Studie bestätigt, dass gemeinsame Aktivitäten den Altagstrott verhindern. Grafik: © Im Park / Paulwip / pixelio.de
Eine neue Studie bestätigt, dass Paare die einmal in der Woche gemeinsam etwas spannendes unternehmen, eine wesentlich zufriedenere Beziehung führen und nicht in den gefürchteten Alltagstrott fallen. Schöne Unternehmungen reichen nicht demnach nicht aus – Spannung muss her.
Es ist nicht einfach Probleme in einer romantischen Beziehung dauerhaft zu lösen und betroffene Paare sind oftmals ratlos. Diese Ratlosigkeit findet sich nicht nur bei Laien, sondern sogar bei Psychotherapeuten, die wegen eingeschlafener oder problematischer Beziehungen aufgesucht werden. Auch die Wissenschaft hat sich bisher schwer getan, eine dauerhaft funktionierende Lösung für festgefahrene Beziehungsprobleme zwischen Tischgesprächen und Bettgeschichten zu finden.
Das solche Beziehungsprobleme problematisch sind, hat einen einfachen Grund: Ist eine Liebesbeziehung zwischen zwei Menschen erst einmal manifestiert, so ist alles an der Beziehung stabil. Die Persönlichkeitsmerkmale beider Partner gelten dann zum Großteil als lebenslang stabil. Die besonderen Merkmale, welche die Beziehungsdynamik dadurch annimmt, gilt ebenfalls als gefestigt und stabil. Wenn sich nun ein festgefahrenes Muster einer langfristigen Beziehung ändern soll, so vermuteten die Wissenschaftler bisher, dass sich in der Persönlichkeit beider Partner etwas ändern muss. Eine Persönlichkeitsänderung ist allerdings bei einem Menschen schon nicht einfach, um so schwieriger und komplizierter ist es, wenn dies gleich zwei Menschen betrifft.
Frühere Studien, die genau diese Persönlichkeitsveränderungen untersucht haben, zeigen daher auch nur ein ernüchterndes Ergebnis. Zwar stieg die Beziehungszufriedenheit kurzzeitig bei rund zwei Drittel aller Liebespaare, sank danach aber in fast allen Fällen wieder ab. Jetzt zeigt eine neue Studie australischer Psychologen, dass eine kurze Intervention die Beziehungszufriedenheit bei Paaren mit festgefahrenen Beziehungsproblemen eine dauerhafte Lösung sein kann. Das besondere ist, dass dabei nicht die Persönlichkeiten oder die direkten Beziehungsprobleme beider Partner im Fokus stehen, wie die Psychologen im Magazin Couple and Family Psychology: Research and Practice berichten.
Kimberley Coulter und John Malouff von der University of New England sind die Probleme bei festgefahrenen Beziehungsproblemen ganz anders angegangen, als bisherige Studien. Sie versuchten nicht die Beziehungsprobleme zu analysieren und diese zu beheben, sie konzentrierten sich stattdessen darauf, ein wichtiges Element neu zu beleben, welches im Laufe jeder Beziehung meist stark nachlässt – die Spannung.
Laut Sozialpsychologen ruht eine erfüllte und romantische Beziehung auf drei Pfeilern: Bindung, Fürsorge und Sexualität. In den ersten zwei Jahren wird eine Beziehung in der Regeln von Gefühlen und der Verliebtheit getragen. Dafür ist das wichtige Element der Spannung im Zentrum der Beziehung. Das Neue führt demnach zu einer anfänglich hohen Zufriedenheit in der Beziehung. In dieser Zeit ist das Thema Sexualität und Fürsorge für den Partner kein typisches Beziehungsproblem.
In den ersten zwei Jahren entsteht auch die Bindung zwischen den Partnern. Diese führt dazu, dass der Partner eine Art emotionaler Anker wird und Sicherheit wie auch psychische Stabilität gibt. Allerdings fällt nach den ersten zwei Jahren die Beziehungszufriedenheit nachweislich und kontinuierlich ab, bis zu einem Tiefpunkt, der in etwa nach sieben Beziehungsjahren erreicht ist. Danach bleibt die Beziehungszufriedenheit stabil – allerdings auf dem niedrigeren Niveau.
Der Grund für die sinkende Zufriedenheit in der Beziehung ist, dass durch die entstandene Bindung zwischen den Partnern ein Gefühl von SIcherheit entstanden ist. Dies ist zwar wichtiger Bestandteil jeder langfristigen Beziehung, nimmt aber oft zugleich die Soannung aus der Beziehung. Coulter und Malouff haben daher zahlreiche Paare zwischen 18 und 76 Jahren zu einer mehrwöchigen Intervention eingelanden. Die Paare waren im Durchschnitt rund neun Jahre zusammen und knapp die Häfte von ihnen war verheiratet. Die Paare sollten zusammen eine Liste mit zehn Aktivitäten erstellen, die sie als aufregend und spannend bzw. abenteuerlich empfanden. Im weiteren Ablauf sollten die Paare mindestens einer der aufgelisteten Aktivitäten über mindestens 90 Minuten gemeinsam ausüben.
Tatsächlich führe dies bereits nach vier Wochen zu einem messbaren Erfolg in den Beziehungen. Im Vergleich zu 50 Kontrollpaaren, die in diesem Zeitraum auf einer Warteliste standen, nahm die Häufigkeit der positiven Gefühle in der Beziehung der Probanden zu, ebenso wie das Gefühl, dass die Beziehung aufregend und spannend war.
Die Wissenschaftler stellten zudem fest, dass je spannender die gemeinsamen Aktivitäten waren, desto zufriedener und besser lief es in der Beziehung. Selbst vier monate später waren alle Paare im Vergleich zur Kontrollgruppe wesentlich zufriedener mit der Beziehung und viele festgefahrene Altagsabläufe haben sich von alleine behoben. “Die Ergebnisse zeigen, dass es möglich ist, mit einer kurzen und kostengünstigen Intervention die Spannung in einer Beziehung zu erhöhen, und dass diese Spannung langfristige positive Effekte auf die Beziehungszufriedenheit hat”, so sie Autoren der Studie.
Auch wenn die Intervention für viele Paare mit Beziehungsproblemen banal erscheinen mag, für die Wissenschaftler ist dies ein neuer und vielversprechender Ausgangspunkt für zukünftige Paartherapien, welche sich auf festgefahrene Beziehungsprobleme, wie fehlende Führsorge oder mangelnde Sexualität spezialisiert haben. Die Spannung in einer Beziehung zu erhöhen ist wesentlich einfacher und schneller zu bewältigen, als langjährige Konflikte aus dem Weg zu räumen, alte Verletzungen aufzuarbeiten oder die Denkmuster der Partner dauerhaft zu verändern.
Das Ergebnis der wissenschafltichen Studie ist auch deshalb sehr interessant, da frühere Studien keinen vergleichbaren positiven Effekt nachweisen konnten, wenn die Paare einfach nur “etwas Schönes” zusammen unternommen haben. Dies sind vor allem die Klassiker, wie ein gemeinsames Abendessen, schöne Spaziergänge, Saunabesuche oder auch ein Entspannungsurlaub. Diese Unternehmungen scheinen also nicht besonders geeignet, um eine festgefahrene und eingeschlafene Beziehung wiederzubeleben. Stattdessen sollten Paare mit besagten Beziehungsproblemen beispielsweise einen Kletterpark besuchen, eine Städtereise nach Wien mit vielen spannenden Unternehmungen buchen oder ähnliche Unternehmungen anstreben.
Das die Spannung alleine und auf so direktem Wege die Häufigkeit und Intensität von Gefühlen verändert, war den Forschern bisher nicht bekannt. Positive Gefühle gelten als der Königsweg zu einer hoher Beziehungszufriedenheit. Die Wissenschaftler ziehen aus ihrer Studie den Schluss, dass das Nachlassen positiver Gefühler Beziehungsprobleme und Konflikte vorhersagt.
Die anfängliche Spannung und Aufregung aus den ersten zwei Beziehungsjahren auch in späteren Phasen einer Beziehung wieder aufleben zu lassen, scheint der aktuellen Studie nach ein sehr einfacher und effektiver Weg, seine Liebe und die Beziehung zu retten und auf lange Sicht gemeinsam glücklich zu sein.
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