Psychologen der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt wiesen nach, dass es ebenso wie eine Unaufmerksamkeitsblindheit auch eine Unaufmerksamkeitstaubheit gibt.

In der psychologischen Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsforschung gibt es ein klassisches Experiment, dass den Effekt der sogenannten Unaufmerksamkeitsblindheit („inattentional blindness“) nachweist: Versuchspersonen schauen die Videoaufnahme eines Basketballspiels mit der Aufgabe, die Anzahl der Pässe zu zählen. Dabei fällt den allermeisten Menschen nachweislich nicht auf, dass im Verlauf des Spiels eine als Gorilla verkleidete Person über das Spielfeld läuft. Doch existiert dieser Effekt der abgelenkten Aufmerksamkeit nur im Bereich der visuellen Wahrnehmung? Psychologen der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt untersuchten nun das Phänomen der Unaufmerksamkeitstaubheit („inattentional deafness“) am Beispiel eines Musikstücks.

„Gorilla“ im klassischen Musikstück

Die Wissenschaftler bauten für ihre Untersuchung einen „Gorilla“ in Form eines 20-sekündigen E-Gitarrensolos in das klassische Werk „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss ein. Insgesamt 115 Versuchspersonen hörten die modifizierte Aufnahme. Dabei hatten die Teilnehmer der experimentellen Gruppe die Aufgabe, die Anzahl der Paukenschläge im Stück zu zählen, während die Kontrollgruppe nur aufgefordert war, das Stück anzuhören.

57 Prozent hören E-Gitarre vor lauter Pauken nicht

Es zeigte sich, dass nur 43 Prozent derjenigen, die die Paukenschläge zählten, das E-Gitarrensolo wahrnahmen. Hingegen bemerkten 81 Prozent der Kontrollgruppe den „Gorilla“.

Allgemein erhöhte eine musikalische Vorbildung die Wahrnehmungsfähigkeit: Während 75 Prozent der Musiker das Gitarrensolo wahrnahmen, bemerkten nur 48 Prozent der musikalischen Laien den eingebauten Fremdkörper. Aber auch die Vertrautheit mit dem Stück bzw. das musikalische Training eliminierten die Unaufmerksamkeitstaubheit nicht vollständig.

Literatur

Koreimann, S., Gula, B. Vitouch, O. (2014). Inattentional deafness in music [Abstract]. Psychological Research, 78 (3), 304-312.

17. Juni 2015
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Foto: © Susanne Koch

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