Die Forscher um Oliver Genschow vom Institut für Psychologie der Uni Basel vermuten, dass Rot als eine Art subtiles Stoppsignal wirkt. Nicht umsonst benutzen wir es oft, um eine Gefahr oder ein Verbot anzuzeigen - zum Beispiel mit dem Rotlicht an der Ampel oder in einem Stoppschild.
Mit zwei Experimenten untersuchten die Psychologen, ob Rot über das Unterbewusstsein auch unser Ess- und Trinkverhalten steuern könnte. In der ersten Studie baten sie 41 männliche Studenten, verschiedene Süssgetränke zu probieren. Die Hälfte der Probanden erhielt die Getränke in rot etikettierten Plastikbechern, bei den anderen waren die Becher blau markiert.
Viel weniger getrunken
Wie die Wissenschaftler im Fachblatt "Appetite" berichten, tranken die Studenten mit den roten Bechern rund 40 Prozent weniger als jene mit den blauen Bechern. Das lag nicht etwa daran, dass sie zuvor länger nichts getrunken hatten: Alle Probanden hatten vor dem Experiment so viel Wasser getrunken, bis sie nicht mehr durstig waren.
Die Farbe hatte auch keinen Effekt darauf, wie gut die Getränke den Probanden schmeckten. Rot scheine vielmehr als direktes Signal auf das Verhalten zu wirken, schreiben Genschow und seine Kollegen. Die Farbe wirke wie ein Stoppsignal, das eventuell den Konsum von ungesunden Süssgetränken eindämmen könne.
Im zweiten Experiment untersuchten die Forscher, ob sich ähnliche Resultate auch beim Knabbern von Snacks erzielen lassen. Dazu baten sie 109 Menschen, einen Fragebogen auszufüllen. Jeder Proband erhielt einen Teller mit zehn Bretzeln darauf, von dem er sich nach Belieben bedienen durfte. Der Teller war entweder rot, blau oder weiss.
Hilfe bei Diäten?
Wiederum zeigte sich, dass die Farbe Rot zur Zurückhaltung zu mahnen scheint: Probanden, denen die Bretzel auf einem roten Teller serviert worden waren, assen nur etwas mehr als halb so viel wie Probanden mit blauen und weissen Tellern. Wieder hatte die Farbe keinen Einfluss darauf, wie gut die Snacks den Probanden schmeckten.
Für die Forscher sind die Experimente ein erster Schritt um zu verstehen, wie Farben den Lebensmittelkonsum auf subtile Art und Weise beeinflussen können. Weitere Studien seien nötig, um herauszufinden, ob eine solche Strategie zum Beispiel bei Diäten helfen könnte.