Dürrlewang - Zwei Dinge sind bei der Infoveranstaltung deutlich geworden. Die Psychologie spielt auch bei Bauprojekten eine große Rolle. Und die Unternehmen im Gewerbegebiet Vaihingen-Möhringen akzeptieren die Großbaustelle vor ihren Firmentüren – doch sie wollen gut informiert werden. Und das taten Daniel Kohler und Marco Saturno von den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) sowie Michael Welsch vom Ingenieurbüro SSP Consult dann auch bei dem Treffen mit der Wirtschafts- und Industrievereinigung (WIV).
„Wir haben vorher gewusst, dass der Bau der U 12 eine schwierige Kiste wird“, sagte der WIV-Vorsitzende Günter Sabow. Man habe im Synergiepark nur wenige zentrale Verkehrsachsen. Da sei so eine langfristige Baustellensituation nicht leicht zu handeln. Die Experten von SSP Consult würden sich viel Mühe geben, um funktionierende Umleitungen einzurichten. „Aber die Verkehrsteilnehmer reagieren dann doch oft anders, als man in den Berechnungen vermutet hat“, sagte Sabow. Insgesamt sei es schlicht eine „knifflige Situation“. Umso wichtiger sei eine gute Kommunikation.
In der Anfangszeit des Projekts haben die SSB wöchentlich Newsletter verschickt. Davon sind sie aber wieder abgekommen. Unter anderem, weil es zu viele Verschiebungen im Bauablauf gegeben habe, sagte der SSB-Projektleiter Marco Saturno. Das habe mit der Art der Bauarbeiten zu tun gehabt. Denn daran waren bisher immer viele Firmen nahezu gleichzeitig beteiligt, und viele kleine Baufelder waren notwendig.
Großbaustelle sorgt auch für Unmut
Die vielen Veränderungen im Bauablauf und die teils wöchentlich neu eingerichteten Umleitungen sorgten durchaus für Unmut unter den Unternehmern. Auch das wurde bei dem Treffen deutlich. „Am Anfang haben wir die Informationen über die Baustelle bei uns ans Schwarze Brett gepinnt. Das haben wir dann aber bald wieder gelassen, weil es dann doch immer anders war“, sagte einer der Anwesenden.
„Der Verkehr fließt sowieso schon nicht“, klagte ein anderer. Häufig gebe es schon ab dem Schillerplatz einen Rückstau bis ins Gewerbegebiet. Ein Teil des Problems sei, dass die Stadtbahn Vorrang habe und auch die Fußgänger binnen weniger Sekunden Grün bekommen würden, wenn sie die entsprechende Taste betätigen. „Da türmt sich dann schon die Frage auf, warum das nicht zumindest für die Zeit der U-12-Baustelle anders zu regeln ist“, sagte der Unternehmer.
Günter Sabow versuchte zu vermitteln. „Wir sehen täglich den Stau“, sagte er an den Verkehrsexperten Michael Welsch gewandt und ergänzte: „Vielleicht ist es sinnvoll darüber aufzuklären, warum etwas nicht anders zu machen ist.“ So könnten die SSB und SSP Consult für Verständnis werben. Sabow bedauerte auch ein wenig, dass es den Baustellen-Newsletter nicht mehr wöchentlich gibt. Er plädierte dafür, in den elektronischen Briefen nicht nur über die demnächst anstehenden Umleitungen zu informieren, sondern beispielsweise auch darüber, was alles geschafft wurde. Denn der WIV-Vorsitzende war durchaus beeindruckt davon, wie weit die Arbeiten an dem neuen Streckenast schon vorangeschritten sind. „Vor lauter rot-weißen Bauzäunen sieht man das gar nicht.“
Gewisse „Interessenlosigkeit“ bei der Stadt
Er sei sich sicher, dass die SSB mehr Akzeptanz für ihre Baustelle erhalten könnten, wenn sie sich selbst auch ein bisschen loben und zeigen würden, dass es im Synergiepark voran geht. Damit ein Bauprojekt ein Erfolg werde, brauche es eben nicht nur eine gute Informationspolitik, sondern auch eine gewisse Psychologie und die Aussicht darauf, dass am Ende alles gut werden wird, wenn die Durststrecke erst einmal überstanden sei.
Sabow war anzumerken, dass er auf Vermittlung aus war. Bei einer Sache konnte aber auch er seinen Unmut nicht verbergen. Der Bereich zwischen dem Kreisverkehr an der Vaihinger Straße und der Ernsthaldenstraße sei derzeit oft zugeparkt. Kein Wunder, der Parkdruck im Synergiepark ist hoch. Doch derzeit versuchen viele der Beschäftigten, über den nördlichen Wallgraben das Gebiet zu verlassen. „Die Straße ist aber so eng, dass selbst zwei Pkw nicht aneinander vorbeipassen“, sagte Sabow. Er habe bei der Stadt angerufen und vorgeschlagen, dass die Autos mit zwei Rädern auf dem Gehweg parken dürfen und das entsprechend markiert wird.
Doch beim Ordnungsamt sei er auf eine gewisse „Interesselosigkeit“ gestoßen. Denn die Stadt wolle gar nicht, dass die Beschäftigten im Gewerbegebiet diesen Weg wählen, um nach Hause zu kommen. „Dafür habe ich unter normalen Umständen auch Verständnis. Nicht aber, wenn drei Jahre lang im Gewerbegebiet gebaut wird“, sagte Sabow und forderte mehr Flexibilität seitens der Verwaltung.