Köln (dpa) - Auf einer Reise erlebt man jeden Tag etwas Neues, der Alltag ist weit weg. Er wartet bei der Rückkehr - und birgt Probleme. Wie kommt man nach einer langen Reise wieder gut zu Hause an?
Nach dem Abi, dem Studium oder zwischen zwei Jobs: Manchmal bietet es sich an, eine lange Reise zu machen. Mehrere Wochen oder sogar Monate sammelt man so außergewöhnliche Erlebnisse und Erfahrungen. Und dann folgt die Rückkehr in den Alltag, ins alte Leben.
Mit der Ankunft zu Hause tun sich oft einige Probleme auf. Jessica Peterka-Bonetta vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen kennt die typischen Probleme und hat Ratschläge, wie man mit ihnen umgehen kann.
Fernweh: Nach der Rückkehr würde man gerne direkt wieder aufbrechen und weiter Neues und Exotisches erleben. Aber: «Abwechslung ist ja nicht das einzige Schöne», sagt Peterka-Bonetta. Sie verbringt zwei Monate im Jahr in Südafrika - und wenn sie zurückkommt, freut sie sich auf ihre Routinen in Deutschland, zum Beispiel am Morgen bei ihrem Lieblingsbäcker den Kaffee zu holen. Auch die Hobbys, die während der Reise vernachlässigt wurden, können nun wiederbelebt werden. «Diese Anker im Leben, die kann man nutzen, um über das Fernweh hinwegzukommen.»
Gleichzeitig lassen sich Erinnerungen der Reise vergegenwärtigen - etwa indem man schöne Fotos aufhängt. Oder es sich am Abend mit einem Wein aus dem jeweiligen Land auf der Couch gemütlich macht. Für die Freunde und die Familie kommt eine Foto-Präsentation infrage - so können sich die Daheimgebliebenen auch besser vorstellen, was man erlebt hat. «Das verbindet ein bisschen.» Wer noch mehr Menschen von seinen Erlebnissen berichten möchte, könnte zum Beispiel auf einem Reiseblog einen Gastbeitrag schreiben, schlägt die Expertin vor.
Eingeschlafene Freundschaften: Während der Reise lernt man so viele neue Leute kennen, da geraten die Freundschaften zu Hause etwas in Vergessenheit. «Und dann kommt man zurück, und die Freunde sind schon drei Schritte weiter als man selbst», beschreibt Peterka-Bonetta. Damit das nicht passiert und man auf dem Laufenden bleibt, was im Leben der Freunde und der Familie passiert, hält man während der Reise idealerweise den Kontakt aufrecht. So lässt sich nach der Rückkehr direkt wieder anknüpfen.
Fehlende Perspektive: Eine große Reise planen Menschen häufig, wenn es ohnehin gerade einen Bruch in ihrem Leben gibt - sie zum Beispiel die Schule oder das Studium fertig oder den Job gekündigt haben. Bei der Rückkehr kann es dann passieren, dass man sich plötzlich leer fühlt: Was passiert nun in meinem Leben? Damit die Perspektiven nach der Rückkehr nicht fehlen, rät die Diplom-Psychologin, auf der Reise in einem Notizblock Ideen und Gedanken zur Zukunft zu notieren.
Denn häufig hilft die Zeit unterwegs auch herauszufinden, was man will - oder eben nicht. «Das heißt ja nicht, dass man auf der Reise die Erleuchtung findet.» Aber es sei gut, sich zwischendurch aktiv hinzusetzen und die Gedanken zu notieren. Wieder zu Hause hilft dann, mit anderen über die Zukunft zu sprechen. «Allein das Lautaussprechen führt schon dazu, dass man sich vielen Dingen bewusst wird.»