Wir alle kennen die Situation: Wir stehen vor einem Kaffeeautomaten und wissen nicht, wo drücken, um den gewünschten Espresso zu erhalten. Oder bei einem Billett- oder Fotodruckautomaten machten wir die ganze vorgegebene Schrittabfolge und trotzdem passiert nichts, nur weil wir die abschliessende «ausführen»-Taste nicht gedrückt haben.
Stolpersteine vermeiden
Um solche Stolpersteine zu vermeiden, hat die Hochschule für Angewandte Psychologie der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Olten ein Testlabor eingerichtet. Am bereits siebten Breakfast-Meeting «all in one» der Wirtschaftsförderung erhielten Interessierte die Gelegenheit, dieses «Usability Lab» kennen zu lernen.
«Mit der Automatisierung und der technischen Vernetzung via Computer sind viele Arbeits- und Lebensbereiche vielschichtiger geworden», stellte Adrian Schwaninger, der Leiter des FHNW-Instituts Mensch in komplexen Systemen, bei der Begrüssung fest. «Wir helfen, dieses Zusammenspiel von Menschen, Technik und Organisation zu optimieren.» Dabei gehe es nicht nur darum, bessere Resultate zu erzielen, wo Leute zusammenarbeiten, sondern auch darum, die Menschen gesund und motiviert zu behalten. Werden die Mängel eines Gerätes oder Computerprogramms erst in der praktischen Anwendung ruchbar, kann das teuer werden.
Effektiv, effizient, zufriedenstellend
Besser ist es, die Geräte, Programme und Arbeitsabläufe vorher zu prüfen, ob sie für die Anwendung im Alltag tauglich sind. Deshalb richtete die Fachhochschule Olten an der Riggenbachstrasses «Usability Laboratories», Gebrauchstauglichkeitslabors, ein. «Wir wollen sicherstellen, dass Produkte, welche von Menschen bedient werden, optimal angewandt werden», fasste Daniel Gerkens, der Leiter des Labors, seine Aufgabe zusammen.
Gerkens führt eine eigene Firma «Benutzbar GmbH» in Winterthur und hat das Usability Labor in Olten aufgebaut. «Ein Produkt soll richtig, schnell und zufriedenstellend genutzt werden», erklärte Gerkens. Es lohnt sich, vor der Anschaffung eines Produkts frühzeitig auf eine gute Usability zu achten, das spart Schulungs- und Supportkosten. Dabei kann es sich beim Produkt um ein Haushalts- oder Industriegerät, um Mobiliar, um eine Verpackung, um eine Computeranwendung (Software, Webseiten) oder auch um eine Signalisation im öffentlichen Raum handeln. Konkret bedeutet dies beispielsweise, dass überprüft wird, ob bei einer Firmenwebseite das Bestellen leicht zu handhaben ist, oder ob bei einem Gerät die Navigation auf dem Touchscreen funktioniert. Aber auch ganze Arbeitsabläufe, wie bei der Personenkontrolle am Flughafen, können analysiert werden.
Testpersonen ausgewählt
Für die Überprüfung der Gebrauchstauglichkeit werden Testpersonen ausgewählt, die dann im Usability Lab mit dem betreffenden Produkt arbeiten. Das kann bedeuten, dass der Testperson das Display einer Waschmaschine vorgelegt wird. Zusammen mit Philipp Sury, dem zukünftigen Laborleiter, Roger Burkhard, wissenschaftlicher Assistent, und Magdalena Matescu, wissenschaftliche Mitarbeiterin, demonstrierte Daniel Gerkens das Labor.
Mit Videokameras und Mikrofonen wird aufgezeichnet, wie sie mit den Zahlen und Icons (Zeichen) am Produkt zurecht kommen. Je nach Produkt tragen die Testpersonen Eye-Tracking-Brillen, mit welchen registriert wird, wohin sie den Blick wandern lassen. Für das Handhaben eines Handys werden mit einer kleinen Smartphone - Kamera die Bewegungen aufgenommen. Das Usability Lab ist auch mobil, es können also auch Arbeitsabläufe direkt vor Ort analysiert werden. Im Anschluss an die Tests mit den Zielgruppen werten die Usability- Expertinnen und -Experten an der FHNW die Aufzeichnungen aus und machen Verbesserungsvorschläge und helfe, diese umzusetzen.
Im Jahre 2012 begann Daniel Gerkens und sein Team mit dem Aufbau und der Pilotphase des Gebrauchstauglichkeitslabors in Olten. Nun hat es den Betrieb aufgenommen und im 2014 soll es produktiv werden in Lehre und Forschung, so dass die Studierenden lernen können, damit zu arbeiten.