JuraForum.de Nachrichten Wissenschaft Verstärkung für Psychoonkologie am Uniklinikum Leipzig
11.12.2012, 10:10 | Wissenschaft | Autor: idw | 0 Kommentare
Immer mehr Menschen leben heute viele Jahre oder Jahrzehnte mit Krebs, zum Teil auch mit gravierenden Einschränkungen, die diese Krankheit mit sich bringen kann. Dieser Entwicklung hat die Medizin über lange Zeit zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. „Gerade mentale Prozesse sowie psychische und körperliche Funktionen können auch lange nach der Behandlung noch eingeschränkt sein und so beispielsweise die Berufsfähigkeit aber auch den Alltag und die Lebensqualität stark beeinträchtigen“, erklärt dazu Prof. Anja Mehnert. Die Psychoonkologin verstärkt seit wenigen Wochen das Team der Krebsexperten am UCCL, dem Krebszentrum des Uniklinikums Leipzig. Ihr Schwerpunkt: Die Forschung und die psychologische Begleitung von Krebspatienten und deren Angehörigen während und nach der Behandlung. „Diese Diagnose ist für jeden ein Einschnitt, der allerdings unterschiedlich gravierend und mit sehr verschiedenen Belastungsfaktoren verbunden sein kann“, so Prof. Mehnert, die zuletzt am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf tätig war. „Einigen Patienten genügen neben dem wichtigen familiären Rückhalt Informationen und ein bis zwei Beratungen, aber etwa ein Drittel der Krebspatienten benötigt intensivere psychologische Unterstützung, um mit der neuen Lebenssituation fertig zu werden.“ Es ist wichtig, dass am UCCL Leitlinien- und evidenzbasiert ein breites und den Bedürfnissen der Patienten und Angehörigen angemessenes Unterstützungsangebot vorhanden ist. Dieses kann in Beratungsgesprächen bestehen, in praktischer Hilfe wie bei der Suche nach Hilfsangeboten oder auch in einer Psychotherapie. Diese wird dann speziell ausgerichtet auf die Bedürfnisse von Krebspatienten und deren Angehörigen. „Hier sind oft andere Fragen wichtig als in einer klassischen Psychotherapie“, weiß Anja Mehnert, die seit Jahren auf diesem Gebiet tätig ist. „Unser Ziel besteht daher vor allem darin, Menschen im Umgang mit den vielfältigen Krankheitsfolgen zu unterstützen, den Lebenssinn und die Hoffnung zu stärken und neue Ziele zu setzen.“ Wie genau dies aussehen muss und welche Bedürfnisse Krebspatienten haben, ist das Thema der Forschungsarbeit von Prof. Mehnert, die auch Vorstand der internationalen Gesellschaft für Psychoonkologie und im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Onkologie (PSO) der deutschen Krebsgesellschaft tätig ist. Ihr Fazit: “Es gibt trotz der vielen Krebserkrankungen bisher nur sehr wenige Angebote auf diesem Gebiet, und diese erreichen auch nur einen Bruchteil der Betroffenen.“
Damit möglichst viele Menschen künftig von dem neuen und breit gefächerten psychosozialen Beratungsangebot am UKL profitieren können, soll das Angebot der bestehenden Beratungsstelle erweitert und eine Ambulanz für Psychosoziale Onkologie aufgebaut werden. Dass der Bedarf noch weiter wachsen wird, davon ist Prof. Mehnert überzeugt. “Wir sehen erst heute, was es bedeutet, dank des medizinischen Fortschritts mit Krebs zu überleben“, so Mehnert. Und es stellen sich neue Fragen: „Immer mehr Menschen leben heute viele Jahre auch mit einer unheilbaren Prognose. Hier mit qualifizierten Angeboten helfen zu können - darauf müssen wir Psychologen uns einstellen.“
Kontakt:
Prof. Dr. phil. Anja Mehnert
Leiterin der Sektion Psychosoziale Onkologie, Abteilung Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Leipzig
Tel. 0341- 97 15414
E-Mail: anja.mehnert@uniklinik-leipzig.de
Quelle: idw
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