Die Metapher “Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ meint, dass eine bildhafte Darstellung deutlich mehr Eindruck hinterlässt als ein beschreibender und ausführlicher Text. So verhält es sich auch mit der Mimik des Menschen. Zum Beispiel das Wutgesicht, es signalisiert dem Gegenüber deutlich eine ganz bestimmte Stimmung, auch in Konfliktsituationen.
Santa Barbara (U.S.A.). Jeder Mensch besitzt mehr als 600 Muskeln, davon sind alleine 26 Muskeln im Gesicht vorhanden. Während viele davon der Skelettmuskulatur zuzuordnen sind und Gelenke bewegen, dienen acht verschiedene Muskelstränge der Mimik. Diese Gruppe wird daher auch mimische Muskulatur genannt. In vielen Situationen nutzen wir diese Muskulatur bei der sozialen Interaktion mit anderen Menschen. Hierzu zählt auch das Wutgesicht: Das Gesicht spannt sich, Augenbrauen und Lippen werden zusammengezogen, das Kinn nach vorne geschoben und die Nasenflügel weiten sich. Dabei handelt es sich nicht einfach um eine willkürliche Reaktion auf ein Ereignis, es charakterisiert eine ganz bestimmte Haltung: Aggressions- und notfalls auch Kampfbereitschaft sowie körperliche Stärke und Durchsetzungsvermögen.
Wut nicht nur im Bauch, sondern vor allem im Gesicht
Dieser Ausdruck ist uns allen gegeben und bereits von Geburt an ein wichtiger Teil unserer Kommunikationsfähigkeit. Forscher der Universitäten of California und der Griffith University in Australien haben dieses biologische und evolutionäre Gebaren mit einer Reihe von Experimenten untersucht. Ziel war es herauszufinden, welche Signalwirkung ein Wutgesicht bei dem Gegenüber auslöst und ob auch einzelne Muskelbereiche genügen, um selbige Reaktion zu erreichen. In den psychologischen Tests sollten die Probanden ihren Eindruck von den einzeln vorgestellten Gesichtern auf einem Monitor erläutern. Hier wurden über Fotomontagen neutrale Gesichtsausdrücke mit einzelnen Charakteristika eines Wutgesichts erstellt und zu unterschiedlichen Themen vorgeführt. Bereits einzelne Gesichtszüge signalisierten bei den Betrachtern eine bestimmte Haltung wie Wut aber auch Stärke und Dominanz.
Besonders in der Verbindung mit körperlich starken Personen wirkten diese Gesichtsausdrücke stärker in Richtung Durchsetzungsvermögen und Führungsakzeptanz als bei einer eher schwächeren Person, wo Wut nicht unbedingt als Mittel zur Untermauerung des Willens interpretiert wurde. Diese Studien zeigen, dass der wütende Gesichtsausdruck auch als mimischer Beleg für Stärke und Macht in Verhandlungssituationen oder bei Interessenkonflikten eingesetzt wird.
Wut-Tänze: früher Kriegsgebaren, heute imposantes Kulturgut
Wie angst- oder respekteinflößend solch eine Gesichtsmimik aussehen kann, zeigen kulturelle Aufführungen, wie die rituellen Haka-Tänze der Maori. Die teils sehr wütenden Gesichtsausdrücke und das kriegerische Gebaren der Ureinwohner Neuseelands haben auch der Einschüchterung von Gegnern gedient. Auch wenn diese kriegerischen Zeremonien lange zurückliegen, interpretiert das Team der neuseeländischen Rugby-Nationalmannschaft das Wutgesicht auch heute noch und das sehr wirkungsvoll.
Open all references in tabs: [1 - 4]