VOLLEYBALL: Das Derby als Viertelfinal-Generalprobe

BESTENSEE - Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. In dieser Woche muss Till Theißen, der an der Humboldt-Universität Berlin Soziologie und Psychologie studiert, zum Abschluss des ersten Semesters noch zwei Prüfungen schreiben. Umso befreiter wird der Mittelblocker am Sonnabend (19 Uhr, Arena Bestensee) aufschlagen, wenn die Netzhoppers KW-Bestensee die Berlin Volleys empfangen. Für die Brandenburger ist das Derby das letzte Spiel in der Hauptrunde. Der derzeitige Tabellensechste würde im Viertelfinale auf den Dritten treffen – das sind die Berliner.

Wirtschaftlich wie sportlich sehnen die Netzhoppers eine Playoff-Fortsetzung des Derbys geradezu herbei. „Was Besseres kann uns da nicht passieren“, meint Theißen. „Die Stimmung dürfte gigantisch sein.“ Was kümmert es den gerade mal 20-jährigen Youngster, dass die Brandenburger seit ihrer Bundesliga-Zugehörigkeit 2006 alle elf Vergleiche gegen die Hauptstädter verloren haben?

Der Zwei-Meter-Mann gehört zu den „jungen Wilden“ die sich auf Anhieb in Bestensee durchgesetzt haben. Der U-21-Auswahlspieler war nach der Junioren-Weltmeisterschaft in Brasilien vom VC Olympia Berlin zu den Netzhoppers gewechselt. „Ich wollte in der ersten Bundesliga spielen. Sportlich lief es optimal, denn nur beim ersten Saisonspiel war ich nicht von Anbeginn dabei“, erzählt Theißen, der sich sofort einen Stammplatz erkämpfte. Weil die Mannschaft sich früh in der oberen Hälfte festsetzte, gerieten die Playoffs nie in Gefahr. „Nun können wir die Saison krönen“, zeigt Theißen ungezügelten Appetit auf den Hauptgang um die deutsche Volleyball-Meisterschaft. In den letzten Wochen konnte er nach der Rückkehr von Zuspieler Manuel Rieke die Abstimmung Stück für Stück verfeinern. „Wenn wir gegen Berlin eine Chance haben wollen, muss bei uns alles funktionieren“, weiß Theißen, dessen Spitzname „Bruno“ seinem zweiten Vornamen geschuldet ist.

Geboren in Neuss, wuchs Theißen in Düren auf. In der Volleyball-Hochburg sei es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er sich auch am hohen Netz versuchte. Über das Volleyball-Internat in Frankfurt/Main kam er schließlich vor drei Jahren nach Berlin zum VC Olympia, ehe er nach zwei Spielzeiten die Junioren-Ära beendete.

Vater Gerhard und Mutter Susanne werden am Sonnabend mit auf der Tribüne sitzen. Dass ihr Sohn alsbald nach Düren zurückkehrt, zeichnet sich nicht ab, weil er keinen Bock auf das Schicksal von Matthias Böhme hat. Dem Diagonalangreifer, der vor Theißen bei den Netzhoppers das Trikot mit der Nummer 8 trug, droht mit Evivo Düren das vorzeitige Saisonende schon vor dem Viertelfinale. Theißen will sich aber im Moment nicht mit Vertragsgesprächen belasten: „Das ist derzeit kein Thema für mich. Über die nächste Saison hat der Verein noch nicht mit mir geredet.“ Schließlich hatte er angesichts des Prüfungsstresses den Kopf voll genug.

Trainer Mirko Culic will mit der „Rasselbande“ gern weiterarbeiten. Sollte es nun mindestens noch drei Spiele gegen das mit Meister-Ambitionen gestartete Topteam aus Berlin geben, wäre für Theißen und Co. genug Gelegenheit, sich für eine Vertragsverlängerung zu bewerben. (Von Peter Stein)

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