Wurst-Wähler mit "abnormaler Psychologie"

Er ist nicht irgendwer, dieser Mann, der bei seinem Besuch in Berlin dem Westen eine ordentliche Portion Amoralität unterstellt: Wladimir Jakunin ist nicht nur Chef der staatlichen Eisenbahn in Russland, sondern auch Teil des engsten Umfeld von Wladimir Putin. Der mehrfach mit Orden dekorierte 63-Jährige war sogar schon mal als möglicher Nachfolger des Kremlherrschers im Gespräch – eine Auszeichnung, die nicht jeder politisch überlebt.

Umso gewichtiger sind deshalb seine Worte zu werten. Und diese waren durchaus scharf: Bei einer Rede in Berlin ätzte er, im Westen herrsche moralischer Werteverfall. Besonders eindrucksvoll habe dies natürlich der Song Contest bestätigt: Russen, die beim der Veranstaltung für Österreichs Siegerin Conchita Wurst gestimmt haben, hätten eine "abnormale Psychologie".


Ethno-Faschismus


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Wladimir Jakunin
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"Die antike Definition der Demokratie hatte nichts mit bärtigen Frauen zu tun, sondern die Demokratie ist die Herrschaft des Volkes", so Jakunin weiter. "Vulgärer Ethno-Faschismus" sei hierzulande en vogue, so der Kreml-Intimus bei der Tagung in Berlin.

Über das im Westen umstrittene Homosexuellen-Gesetz in Russland ließ er indessen nichts kommen: Vier Prozent der russischen Kinder würden mit einer genetischen sexuellen Abweichung von der Norm geboren, ein Viertel der 14- bis 16-Jährigen sei in "Gefahr", schwul oder lesbisch zu werden. Das Gesetz trage dazu bei, die Zahl gering zu halten. Und zur Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften mit der Ehe meinte Jakunin: "Das glaube ich erst, wenn ich einen schwangeren Mann sehe."

Das Böse im Osten

Der Eisenbahn-Chef holte in seinem Rundumschlag aber nicht nur gegen die Europäer aus, sondern auch gleich gegen die USA. Das Wohlergehen Europas hänge stark davon ab, ob der Westen auf Dialog setze oder nach der Pfeife der USA tanze, so Jakunin - die Sichtweise, alles Gute komme aus dem Westen, alles Böse aus dem Osten, sei nämlich durchaus gefährlich. "In den USA wissen viele Senatoren nicht mal, wo die Krim liegt", präzisierte er.

Mit ein Grund für seine etwas herbe Meinung vom Westen dürfte sein, dass Jakunin auf einer Sanktionsliste der USA steht - wegen der russischen Politik im Ukraine-Konflikt. Dass Jakunin, der übrigens von der Opposition für Korruption im großen Stil kritisiert  wird, davon nicht viel hält, ist nur logisch: Die Sanktionspolitik des Westens bezeichnete er als "reine Propaganda" und weitgehend wirkungslos.

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