Schwer Nikotinabhängige und Schwangere im Fokus von Dresdner Rauchstopp …

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Die seit Jahren sinkende Zahl der Raucher beeinflusst auch die Arbeit der Raucherambulanz der TU Dresden: Die auf die Nikotinentwöhnung spezialisierten Psychologen und Ärzte kümmern sich intensiver als bisher um stärker abhängige Raucher, denen es deutlich schwerer fällt, mit dem Nikotinkonsum aufzuhören. Für sie ist eine hochprofessionelle Hilfe besonders wichtig. Mit jungen Frauen rückt eine weitere Zielgruppe stärker in den Fokus der Experten der Raucherambulanz – eine gemeinsam vom Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der TU Dresden, der Klinik für Psychiatrie des Dresdner Uniklinikums sowie der Sächsischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren initiierte Einrichtung.

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Vor allem Mädchen und junge Frauen setzen auf den vermeintlichen Nikotin-Effekt der Gewichtskontrolle. Damit erhöht sich die Gefahr, auch in der Schwangerschaft zu rauchen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass sich das Rauchen nicht nur auf die Entwicklung des ungeborenen Kindes auswirkt, sondern die Gefahr von Übergewicht und Suchtverhalten erhöht – und das nicht nur unter den Kindern sondern auch in der Enkelgeneration.

„Leider haben sich die Herausforderungen verschoben.“, sagt Nils Kroemer anlässlich des Weltnichtrauchertags. Der Psychologe, der die Raucherambulanz der TU Dresden organisiert und auch Rauchstoppkurse leitet, beobachtet, dass „im Vergleich immer mehr junge Mädchen und Frauen rauchen, um beispielsweise ihr Gewicht besser kontrollieren zu können“. Dem vermeintlich positiven Effekt steht eine Vielzahl an äußerst negativen Konsequenzen entgegen. Zwar ist schon länger bekannt, dass Rauchen während der Schwangerschaft schädlich für die Gesundheit des Fötus ist: Beispielsweise führt dies zu einem niedrigeren Geburtsgewicht und erhöht das Risiko für den plötzlichen Kindstod. Doch neue Studien haben weitere Zusammenhänge aufgedeckt. Bei Kindern rauchender Mütter schlägt der vermeintliche Vorteil des Abnehmens später ins Gegenteil
um: Jugendliche, deren Mütter während der Schwangerschaft Nikotin konsumierten, wiesen in Studien einen höheren Körperfettanteil auf und nahmen ebenfalls mehr Fett zu sich. Das wiederum erhöht das Risiko für Übergewicht.

Dieser Zusammenhang spiegelt sich auch im Gehirn der Jugendlichen wider: Eine bestimmte Hirnregion der Raucherinnen-Kinder, die Amygdala, war kleiner als die ihrer Altersgenossen und je kleiner diese Hirnregion war, desto mehr Fett konsumierten auch die Jugendlichen. „Die Amygdala spielt eine wichtige Rolle dabei wie wir mit belohnenden Reizen wie zum Beispiel Essen in unserer Umwelt umgehen.“, weiß Kathrin Müller. Sie ist Wissenschaftlerin im Forschungsbereich Systemische Neurowissenschaften der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums und hat eine Studie zum Thema Rauchen während der Schwangerschaft initiiert, deren Ergebnisse demnächst publiziert werden. „Wir konnten zeigen, dass Jugendliche, deren Mütter während der Schwangerschaft geraucht haben, im ventralen Striatum, dem Belohnungszentrum des Gehirns, weniger stark auf die Erwartung von Belohnungen reagierten.“ Interessanterweise ist genau dies ein Risikofaktor dafür, später selbst Raucher zu werden oder andere Drogen zu konsumieren.

Doch nicht nur das Rauchen während der Schwangerschaft wirkt sich auf das Kind im Mutterleib aus. So gelang Forschern der Nachweis, dass die Enkelkinder von früher rauchenden Großmüttern ein erhöhtes Asthmarisko aufwiesen – selbst wenn die eigene Mutter nicht geraucht hatte. Dieser verblüffende Zusammenhang konnte vor kurzem in Tierversuchen aufgeklärt werden: Nikotin verändert bestimmte Schalter in den Genen und da diese Informationen weitergegeben werden, erhöht es das Asthmarisiko selbst bei den folgenden Generationen.

Alle diese Ergebnisse legen eines nahe: Selbst wenn das Rauchen eine persönliche Entscheidung ist, hat sie nicht nur Auswirkungen auf die eigene Person. Auch der Umstieg auf Nikotinersatzprodukte während der Schwangerschaft reduziert lediglich bestimmte Risiken. „Gerade deswegen ist es wichtig, dass schwangere Frauen die bestmögliche Behandlung erhalten. Oftmals werden die jungen Frauen aber nur ungenügend beraten und vertrauen auf Maßnahmen, die aus wissenschaftlicher Sicht unwirksam sind.“, gibt Kroemer zu bedenken. „Sicher ist es für schwangere Frauen nicht leicht, in eine Gruppe zu kommen, denn sie haben Angst vor Stigmatisierung. Wir haben bisher aber nur gute Erfahrungen damit gemacht, denn die Raucher wissen wie schwierig es ist, sofort mit dem Rauchen aufzuhören und haben viel Verständnis für alle damit verbundenen Herausforderungen.“

Fakt ist, die Gruppe hilft: am Ende des Kurses sind etwa sieben von zehn Teilnehmern rauchfrei. Fragt man nach einem halben oder nach einem Jahr erneut, so hat es wiederum die Hälfte der erfolgreichen Teilnehmern geschafft, dauerhaft rauchfrei zu bleiben. So lassen sich negative Auswirkungen auf die nachkommenden Generationen erfolgreich verhindern und auch für die eigene Gesundheit tut man dadurch viel Gutes: „Man gewinnt bis zu zehn Jahre an statistischer Lebenserwartung und viel an eigener Lebensqualität, wenn man frühzeitig aufhört zu rauchen“ ergänzt Kroemer. Und damit bleibt man selbst, nicht das Rauchen, der Familie noch lange erhalten.

Kontakt für Interessenten des Rauchfrei Programms Kurse beginnen in der Regel einmal monatlich, werden in verschiedenen Versionen angeboten (das heißt vormittags oder abends, geblockt oder
verteilt) und finden an zwei verschiedenen Standorten (Chemnitzer Straße oder im Uniklinikum) statt. Interessenten können sich unverbindlich informieren unter: 03 51 / 46 34 22 06.

Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

04.06.13

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