Uwe Fröhlich, 53, Deutschlands oberster Genossenschaftsbanker, macht einen Vorstoß in Sachen Dispozinsen: „Ich habe viel Sympathie dafür, dass Banken für die Überziehung des Dispo nicht extra Zinsen verlangen“, sagte der Präsident des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken am Montagabend beim Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Die Direktbank ING-Diba hatte Anfang des Jahres den Überziehungszins auf das Niveau des Dispozinses gesenkt und damit gerade bei Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken viel Kritik auf sich gezogen. Der Sparkassenverband argumentierte, ein höherer Zins sei nötig, weil die Bereitstellung des Überziehungskredits teuer sei, ähnlich einem Taxi, das immer vor der Tür stehe. Nicht so Fröhlich.
„Girokonten werden so gesteuert, dass Überziehungen die Ausnahme sind, deshalb gibt es für Banken auch keine großen Einnahmen“, sagte Fröhlich (Foto:DPA). Aus seiner Sicht könne man deshalb darauf verzichten, zumal die höheren Zinsen für die Kunden eine „bedrohliche psychologische Komponente haben, weil auf etwas ohnehin schon Negatives noch mal etwas Negatives draufkommt“. Man befinde sich darüber in intensiven Diskussionen, entscheiden müssten es aber die 1078 Volks- und Raiffeisenbanken vor Ort. Ansonsten zeichnet Fröhlich ein nicht zu trauriges Bild von seiner Organisation. „Wir nagen nicht am Hungertuch“, sagte er. 2013 habe man nach Steuern 2,6 Milliarden Euro verdient, 2014 sei zwar etwas schwächer, aber immer noch gut angelaufen. Sorgen macht ihm lediglich die zunehmende Regulierung. hf
SZ vom 28.05.2014