Es gibt Menschen, die stecken eine 80-Stunden-Woche problemlos weg. Andere fühlen sich in ihrem Teilzeitjob völlig überfordert oder kämpfen gegen chronische Erschöpfung an. Doch wie kann man sich vor Burn-out schützen? Geht das überhaupt, oder ist am Ende alles eine Frage der genetischen Veranlagung?
Mit ihrem Forschungsprojekt zur „Widerstandsfähigkeit (Resilienz) gegen Stress und Burn-out“ gehen Mitarbeiter der Daimler und Benz Stiftung“ genau diesen Fragen nach.
In einer großen Studie mit rund 1500 Probanden konnten die Forscher nachweisen, dass nicht nur im ererbten Genmaterial Risikofaktoren für Depression oder Burn-out enthalten sein können. Auch Umwelteinflüsse können die Aktivität der Gene beeinflussen – positiv oder negativ.
Burn-out behandeln, bevor sich eine Depression entwickelt
„Es existieren zwischen verschiedenen Individuen große Unterschiede in der Fähigkeit, mit Stress umzugehen. Es ist deshalb von größter Wichtigkeit, schützende und gesundheitsfördernde Einflussfaktoren zu erkennen, um diese zu nutzen“, erklärt Projektleiter Martin Reuter, Professor für Differentielle und Biologische Psychologie an der Universität Bonn. „Burn-Out erinnert in seinen Symptomen wie Antriebsarmut oder Affektverflachung an eine Depression. Es handelt sich jedoch vielmehr um einen Zustand, der zur Depression führen kann.“
Doch genau diese Ansicht ist unter Experten umstritten. Bisher ist das Krankheitsbild Burn-out noch gar nicht offiziell anerkannt und kann somit nur unter anderer Diagnose therapiert und mit den Krankenkassen abgerechnet werden. „Wir müssen deutlich früher und gezielter behandeln. Heute erhalten nur zehn Prozent der Patienten eine adäquate Therapie“, so Professor Martin Keck vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München.
Warn-Signale rechtzeitig erkennen
Doch was können Betroffene selbst unternehmen? Wer ständig müde ist und sich sogar nach dem Wochenende oder Urlaub nicht ausgeruht fühlt, hat Anzeichen für ein Burn-out. Auch Anspannung, verringerte Leistungsfähigkeit, Magenbeschwerden, Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten können Anzeichen sein.
Iris Hauth, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) empfiehlt: Wenn die Symptome länger als zwei Wochen bestehen, können Betroffene davon ausgehen, dass es sich nicht nur um eine „schlechte Phase“ handelt.
Wer Warnsignale bei sich feststellt, sollte möglichst früh gegensteuern. Ein erster Schritt ist ein Gespräch mit dem Arzt. Aber auch an der eigenen Haltung sollte man arbeiten: „Man kann sich einen Stundenplan aufstellen, in dem man ganz bewusst am Abend und am Wochenende echte Pausen einplant“, so Hauth.
1. Was genau ist eine Depression?
Jedenfalls nicht „das Traurigsein, das Bedrücktsein, das wir aus dem Alltag kennen“, sagt Prof. Ulrich Hegerl. Und auch nicht die Melancholie oder Herbstdepression. Der Mediziner von der Universität Leipzig beschreibt die Krankheit vielmehr als „hässlichen, kalten Zustand“, verbunden mit dem Gefühl, dass „die Luft raus“ ist. Dazu zeigt er das Bild eines aufblasbaren Plastikkrokodils, das schlaff am Boden liegt.
Foto: dpa
(Mit Material von dpa)
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