Baustellen, Raser und Drängel-Aktionen: Die tägliche Autofahrt kann zum absoluten Stress-Trip werden, gerade bei großem Termindruck. Ärger im Auto treibt den Blutdruck in die Höhe. Experten erklären, welche Strategien gegen die Aggression wirken.
Oft fährt sie mit, die Wut im Bauch. Nach einem Hupkonzert, einem Fingerzeig oder einer Drängelaktion fühlen sich viele Autofahrer gestresst. Dann heißt es: Ruhe bewahren, Schock bekämpfen und vor allem die Aggression unter Kontrolle bringen.
Stress im Auto hat langfristige Folgen
Häufige und dauerhafte Stresssituationen können langfristige Folgen haben: Dazu zählen eine nachlassende Gedächtnisleistung, Unausgeglichenheit, Depression oder erhöhte Aggressionsbereitschaft. Außerdem erhöht sich das Herzinfarktrisiko, das Immunsystem wird geschwächt und chronische Müdigkeit droht. Besonders beim Autofahren können Adrenalin-Schübe gefährliche Folgen haben, warnt Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR): „Wer gestresst ist, konzentriert sich nicht mehr aufs Fahren und macht Fehler, indem er zum Beispiel andere Verkehrsteilnehmer übersieht oder eine falsche Entscheidung trifft.“
1. Was sind die Symptome von Stress?
Dass man Stress hat, merkt man dem Mediziner und Führungscoach Jörg-Peter Schröder zufolge so: Es fällt schwer, sich etwas zu merken und sich zu konzentrieren, die Zunge ist trocken. Auch Denkblockaden, Muskelverspannungen, Spannungskopfschmerzen, ein zuckender Lidwinkel und Zähneknirschen können Anzeichen sein.
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Stress entsteht nicht nur beim Autofahren, sondern oft schon vorm Einsteigen. „Fahrer tragen zusätzliche externe Stressoren in die eigene Fahrtabwicklung hinein, überwiegend durch den eigenen Zeitdruck oder Ärger. Der morgendliche Stau oder die Dauer der Rotphase sind gleich, aber der Fahrer wird unbeherrscht, wenn er merkt, dass es für den Termin eng wird“, erklärt Jörg Kubitzki, Unfallforscher im Allianz Zentrum für Technik.
Immer wieder liegen die Nerven blank
Zwar sollte jeder Fahrer fähig sein, ohne unangemessen hohes Stresserleben einen verengten Baustellenfahrstreifen oder einen längeren Tunnelabschnitt zu passieren. Doch immer wieder geschieht es, dass die Nerven blank liegen. Vergangenes Jahr mussten laut der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) rund 15.500 Verkehrsteilnehmer wegen Verkehrsauffälligkeit ohne Alkoholeinfluss zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU). Darunter fallen Drängler, Raser und andere Verkehrssünder, die zu aggressiv auf den Straßen unterwegs sind.
Für gestresste Verkehrsteilnehmer gibt es mehrere Möglichkeiten, das Unwohlsein zu kompensieren. Das können neben einer beruhigenden Atemtechnik auch sanfte Musik oder ein schöner, entspannender Gedanke sein. Auch ein gemächliches Tempo, eine gute Routenplanung, ein angemessenes Zeitmanagement, Erholungspausen und eine kritische Selbstkontrolle vor und während der Fahrt sind hilfreich. Wichtig sei außerdem eine fehlerverzeihende defensive Fahrweise, erklärt Kubitzki.
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