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9. September 2015 - 15:48
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Hoffnungskonferenz
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Die Hoffnung wird in Mitteleuropa unterbewertet. Das muss sich ändern, sagten Zukunftsforscher und Psychologinnen an der ersten Schweizerischen Hoffnungskonferenz in Bern. Initiator der Konferenz war der Basler Zukunftsforscher Andreas Walker, der auch das Hoffnungsbarometer lanciert hat.
Seit 40 Jahren gibt es in der Schweiz ein Sorgenbarometer und ein Angstbarometer - beides finanziert von Grossbanken. Erst seit sechs Jahren gibt es auch das Hoffnungsbarometer der Schweizerischen Vereinigung für Zukunftsforschung (Swissfuture). Um dem Faktor Hoffnung in der Gesellschaft mehr Gewicht zu verleihen, organisierte swissfuture am 7. September erstmals zusammen mit der Schweizerischen Gesellschaft für Positive Psychologie (swippa) und weiteren Partnern eine Schweizerische Hoffnungskonferenz.
Hoffnung – eine Kerntugend
Während die Positive Psychologie die Hoffnung als eine der Kerntugenden entdeckt hat, die ein gelingendes Leben ermöglichen, weist «Swissfuture» mit dem Hoffnungsbarometer darauf hin, dass viele Menschen in der Schweiz und weiteren europäischen Ländern Hoffnung als wesentliches Lebenselement betrachten.
Inzwischen hat sich ein ganzer Forschungszweig dem Thema Hoffnung in seinen verschiedenen Facetten angenommen. Es ist die Positive Psychologie, die nebst der Hoffnung auch die Wirkungsweise anderer «Tugenden» wie Mut oder Kreativität untersucht und sie in der Beratung von Menschen nutzbar macht.
Hoffnung ist wie Treibstoff
Eine Einführung ins Thema gab der belgische Autor des «Worldbook of Hope», Leo Bormans. Hoffnung ist für ihn ganz generell mit einer positiven Lebenshaltung verbunden. Hoffnungsvolle Menschen leben länger, sind gesünder und erfolgreicher, um nur mal diese Wirkungen zu erwähnen. Er zitiert so einprägsame Sätze wie «Hoffnung ist der Treibstoff, der die gewünschte Aktion antreibt.» Und Hoffnung ist mit Glücksempfinden und Liebe verbunden. Auch über diese Begriffe schrieb Bormans ein «Worldbook». Hoffnung vermittelt die Fähigkeit, auch in schwierigen Phasen das Leben zu meistern, die Gemeinschaft mit anderen Menschen gut zu erleben, Unterstützung zu erfahren und selbstbestimmt leben zu können. Hoffnungsvolle Menschen fokussieren wie Optimisten auf die Möglichkeiten und nicht auf die Probleme im Leben. Auch haben sie die besondere Fähigkeit der Imagination. Und darin liegt laut Bormans eine enorme Lebenskraft.
Zwei Typen von Hoffnung
Andreas Krafft, akademischer Leiter von Swissfuture, betonte: «Wie wir über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft denken, beeinflusst unser Verhalten und unser Glück im Hier und Jetzt.» In der Psychologie sei Hoffnung verbunden mit einem selbstbestimmten Leben, Selbstwirksamkeit (hoffnungsvolle Menschen glauben, etwas bewirken zu können) sowie Spiritualität und Religion. Hoffnung gelte auch als eine transzendente Tugend. Und sie bewirke ganz generell positive Emotionen. Krafft unterschied allerdings zwei Haupttypen von Hoffnung. «Perceived Hope» wird Menschen zugeschrieben, die Hoffnung als natürliche Ausprägung ihres Charakters in sich tragen und eine positive Lebenshaltung ausstrahlen. Im Unterschied dazu gehört «Dispositional Hope» zu Menschen, die in der Lage sind, «alternative Wege zu finden, um im Falle von Hindernissen persönliche Ziele zu erreichen und sich durch Willenskraft selbst zu motivieren diese Wege auch zu nutzen.»
Interessanter Ländervergleich
In der Beratung können die Forschungsergebnisse über Hoffnung auch bei Menschen eingesetzt werden, die unter Depressionen leiden, wie die tschechische Psychologieprofessorin Alena Slezackova, Anhängerin der Positiven Psychologie, erklärte. Dass Hoffnung und Lebenszufriedenheit nicht in allen europäischen Ländern gleich ausgeprägt sind, zeigte Charles Martin-Krumm von der Universität Rennes (F). Im Ländervergleich mit der Schweiz, Tschechien und Deutschland schneide Frankreich am schlechtesten ab (und die Schweiz am besten). Dies hänge möglicherweise damit zusammen, dass in Frankreich vergleichsweise wenig Menschen verheiratet und viele geschieden seien. Denn die Verheirateten seien die glücklichsten und die Geschiedenen die unglücklichsten Menschen.
Das Hoffnung als treibende Kraft in Kirchen und Gesellschaft auch in der Schweiz noch entdeckt werden muss, zeigte die bescheidene Beteiligung und zum Beispiel das Fehlen von Vertretern der Kirchen. Der Anlass fand in einem Seminarraum der Psychologischen Fakultät statt. Vielleicht stösst eine nächste Hoffnungskonferenz auf mehr Resonanz. Sie hätte es verdient.
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