Junge Akademiker bewerben sich zunehmend auch im Ausland um eine Arbeit
In den Medien wird berichtet, dass es in Deutschland an qualifizierten Arbeitnehmern und Akademikern fehlt. Umso mehr verwundert es, dass Absolventen sowohl mit Bachelor- als auch mit Master-Abschluss Schwierigkeiten haben, einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden. So geht es auch Kaya S., die Psychologie studiert hat und ihr Studium mit dem Master in Human Resource Development (HRD) in London abgeschlossen hat. Obwohl sie hochqualifiziert ist, konnte sie noch keinen passenden Arbeitsplatz in Deutschland finden. Stattdessen werden ihr nur Praktika angeboten, was für die Firmen von großem Vorteil ist: Sie beschäftigen sehr gut ausgebildete junge Leute, ohne hohe Kosten zu haben. Dies hat aber zur Folge, dass sich diese Arbeitssuchenden vermehrt im Ausland bewerben und dem deutschen Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen. Auch Kaya bewirbt sich nun über die Grenzen hinweg in Bratislava, der Hauptstadt der Slowakei, um eine Festanstellung.
Sie ist übrigens kein Einzelfall. Viele andere junge und in Deutschland ausgebildete Akademiker leben inzwischen in Schweden, England, Ungarn und anderswo. Viele von ihnen werden dort wohl immer bleiben.
Es ist sehr bedauerlich, dass Unternehmen nach Fachkräften suchen, aber Berufserfahrung immer eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung ist - so kann ein Anfänger ja nie eine Festanstellung bekommen.
Sollte sich diese Situation nicht ändern, wird es in vielen Bereichen des Arbeitsmarktes in Deutschland zu größeren personellen Engpässen kommen, so wie es jetzt bei den Ärzten der Fall ist. Sehr viele von ihnen wurden in Schweden zu deutlich besseren Arbeitsbedingungen eingestellt, und nun fehlen bei uns vor allem auf dem Lande inzwischen Mediziner.
Der Trend, dass junge Menschen zunehmend ins Ausland ziehen, wirkt sich außerdem nachteilig auf die Altersstruktur Deutschlands aus. Der Anteil der älteren Menschen nimmt deutlich zu und die Geburtenraten sind im Vergleich zu anderen Ländern besonders niedrig.
Kaya wird sicher noch einen tollen Arbeitsplatz finden, wahrscheinlich nur nicht in Deutschland - und das ist schade. Denn schade ist auch, dass ihr Freund dann ebenfalls in der Stadt, in der sie leben würde, einen Arbeitsplatz suchen wird. Auch er hat studiert, auch er hat demnächst den Master erreicht. Ärgerlich auch für mich, denn er würde weit entfernt wohnen - er, das ist mein Bruder.