alle zusammen unterrichtet. Am Anfang hatten wir das Gefühl, dass wir Jüngeren nicht sehr willkommen sind. Aber das hat sich schnell gelegt und wir haben uns angefreundet. Wir sind zu einer großen Stufe zusammengewachsen, die Altersspanne reicht von 16 bis 21 Jahren. Ich werde nächstes Jahr im Mai 18. Je nach Fach sind die Wissensunterschiede unter uns manchmal groß, besonders extrem ist es, wie gesagt, in Geschichte.

Finden Sie es zu früh, mit 17 Jahren schon zu studieren?

Brümmer: Ich sehe nicht so den Sinn darin, als Minderjährige das Abi zu haben, aber sonst nicht viel ohne Unterstützung der Eltern zu dürfen: Man darf nicht Auto fahren. Man darf keine Wohnung mieten. . . Ich bin übrigens überzeugt, dass das Lernen leichter fällt, wenn man älter ist. Meine kleine Schwester wurde gerade mit fünf Jahren eingeschult. Das finde ich zu früh.

Machen Sie sich Sorgen um die Zukunft? Alle reden vom Ansturm 2013 auf die Hochschulen, von fehlenden Wohnungen, umkämpften Studienplätzen.

Brümmer: Jetzt kommen schon mehr Ängste dazu. Ich habe vor allem Sorge nicht herauszufinden, was ich machen will. Da herrscht etwas Verwirrung. Vielleicht gehe ich erst einmal ein Jahr ins Ausland.

Was kommt als Studienfach für Sie in die engere Wahl?

Brümmer: Zuerst dachte ich, dass Psychologie gut wäre, ich helfe gerne anderen Menschen. Ich müsste allerdings ein Superzeugnis haben, um einen Studienplatz zu erhalten. Im Moment neige ich eher zur künstlerischen Richtung, Schauspiel und Gesang.

Was wünschen Sie sich bis zum Abi 2013?

Brümmer: Ich hoffe, dass ich herausfinde, was ich machen will und dass ich es schaffe, einen Beruf zu finden, der mich glücklich macht. Für das Schulsystem wünsche ich mir, dass man es wie in anderen Ländern mehr als Geschenk betrachtet, dass man lernen kann und die Lehrer einem viel beibringen. Wir wollen nicht blöd bleiben und lernen gern, aber das System müsste verbessert werden. Mehr Zeit zur Entwicklung gehört dazu. Dafür mache ich mich auch in der Bezirksschülervertretung stark.

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