„Puh, wasch' Dich mal, du riechst total nach Schweiß!“ Wenn Sie diesen Satz das nächste Mal hören, brauchen Sie sich nicht mehr zu schämen. Müffeln Sie ruhig noch ein wenig weiter, anstatt sofort zu duschen – denn ihr Körpergeruch könnte Menschen in Ihrer Nähe glücklich machen!
Was erst einmal komisch klingt, basiert auf einer psychologischen Studie von Wissenschaftlern aus den Niederlanden, Großbritannien, der Türkei und Portugal, die kürzlich im Fachjournal „Psychological Science“ erschienen ist. Die Autoren der Studie wollen herausgefunden haben, dass bestimmte chemische Stoffe im Schweiß andere Menschen positiv stimmen können.
Emotionales Abbild der guten Laune
„Unsere Studie legt nahe, dass unter Freude produzierter Schweiß eine Art emotionales Abbild dieser guten Laune in demjenigen hervorruft, der den Körpergeruch riecht“, erklärt Gün Semin von der Utrecht Universität in den Niederlanden in einem Statement. Schweißgeruch funktioniert demnach scheinbar ähnlich ansteckend wie bestimmte Gesichtsausdrücke: Schaut man einen glücklichen, lachenden Menschen an, hellt das oft auch die eigenen Gesichtszüge auf.
Bevor Sie nun aber in unglücklichen Zeiten von Achselhöhle zu Achselhöhle rennen, um sich aufzuheitern: Schweißgeruch kann nicht nur gut gelaunt machen, sondern auch negative Emotionen hervorrufen. Entscheidend hierfür ist, in welcher Stimmung der Schwitzende gerade ist. Das bedeutet: Riecht man den Angstschweiß eines gestressten Menschen, reagiert man eher negativ. Riecht man den Schweiß eines gut gelaunten, glücklichen Menschen, stimmt das eher positiv.
Frauen haben ausgeprägteren Geruchssinn
Herausgefunden haben die Forscher das anhand eines Dutzends schwitzender Männer und einer Gruppe von 36 Frauen, die an dem Schweiß riechen mussten. Warum nur die Damen der Schöpfung dem Körpergeruch ausgesetzt wurden, erklären die Forscher mit den „feineren Fühlern“: Bei Frauen sei sowohl der Geruchsinn, als auch die Empfänglichkeit für emotionale Signale ausgeprägter.
In der Untersuchung wurden den männlichen Teilnehmern saugfähige Pads unter die Arme geklebt, nachdem die Probanden ihre Achseln gewaschen und abgetrocknet hatten. Anschließend sahen sich die Teilnehmer einen angsteinflößenden oder einen glücklich stimmenden Videoclip an. Einer Kontrollgruppe wurde ein Film mit neutralem Inhalt gezeigt.
Glücklicher Schweiß zaubert ehrliches Lächeln ins Gesicht
Für den zweiten Teil der Studie luden die Wissenschaftler 36 Frauen ein, die an drei verschiedenen Pads riechen mussten, die jeweils eine andere Emotion – Angst, Freude oder Neutralität – ausströmten. Und tatsächlich: Schnüffelten die Probandinnen an einem Angstschweiß-Pad, zeigten ihre Gesichtsmuskeln vor allem im Stirnbereich Aktivität – sie runzelten also Brauen und Stirn.
Rochen die Teilnehmerinnen hingegen an einem „Freudeschweiß“-Pad, aktivierten sie eher die Gesichtsmuskeln, die für ein sogenanntes „Duchenne-Lächeln“, einem ehrlichen, von Freude ausgelöstem Lächeln, gebraucht werden. Dazu gehören Mund- und Augenwinkel.
Gute Neuigkeiten für die Parfum-Industrie?
Der Geruch von „glücklichem“ Schweiß brachte die Frauen also wirklich zum Strahlen, der Geruch von „unglücklichem“ Schweiß löste einen eher unzufriedenen Gesichtsausdruck aus. Laut der Wissenschaftler zeigen die Ergebnisse, dass wir positive und negative emotionale Zustände über chemische Signale kommunizieren – und zwar zu einem solchen Ausmaß, dass eine „Verhaltenssynchronisation“ zwischen schwitzender und riechender Person entsteht. Die Ergebnisse könnten unter anderem für die Parfum-Industrie interessant sein, so der Psychologe Gün Semin.
Wer weiß? Vielleicht hätte man den Schweiß der deutschen National-Elf am Tag des Weltcup-Sieges auffangen und in Parfum-Fläschchen abfüllen sollen – so könnte man die Euphorie dieses Tages immer wieder einfach „aufsprühen“. Ob dazu auch jemand bereit wäre, ist allerdings eine andere Frage.
21 verschiedene Gesichtsausdrücke gleich 21 unterschiedliche Gefühle: Bislang waren lediglich die sechs Basis-Emotionen - glücklich, traurig, ängstlich, wütend, überrascht, angeekelt - und die entsprechenden allgemeingültigen Ausdrücke decodiert. Die Forscher der Universität Ohio, USA, haben nun entdeckt, dass sich unsere Mimik auch bei weiteren - teilweise sehr komplexen Gefühlen - gleicht: Auch vielschichtige Emotionen, wie „traurig überrascht“, drücken die meisten Menschen demnach - zumindest in unserer westlichen Kultur - gleich aus. Wir stellen die verschiedenen Expressionen im Einzelnen vor.
Foto: Image courtesy of The Ohio State University
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