„Weniger Weihnachts- als Sommerfeeling!“

Ihren Traum von einer Reise in eine afrikanisches Land hat Daniela Lückel verwirklicht. Die junge Frau aus Wundert­hausen ist nach Abschluss ihres Psychologie-Studiums für fünf Monate als Volunteer in einem sozialen Projekt in Uganda. Für unsere Leser berichtet sie über das Leben und über das typische Weihnachtsfest in Ostafrika, wo sie im Guesthouse der ugandischen Partner-Organisation UPA (Uganda Pioneers‘ Association) wohnt.

Unterschiedliche Kulturen

„Es ist angenehm, mit Menschen zusammen zu leben, die einen ähnlichen kulturellen Hintergrund haben und man sich über die vielen neuen Erfahrungen im Projekt und im ugandischen Leben austauschen kann“, berichtet Daniela Lückel. „Wie erwartet gibt es halt viele Unterschiede zwischen den beiden Kulturen. Das ist interessant und wirklich spannend, gleichzeitig aber auch unheimlich anstrengend.



Anstrengend ist es auch, dass man als Weißer hier wirklich auffällt und ei

gentlich an jeder Ecke von ,Muzungu’-Rufen begleitet wird. Das bedeutet ,Weißer’. Die Kinder, von denen es hier enorm viele gibt, freuen sich über jeden Weißen, dem sie begegnen. Es gibt aber auch die, die bei meinem Anblick anfangen zu heulen, weil sie noch nie eine nicht-schwarze Person gesehen haben.

Gewöhnungsbedürftig ist auch der Verkehr hier, der gefühlt gar keinen Regeln folgt. Und in Kampala, der Hauptstadt, muss man jeder Zeit gewappnet sein und aufpassen, dass man nicht von einem Boda (Motorrad-Taxi) oder Matatus (Bus-Taxi) überfahren wird.

Wundervoll hingegen ist es, dass an jeder Ecke Musik gespielt wird. Es ist fast unmöglich, einen Menschen zu treffen, der nicht liebend gerne tanzt. Und die Tanzfläche in den lokalen Bars wird regelmäßig von den Herren der Schöpfung eröffnet, was in Deutschland doch eher selten der Fall ist.

Viele Menschen sind enorm gastfreundlich, hilfsbereit und höflich. An meinem zweiten Tag hier bekam ich direkt meine erste Jackfruit geschenkt, die die Familie meiner Projektleiterin frisch für mich vom Baum holten.“

Für alles zuständig



In dem Projekt, Waisenheim mit integrierter Schule, ist Daniela Lückel einfach für alles zuständig, was so im Alltag anfällt: Kochen, Kinder waschen, Aufräumen, Singen, Spielen. Außerdem ist sie mit der Leiterin Florence oft unterwegs, um weitere Projekte kennen zu lernen. „Viele der Projekte, die ich bisher kennengelernt habe, versuchen die Rechte von Frauen oder auch die Unabhängigkeit der Frau dadurch zu stärken, dass der Anbau von Gemüse, Obst und so weiter gelehrt wird“, erklärt Daniela Lückel. „Das sorgt dafür, dass die Menschen sich annähernd selbst versorgen können, so dass sie das wenige Geld, das verdient wird, eher sparen und für die Schulfinanzierung der Kinder nutzen können.“

42 Schulkinder

Die Schule wird während der Schulzeit von 42 Kindern besucht. Während der schulfreien Zeit befinden sich dort 13 Schüler. Bei den Kindern handelt es sich um Waisen, Halbwaisen oder auch Kinder aus der Umgebung, die dort zur Schule gehen. Vormittags haben sie Unterricht, mittags wird für alle auf dem Feuer im Innenhof gekocht, danach geht es wieder in die Schule.

Die für ugandische Verhältnisse relativ kleinen Klassen von fünf bis zwölf Kindern (abhängig vom Alter) sind in sehr einfachen Bauten untergebracht. „Da wir in Deutschland doch meist im Überfluss leben, war es schon krass zu sehen, dass sich dort alle Klassen gemeinschaftlich ein Radiergummi und einen Anspitzer teilen.“

Bei ihren Reisen am Wochenende lernen Daniela Lückel und die Bewohner des Guesthouse das Land besser kennen. „Da sind wir bisher allerdings erst bis nach Jinja gekommen (am Lake Victoria und Ursprung des Nils), das war allerdings eine wunderbare und entspannende Abwechslung zu dem geschäftigen Treiben in Kampala.“

Glühwein und Freunde fehlen

Gerade in der Vorweihnachtszeit gibt es schon ein wenig Heimweh und das Verlangen nach einem Schluck Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt mit Freunden. Tröstlich ist dann für Daniela Lückel „ein kleines Skype-Date oder der wunderbare Oasis-Song ,Wonderwall’, der mich an die Freunde in der Heimat erinnert“. Doch bei Sonnenschein und heißen Temperaturen kommt so recht keine Weihnachtsstimmung auf. „Da uns an den meisten Ecken Reggae-Musik und keine Weihnachtslieder entgegenschallen, befinde ich mich doch eher durchgängig im Sommerfeeling! Auf jeden Fall eine ganz neue Erfahrung!“ Silvester wollen die Volunteers wohl auf den Inseln im Victoria-See verbringen.

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