Voigtsdorfer Paar freut sich auf Irkutskerin








Gasteltern für drei Monate: Heidi und Simeon Schlosser aus Voigtsdorf erwarten im April zum zweiten Mal einen Schüler aus dem sibirischen Irkutsk.


Foto: Eckardt Mildner



45 Schüler aus Russland werden ab April für drei Monate in Sachsen leben und lernen

Voigtsdorf. Sie hatten schon öfters über den Verein "Gastschüler in Deutschland" und seine Aktivitäten in der Zeitung gelesen. Doch erst nach drei Jahren waren sich Heidi und Simeon Schlosser einig: "Jetzt ist die Zeit dafür." Inzwischen empfangen die Voigtsdorfer am 25. April zum zweiten Mal einen Jugendlichen aus Russland, der die Gastfreundschaft der beiden Mittelsachsen genießen darf. Schlossers haben erfahren, dass diesmal ein 16-jähriges Mädchen aus Irkutsk kommt, das sich für Psychologie, Journalistik und Filme interessiert und eine engagierte Pfandfinderin ist. Außerdem bevorzuge sie die vegetarische Küche, mag Katzen und Kaninchen. "Wie die Menschen kommen, so werden sie angenommen", sagt der 75-Jährige, der früher viele Jahre als Lehrer tätig war und noch heute Seminare zur Selbsterfahrung abhält.

Doch was treibt Gasteltern zu einem solchen Engagement? Christine Erb, die in Chemnitz für den Verein ehrenamtlich arbeitet und ständig auf der Suche nach Gasteltern ist, glaubt die Gründe zu kennen: "Ich denke, es ist eine Mischung aus gesellschaftlicher Verantwortung, christlicher Einstellung, schicksalhafter Verstrickung, vielleicht auch Schuldgefühlen. Auch die Verwirklichung von wahrer deutsch-sowjetischer Freundschaft spielt dabei eine Rolle." Da scheint die Geschichte von Gastmutter Heidi Schlosser ideal hineinzupassen: "Ich war Anfang der 1960er-Jahre als Austauschschülerin in den USA. Eine Erfahrung, die ich gern eines Tages zurückgeben wollte. Mit der Unterstützung des Vereins ist mir das nun gelungen", sagt die 67-Jährige. Dass beide inzwischen das Rentenalter erreicht haben, interessiert kaum jemanden. Ihr erster Gastschüler Jura hat jedenfalls nach seinem Aufenthalt 2009 gemeint: "Ich hatte die besten Gasteltern." Das ist umso erstaunlicher, da der 17-jährige Irkutsker als Letzter der Gruppe an eine Familie in Sachsen vermittelt wurde und gar nicht aufs Dorf wollte. "Jura hat sich für große Städte und Architektur interessiert. Daher haben wir ab und zu Fahrten nach Dresden, Leipzig, Nürnberg und Berlin unternommen. Dann war er ständig mit seiner Kamera auf Motivsuche", erinnert sich Simeon Schlosser.

Jugend mit gleichen Interessen

Rasch haben die beiden Voigtsdorfer gemerkt, dass sich die deutsche Jugendkultur von der in Russland kaum unterscheidet. Ob Musik oder Internet, die Interessen würden sich stark ähneln. In diesem Zusammenhang betonte Simeon Schlosser, dass letztlich beide Seiten von dem Programm des Vereins profitieren. "Das ist aber auch eine sehr große Herausforderung", fügt er an. Eine Herausforderung, die wiederum positive Energien freisetze.

Dennoch seien die Voigtsdorfer wie die anderen Gasteltern auch auf mögliche Konflikte vorbereitet worden - doch davon keine Spur. "Teil des Programms war ein wöchentliches Gespräch, das wir konsequent jeden Samstagvormittag geführt haben. Da konnten auch unschöne Dinge auf den Tisch gepackt werden", blickt Heidi Schlosser zurück. "Vielleicht hatten wir deshalb so eine harmonische Zeit mit Jura."

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