Meinung:
Selbstbewusstseins-Test am Staden
Hach, so ein Selbstbewusstsein ist schon was Tolles. Vorbild in Sachen Selbstbewusstsein war jahrelang Olli Kahn. Nur hat der das anders ausgedrückt. Er nannte es „Eier“. Er hat es nie so richtig erklärt, aber es heißt wohl „so tun als ob“.
Denn wer auf dicke Hose macht, setzt sich schnell an die Spitze. Dazu gibt es Strategien: Vor einem juristischen Examen, so hat es mir mal jemand erzählt, habe einmal ein Dozent folgenden Klausur-Plan seinen Studenten vorgestellt. Wer keine Ahnung hat, sollte, anstatt zu schwitzen lieber aufstehen und sich gut sichtbar einen Stapel neues Papier holen. Das signalisiert: „Ich hab schon alles vollgeschrieben und ihr lest noch an der Aufgabenstellung. Das verursacht bei den anderen Stress und zieht sie runter – wie vielleicht auch den Notenschnitt. Folglich kann der Aufschneider mit seiner miesen Leistung doch noch ganz beachtlich dastehen. Das nennt man psychologische Kriegsführung.
Wer selbstbewusst ist, interpretiert aus seinem Backpfeifen- ein Charaktergesicht. Kriegt folglich die schöneren Frauen, bessere Kredite und wird vielleicht mal Chef.
Nun ist es natürlich schwierig, sein Selbstbewusstsein zu testen, ohne gleich 'ne dicke Lippe zu riskieren. Eine einfache Möglichkeit ist ein Spiel, das ich als Kind mit Freunden oft gespielt habe: Dazu muss man nichts anderes tun, als auf einem geraden Weg beim Gehen die Augen zu schließen und seine Schritte zu zählen. In Saarbrücken ist der Leinpfad dafür ein idealer Ort. Schisser kriegen schon nach zehn Schritten weiche Knie. Wer dreißig Schritte schafft, gehörte wohl zum Durchschnitt. Alles darüber hinaus zeigt, dass man ein „Leader“ ist. Wahrscheinlich kann Olli Kahn Kilometer laufen, ohne die Augen öffnen zu müssen. Selbstsicher, sogar in finsterster Nacht.
Das Spiel an der Saar kann seine Reize haben. Man kann das zum Beispiel ruhig mal mit dem Großmaul von nebenan gemeinsam spielen, oder mit dem nervigen Kollegen in der Mittagspause. Die Olli Kahns unter den Saarbrückern fallen nämlich spätestens an der nächsten Flussbiegung in die Saar. Vom Kettenhund zum begossenen Pudel – so behält man als Durchschnittstyp gegenüber der Konkurrenz die Oberhand.