Ein Viertel aller Beschäftigten in der Schweiz arbeitet heute regelmässig zirka drei Tage pro Monat ausserhalb des Büros. Dies ergab eine repräsentative Studie der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW in Olten.
Während der grösste Teil, zirka 50 Prozent, immer noch grundsätzlich am üblichen Unternehmensstandort arbeitet, kristallisierten sich laut Hartmut Schulze, Leiter Institut Kooperationsforschung und -entwicklung an der Hochschule für Angewandte Psychologie (FHNW) in Olten, zwei grössere ortsunabhängige Typen von Arbeitenden heraus.
Der Typ «Home Office», also der Arbeitende, der die Hälfte der Zeit im Büro und zusätzlich zu Hause arbeitet (16 Prozent), und der mobile Typ (auch zirka 16 Prozent), der zwischen üblichem Firmenbüro und weiteren Orten wechselt, wie zum Beispiel einem Coworking Space, und nur wenig von zu Hause arbeitet.
«Eine Ursache könnte sein, weil man sein Zuhause für das Private und die Familie reservieren möchte», sagt Schulze. In solche Coworking Spaces, einzelne kurzfristig und auch für kurze Zeit mietbare Arbeitsplätze in einem grossen Büro, investierten grosse Unternehmen wie die SBB oder die ZKB in den letzten Jahren bereits in Bern, Zürich und Genf.
Die Wirtschaftsförderung Olten hat nun in Olten als Erste ein solches Projekt im kleineren Rahmen gestartet. «Wir wollen am Standort Olten einen Schritt voraus sein und solche Büros der Zukunft anbieten», sagt Urs Blaser, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Olten. Der hoch frequentierte Standort Olten liefere dafür die beste Ausgangslage.
Alternative zu Home Office
«Wir möchten mit unserem Angebot sogenannte Smart Workers (Anm. d. Red.: ortsunabhängige Arbeitende) ansprechen, aber nicht nur», so Blaser. «Sondern alle, die einen ruhigen Platz zum Arbeiten brauchen und gleichzeitig unter Leuten sein wollen.»
Eine gute Option sind Coworking Spaces laut Schulze für diejenigen, die nicht jeden Tag ins Büro fahren wollen und eine Alternative zum Home Office suchen.
An der Aarauerstrasse 55 in Olten stehen nun zwölf klassische Büro-Arbeitsplätze inklusive Kaffee- und Sofa-ecke bereit. Noch vor der Eröffnung vor drei Tagen meldeten sich laut Blaser ein Start-up mit drei Personen und fünf weitere individuell Interessierte an.
Pro Arbeitsplatz und pro Tag zahlt man zehn Franken. Zumindest in den nächsten sechs Monaten, so heisst es auf der Website des Projekts. Ob die Mietpreise später – nach der aktuellen Testphase – noch angepasst werden, weiss Urs Blaser noch nicht.
Was, wie, wo geändert werden könnte, wird ihm eine studentische Projektgruppe der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW in Olten vorschlagen können, die den Coworking Space in der Startphase vor Ort begleiten wird.
«Sie werden die Entwicklung dokumentieren und allfällige Verbesserungsvorschläge erarbeiten», sagt Schulze. Die Hochschule war bereits an der Konzeptentwicklung beteiligt.
Selbsttragendes Projekt
«Wir wollen das ganze Projekt jetzt erst ein Jahr lang testen», sagt Urs Blaser. So lange dauert die mit den Eigentümern vereinbarte Zwischennutzung. Ende 2016 planen diese laut Blaser einen Umbau mit Schwerpunkt Wohnen. Deshalb konnte er spezielle Konditionen aushandeln, wie er sagt.
Und er war froh drum. Denn: «Das Projekt ist selbsttragend.» Voraussichtlich soll der Coworking Space Anfang 2017 aber eine feste Bleibe erhalten sprich die Wirtschaftsförderung Olten wird damit als fester Mieter in ein Geschäftshaus ziehen.
«Wohin, wissen wir noch nicht.» Der Standortwechsel, sofern in Bahnhofnähe, wird für den mobilen Smart Worker wohl kein Problem sein.