In einer Meta-Analyse überprüften Psychologen der Friedrich-Schiller-Universität Jena die Wirksamkeit von Präventions- und Förderprogrammen für Kinder und Jugendliche.
Laut dem jüngsten Bericht zur KIGGS Studie des Robert-Koch-Instituts und des Bundesministeriums für Gesundheit zur gesundheitlichen Lage von Kindern und Jugendlichen weist jedes fünfte Kind in Deutschland psychische Auffälligkeiten auf: Neben Verhaltensauffälligkeiten leiden die drei- bis 17-Jährigen vor allem unter Essstörungen und Lernschwierigkeiten. In Anbetracht dieser Zahlen hoffen wir auf wirksame Präventions- und Förderprogramme. Doch was können diese wirklich leisten? Dieser Frage gingen Psychologen der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Zusammenarbeit mit Kollegen der Otto-Friedrich-Universität Bamberg in einer aktuellen Meta-Analyse nach.
Wirksamkeitsforschung der vergangenen 40 Jahre
Die Wissenschaftler fassten darin alle bis zum Jahr 2010 im deutschen Sprachraum veröffentlichten Wirksamkeitsstudien zur Prävention und Gesundheitsförderung bei Kindern und Jugendlichen zusammen. Insgesamt 146 Forschungsberichte mit 173 Interventions-Kontrollgruppen-Vergleichen gingen in die Analyse ein.
Es zeigte sich, dass die Wirkung der verschiedenen Programme im Allgemeinen eher moderat war und mitunter nicht die erhofften Effekte erzielt wurden. Präventive Ansätze im Hinblick auf Wissensvermittlung schnitten generell am besten ab. Unklar sei den Forschern zufolge aber, ob die beobachteten Lernerfolge auch zu einem veränderten Verhalten führten. Wurden in den Studien Verhaltensänderungen durch Präventionsprogramme erfasst, fielen diese durchweg bescheiden aus. In der Analyse zeigte sich auch, dass speziell auf bestimmte Zielgruppen zugeschnittene Programme deutlich bessere Ergebnisse erzielten als universelle Angebote.
Nicht immer erfolgreich
Die Wissenschaftler schließen aus ihren Ergebnissen, dass Prävention substanzielle Wirkungen erzielen könne, aber nicht immer von Erfolg gekrönt sei. Wie gut eine Maßnahme funktioniere, hänge in hohem Maße davon ab, wie sie umgesetzt werde: Entscheidend sei, dass die betreuenden Personen gut ausgebildet seien, über fundiertes Wissen zum Präventionskonzept verfügten und das Programm insgesamt als sinnvoll erachteten. Dies sei leider oft nicht gegeben – etwa dann, wenn Präventions- oder Förderprogramme in Schulen von Lehrern durchgeführt würden, die nicht dafür ausgebildet seien und zeitlich nicht ausreichend Spielraum hätten.
Mitunter sogar kontraproduktiv
Manchmal erwiesen sich Präventionsmaßnahmen sogar als kontraproduktiv. Wurden sie nicht entwicklungsangemessen eingesetzt, konnten sie zu einer Überforderung der Kinder führen und sogar negative Effekte haben. Setzten sich Kinder beispielsweise zu früh mit den Gefahren des Drogenkonsums auseinander, bestand die Gefahr, dass ein Teil der Heranwachsenden das erste Mal auf diese Thematik aufmerksam wurde – was Drogen überhaupt erst interessant machte.
Literatur
Beelmann, A., Pfost, M. Schmitt, C. (2014). Prävention und Gesundheitsförderung bei Kindern und Jugendlichen. Eine Meta-Analyse der deutschsprachigen Wirksamkeitsforschung. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 22 (1), 1-14.
7. November 2014
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Foto © Anne Günther/Friedrich-Schiller-Universität Jena
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