Lässt sich ein guter Freund oder eine gute Freundin scheiden, erhöht sich das Risiko um 75 Prozent, dass auch die eigene Ehe in die Brüche geht. Diese hohe Prozentzahl ist das Ergebnis einer aktuellen Studie amerikanischer Wissenschaftler. Für die Untersuchung haben die Forscher über viele Jahrzehnte gesammelte Daten ausgewertet. Lässt sich ein Bekannter scheiden, steigt das Risiko immer noch um 33 Prozent.
„Breaking Up Is Hard to Do, Unless Everyone Else Is Doing It Too“ (auf Deutsch: Eine Beziehung zu beenden ist schwer, es sei denn, alle anderen tun es auch), heißt die Studie, die nun im Fachmagazin „Social Forces“ erschienen ist. Für die Untersuchung hat sich ein Forscherteam unter der Leitung von Rose McDermott, Professorin an der Brown University, an der sogenannten Framingham-Herz-Studie bedient. Die Studie wurde bereits 1948 begonnen und hat Daten von mehr als 10.000 Amerikanern gesammelt.
Auch Freunde von Freunden steigern das Risiko
Dass die Scheidung eines engen Freundes andere Ehen so stark beeinflussen kann, bezeichnen die Wissenschaftler als „soziale Ansteckung“. Die Theorie ist nicht neu. Frühere Studien belegen: Das Gewicht von Freunden beinflusst das eigene Gewicht. Leute, die ein Kind bekommen, animieren ihre Geschwister zum Kinderkriegen. Außerdem zeigen Untersuchungen, dass es wahrscheinlicher für Kinder aus geschiedenen Ehen ist, sich ebenfalls scheiden zu lassen.
Neu ist jedoch die Idee, das soziale Umfeld beeinflusse die ganz private romantische Beziehung. „Die Ergebnisse legen nahe, dass eine Scheidung sich tatsächlich zwischen Freunden ausbreiten kann“, schreiben die Autoren. Und zwar nicht nur zwischen direkten Freunden. Auch wenn sich Freunde von Freunden scheiden lassen, steige das Risiko für die eigene Beziehung. Dennoch sind nicht alle der gleichen „Ansteckungsgefahr“ ausgesetzt. Eltern etwa sind weniger anfällig, sich mit dem Scheidungsvirus zu infizieren. Bei ihnen sinkt das Risiko mit jedem weiteren Kind.
Jede zweite Ehe scheitert
Mit der neuen Erkenntnis kann man zu dem Schluss kommen, schnell alle Freundschaften zu Geschiedenen zu beenden, um die eigene Beziehung nicht aufs Spiel zu setzen. Die Forscher machen allerdings den Vorschlag, die ganze Sache positiv zu betrachten. So könne möglicherweise auch die gute Beziehung eines Freundes oder einer Freundin helfen, Qualität und Dauer der eigenen Beziehung zu verbessern.
Auch erhoffen sich die Wissenschaftler, durch ihre Erkenntnisse eine Debatte anzustoßen, in wieweit Scheidungen ein soziales oder ein individuelles Problem sind. In den USA halten 43 Prozent der Ehen maximal 15 Jahre. In Deutschland scheitert jede zweite Ehe, im Schnitt nach rund 14 Jahren. (ef)
1. Geringe Einsatzbereitschaft
Spricht einer der beiden Partner oft von Trennung oder trifft er Entscheidungen für die Zukunft (zum Beispiel einen Jobwechsel) ohne den anderen, ist seine Einsatzbereitschaft gering. Einsatzbereit ist der Partner dagegen, wenn er sich an Abmachungen hält, zum Beispiel anruft, wenn es bei der Arbeit später wird. (Bild: dpa)