Soft Facts entscheiden über Erfolg

Unternehmensbewertung

Soft Facts sind für den Erfolg eines Unternehmens von ausschlaggebender Bedeutung. Eric Schreyer über die Erweiterung der traditionellen Due Diligence um Psychologie und Kultur.

22. Dez 2012

von Eric Schreyer

Wer ein Unternehmen als Ganzes erwirbt, muss sich über dessen Soft Facts sorgfältig informieren, um die Wahrscheinlichkeit der Erfolgsprognosen einschätzen zu können. Außerdem entstehen bei der Eingliederung eines fremden Unternehmens oft psychologische und kulturelle Konflikte, die negative Synergien erzeugen und den Erfolg eines MA-Projekts gefährden können. Deshalb sollten Gutachter auch weiche Faktoren in ihre Bewertung einbeziehen.

Dieses Erfordernis besteht insbesondere bei großen Differenzen zwischen Unternehmensmarktwerten und  ihren Buchwerten, die plausibel erklärt werden müssen. Trotzdem bleiben in der Praxis Psychologie, intellektuelles Kapital und Kultur häufig außen vor. Wer routinemäßig in Zahlenzusammenhängen denkt, scheut häufig die Verarbeitung nicht rechenbarer Vorgänge.

Human Resources

Die zunehmende Fragmentierung und globale Verteilung des relevanten Wissens lassen Kooperationsstrukturen in Unternehmen zunehmend komplexer werden. Oft erliegt das Management der Versuchung, diese Strukturen in vordefinierte Ablaufschemata zu pressen, um sie in den Griff zu bekommen.

Es ist höchst bedenklich, dass informelle Beziehungen durch diese Formalisierung unterdrückt werden. Dadurch werden die im Unternehmen tätigen Menschen auf die Erfüllung ihrer jeweiligen Aufgabe reduziert. Ihr Potenzial wird weder erkannt noch eingesetzt. Potenzielle Fähigkeiten sowie die Soft Skills und die Loyalität von Mitarbeitern des Unternehmens stehen an erster Stelle einer psychologischen Due Diligence. Auch die charakterlichen Züge des Managements beeinflussen die Führungskultur und damit den Wert des Unternehmens.

Intellektuelles Kapital

Eine moderne Finanzkommunikation schließt Berichte über intellektuelles Kapital ein. Ein derartiger Bericht beschreibt, welche Faktoren das intellektuelle Kapital des Unternehmens beeinflussen. Es werden zwei bis fünf Indikatoren je Einflussfaktor in einer Zeitreihe von 4 Jahren (Vergangenheit und Zukunftsschätzungen) ausgewiesen. Ein Potenzialportfolio ermöglicht die Analyse der wichtigsten Handlungsfelder. Darauf folgt eine detaillierte Beschreibung von Maßnahmen, erwarteter Wirkungen, des Vorgehens sowie des zu diesem Zweck beschlossenen Investitionsvolumens.

Studien, wie sie das Fraunhofer Institut durchgeführt hat, zeigen, dass Berichte über intellektuelles Kapital zu einer präziseren Urteilsfindung bezüglich der Unternehmensentwicklung führen. In diesen experimentellen Studien ist eine alte Bankerweisheit zu neuen Ehren gekommen: Ein Unternehmen mit guter Bilanz ist tatsächlich (bei Berücksichtigung des intellektuellen Kapitals) noch besser, ein Unternehmen mit schlechter Bilanz in Wahrheit noch schlechter.

Unternehmenskultur

Die interne Kultur des Unternehmens ist vor allem daran zu erkennen, ob die Mitarbeiter von wichtigen unternehmerischen Entscheidungen betroffen oder an ihnen beteiligt sind. Niemand ist gerne fremdbestimmt. Motivation entsteht durch Partizipation und Verantwortung. Die externe Unternehmenskultur kann durch Informationen über die Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und Banken eingeschätzt werden.

Das Spektrum reicht von unpersönlich bis sehr individuell. Besonders wichtige Interessengruppen (Stakeholder) sollten über wichtige Unternehmensentwicklungen Bescheid wissen und an weittragenden Entscheidungen teilhaben, um sie an das Unternehmen zu binden.

Eric Schreyer arbeitet als Manager auf Zeit sowie als beratender Unternehmer. Er war viele Jahre als Geschäftsführer in mittelständischen Unternehmen tätig. Zuvor stand er 18 Jahre bei der Deutsche Bank AG unter Vertrag. Schreyer ist gelernter Bankkaufmann und diplomierter Ökonom. Er schreibt ebenso für seinen Blog Valuation-in-Germany sowie für das Handbuch Unternehmensbewertung im Bundesanzeiger-Verlag. Sie errreichen ihn unter es.mittelstandsberatung(at)googlemail.com.Die letzten Beiträge von Eric Schreyer:

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