Viel Technik und ein bisschen Psychologie Heinz Kuttin für den Erfolg der …

Viel Technik und ein bisschen Psychologie

Der Erfolg der Österreicher bei der Vierschanzentournee kam für viele überraschend - trotz aller Dominanz der Vorjahre. Doch der Trainerwechsel von Alexander Pointner auf Heinz Kuttin ist voll aufgegangen.

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Garmisch-Partenkirchen Die Vierschanzentournee ist die Nagelprobe für den neuen österreichischen Skisprung-Cheftrainer Heinz Kuttin. Den Katastrophenstart in die Weltcup-Saison mit Rang acht im Teamwettbewerb der Skisprungnation Nummer eins hatte früh Zweifel aufkommen lassen, ob der überraschende Wechsel von Tourneesieger-Macher Alexander Pointner auf Kuttin im Frühjahr 2014 richtig war.

Scheut auch tiefgreifende Veränderungen in seinem erfolgsverwöhnten Skisprung-Team nicht: der österreichische Cheftrainer Heinz Kuttin. Foto: Eibner

Doch sein Team lieferte rechtzeitig: Beim Tournee-Auftakt in Oberstdorf sorgten die Österreicher mit dem Doppelsieg von Stefan Kraft und Michael Hayböck sowie Platz fünf für den wiedererstarkten Routinier Andreas Kofler für einen Paukenschlag und Kuttin durfte sich schon nach einem halben Jahr im Amt als "Erfolgstrainer" feiern lassen. Auch gestern in Garmisch-Partenkirchen landeten drei Österreicher in den Top Ten.

Am ruhigen Kuttin scheint die ganze Aufregung um die bald vielleicht sieben Jahre andauernde Tournee-Dominanz der Österreicher abzuprallen. "Ich bin sehr zufrieden, die Ausgangsposition ist super. Alle sind frisch und haben viel Selbstvertrauen", meinte Kuttin, der mit seinen ÖSV-Springern nicht mitten im Trubel von Garmisch sein Zelt aufgeschlagen hat, sondern im 40 Kilometer entfernten Mösern bei Seefeld.

Mit Ruhe und Bedacht arbeiten, bloß nicht überdrehen. Das ist auch der Rat, den Kuttin an andere Nationen, wie die abgestürzten Deutschen: "Man hat gesehen, dass viele schon in Oberstdorf voll auf den Tournee-Sieg fokussiert waren, und das hat sie gehemmt." Im Vorfeld der Tournee hatte Kuttin deshalb versucht, die Erwartungen der erfolgsverwöhnten österreichischen Öffentlichkeit an sein Team zu dämpfen: "Die anderen Nationen müssen gewinnen, wir können gewinnen", meinte der Kärntner.

Schließlich stand hinter seiner Verpflichtung die Absicht eines kompletten Neuaufbaus im österreichischen Team. "Man darf nicht in der Vergangenheit kleben bleiben", meint der 30 Jahre alte Kofler (gestern Zwölfter), der unter Kuttin "immer noch etwas dazulernt".

Doch besonders für den zweimaligen Tourneesieger Gregor Schlierenzauer waren die technischen Einschnitte nach zuletzt schwächeren Leistungen tiefgreifend: Neben dem Bindungssystem veränderte der 24-Jährige auch seinen Schwerpunkt vor dem Absprung. Dementsprechend fehlt Schlierenzauer noch die Konstanz, um wie Teamkollege Michael Hayböck jedes Mal vorne mitzumischen. Nach dem enttäuschenden 17. Rang in Oberstdorf schrammte "Schlieri" gestern als Vierter nur knapp am Podest vorbei. Auch deshalb schätzt der 53-fache Weltcupgewinner seinen neuen Coach auch als Psychologe: "Wenn er einem in die Augen schaut, weiß er eigentlich, wie es einem geht", sagt der 24-Jährige.

Und wie wichtig Psychologie im Skispringen ist, weiß man ja seit dem Debakel der Deutschen in Oberstdorf.

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