Ab welchem Alter die Leistung sinkt



Ab wann sind wir wirklich alt? © imago/INSADCO


Dass kognitive Fähigkeiten im Alter abnehmen, ist nichts Neues. Die Reaktionsgeschwindigkeit lässt nach, das Gedächtnis wird etwas löchrig, und auch die Konzentration ist nicht mehr so messerscharf. Doch damit geben sich Psychologen nicht zufrieden, denn eine Frage ist bislang weitgehend ungeklärt: Was genau bedeutet das für die Produktivität eines Menschen?

Welche Beziehung es zwischen dem Alter und der Arbeitsleistung gibt, lässt sich aber nur schwer untersuchen. Denn erstens ist es schwierig, die Produktivität eines Menschen auf einer Messleiste abzutragen. Zweitens wird die Arbeitsleistung auch von Faktoren beeinflusst, die nichts mit dem Individuum zu tun haben: etwa welche Aufgaben man bekommt oder was einem Kollegen abnehmen.

Und drittens verzerrt die natürliche Auslese die Ergebnisse – unter den älteren Arbeitnehmern in einer Firma werden wohl mehr sein, die für ihr Alter überdurchschnittlich produktiv sind – im Vergleich zum Gesamtdurchschnitt der Bevölkerung. Dementsprechend gibt es kaum belastbare Zahlen.

Altersangaben zwischen 40 und über 60 Jahren

Studien pendeln bei den Altersangaben zwischen 40 und weit über 60 Jahren, wenn es um nachlassende Leistung geht. Italienische Forscher um Marco Bertoni von der University of Pardova hatten nun eine Idee: Sie untersuchten professionelle Schachspieler. Bei ihnen umgeht man zumindest zwei der Probleme, denn ihre Leistung ist klar messbar und von niemand anderem als ihnen selbst abhängig.

In den "IZA Discussion Papers" des Forschungsinstitutes zur Zukunft der Arbeit berichten die Forscher, dass die Auswertung der von der World Chess Federation gelieferten Daten über die Spielausgänge großer Wettkämpfe zwischen 2008 und 2011 Folgendes ergab: Die besten Leistungen erbrachten die Profis in ihren frühen Vierzigern.

Danach ging es sanft bergab, bis die Schachspieler ihre Karriere aufgaben. Im Alter von 60 Jahren waren sie elf Prozent weniger leistungsstark als ihre Kollegen mit 40. Ob diese Zahlen nun aber dafür taugen, das berufliche Schachmatt normaler Arbeitnehmer vorherzusagen? Wohl eher nicht. Denn für die Leistungsfähigkeit gilt zum Glück – und nach wie vor in jedem Alter: Es gibt nur selten Schwarz oder Weiß.

© DIE WELT

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