Wie der Dax legt auch der Euro in den vergangenen Wochen deutlich zu. Das hat mehrere Gründe - und die sorgen auch dafür, dass das Ende der Fahnenstange für den Aufwärtstrend der Gemeinschaftswährung noch nicht erreicht ist. Allerdings birgt die Entwicklung auch Gefahren.
Im laufenden Jahr hat es der Euro nochmal allen gezeigt: Anstatt wie von vielen Analysten erwartet in Richtung der 1,20-Dollar-Marke zu fallen, ist er zum ersten Mal seit rund zwei Jahren in Reichweite der psychologisch wichtigen Marke von 1,40 Dollar gestiegen. Dabei war vor nicht allzu langer Zeit noch über ein Auseinanderbrechen der Eurozone spekuliert worden. "Aber wir haben es nicht mit einer Euro-Stärke, sondern mit einer Dollar-Schwäche zu tun", erklärt Sebastian Sachs, Analyst bei der Metzler Bank. Sobald die US-Notenbank den Geldfluss drosselt, gehe es mit dem Euro wieder bergab, warnt Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. "Und das kann schneller kommen, als man es derzeit erwartet."
Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Bremer Landesbank, dürfte einer der wenigen sein, die der Kursanstieg des Euro nicht auf den falschen Fuß erwischt hat. Denn er hatte Ende 2012 für 2013 einen Anstieg des Euro auf über 1,40 Dollar von seinerzeit rund 1,30 Dollar vorausgesagt. Doch hinter dem Kursanstieg stecken nach Einschätzung vieler seiner Kollegen weniger das konjunkturelle Comeback der Eurozone oder große Fortschritte in der Schuldenbekämpfung, sondern vielmehr die schleppende Entwicklung der US-Wirtschaft.
Von Washington bis Los Angeles sind die Geschäfte 2013 nicht so gut gelaufen, wie das viele erwartet hatten. Dadurch hat sich der Arbeitsmarkt in der weltgrößten Volkswirtschaft schlechter als erhofft entwickelt. Doch von einer Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt hat die US-Notenbank Fed eine Drosselung der Geldflut abhängig gemacht. Denn derzeit druckt sie quasi Geld in dem sie jeden Monat Wertpapiere für rund 85 Milliarden Dollar kauft. Da zudem der Haushaltsstreit ungelöst ist, rechnen viele Anleger nun erst für Ende des ersten Quartals 2014 mit einer Drosselung der Geldflut.
Zweifel an Dollar als Weltleitwährung
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08.10.13
– 11:55 min
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Sticht der Euro den US-Dollar aus?
Die politische Zerstrittenheit in Washington gilt derzeit als der größte Hemmschuh für den Dollar. "Wenn der Haushaltsstreit im Januar wieder aufblüht, wird das dem Dollar zu schaffen machen", erklärt Metzler-Analyst Sachs. Dies könnte die Diskussion um den Dollar als Weltleitwährung erneut anheizen.
Mitte Oktober konnte der Dollar nur kurz davon profitieren, dass Republikaner und Demokraten buchstäblich in letzter Minute einen Staatsbankrott abgewendet hatten. Dabei haben sie weder den Streit um die Finanzierung des Haushalts gelöst, noch die Schuldenproblematik durch eine längerfristige Anhebung der Obergrenze aus der Welt geschafft. Man einigte sich nur darauf, genug Geld für die Wiedereröffnung der Bundesbehörden zur Verfügung zu stellen. Die Mittel reichen nur bis Anfang nächsten Jahres.
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Vielen Analysten reicht das nicht. Die Experten der Metzler Bank beispielsweise sehen den Status der USA als "uneingeschränkten Hort der Sicherheit" gefährdet. Das aufstrebende China würde lieber heute als morgen dem Dollar eine zugkräftige Alternative als Weltleitwährung an die Seite stellen. Das Problem der Volksrepublik ist aber, dass sie auch zu den größten Gläubigern der USA weltweit zählen.
Probleme auch vor der "Euro-Haustür"
Bei seiner Geburt 1999 wurde Euro auch als neue Reservewährung gefeiert - als Alternative zum Dollar. Doch ist die Gemeinschaftswährung noch weit davon entfernt, auch nur annähernd so bedeutsam zu sein wie der Dollar, auf den laut Analysten rund 60 Prozent der weltweiten Devisenreserven entfallen. Außerdem hat auch die Eurozone Probleme. Denn weder kommen die beiden größten Euro-Sorgenkinder Italien und Spanien konjunkturell so richtig auf die Beine, noch haben sie ihre Schuldenprobleme langfristig gelöst.
Der starke Euro macht es für viele Unternehmen aus der Eurozone dabei noch schwieriger, auf dem Weltmarkt mit den US-Unternehmen zu konkurrieren, die von dem niedrigen Dollar profitieren. "Die USA sanieren sich auf Kosten der anderen, die Dollar-Schwäche kommt ihnen durchaus gelegen", kommentiert ein Börsianer.
Als Plus-Punkt kann die Eurozone verbuchen, dass durch den hohen Euro der Inflationsdruck geschmälert wird. Denn das in Dollar fakturierte Öl ist dadurch für die Länder der Eurozone nicht ganz so teuer.
Quelle: n-tv.de
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