Religion, Satire und unfreiwillige Komik



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Religion, Satire und unfreiwillige Komik

Psychoanalytiker Peter Schneider beantwortet Fragen zur Psychologie des Alltagslebens.

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Die Ereignisse in Paris haben auch mich aufgewühlt. Nun sind mir Karikaturen zu Gesicht gekommen, die mich als Christ tief getroffen haben. Sie zu schildern, sei mir erspart, denn sie sind zu verletzend. In diesem Zusammenhang habe ich ein Problem: Während ich für die getöteten Polizisten und die Unschuldigen im jüdischen Supermarkt starkes Mitleid empfinde, fehlt es mir bei den ums Leben gekommenen Journalisten. Bin ich krank?

R. F.

Lieber Herr F.

Nein. Mitleid kann man nicht erzwingen. Aber ich kann nur hoffen, Sie seien nicht der Ansicht, die Journalisten von «Charlie Hebdo» habe lediglich die gerechte Strafe getroffen. – Nun aber zum Thema Satire und Blasphemie. In einem Interview hat der Mitherausgeber des deutschen Satiremagazins «Titanic», Oliver Maria Schmitt, gesagt: «Wenn Allah tatsächlich gross ist, dann wird er Charlie Hebdo› so lange regelmässig weitererscheinen lassen, bis auch der letzte Koran, die letzte Bibel und die letzte Thorarolle wegen Menschenfeindlichkeit eingestampft worden sind.»

Dass es die Aufgabe von Satiren ist, religiöse Schriften auszurotten, halte ich nicht nur für eine ziemlich steile These, sondern auch für eine sehr fragwürdige und ziemlich triste und humorlose Vorgabe. Ebenso wie die Vorstellung, Karikaturen, die sich mit religiösen Themen beschäftigten, hätten die Aufgabe einer «systematischen Desensibilisierung», wie man sie aus der Verhaltenstherapie kennt. Dabei wird ein Patient so lange immer wieder einem gefürchteten Reiz ausgesetzt, bis dieser seinen Schrecken verloren hat. Muslime so lange mit Mohammed-Karikaturen zu konfrontieren, bis sie milde lächeln, halte ich, gelinde gesagt, für ein sehr stupides Programm. Weil man weiss, wie man reflexartig die frommen dummen Gegner zum Schäumen bringen kann, kann trotzige Albernheit naheliegend und verständlich sein. Sie kann aber auch schnell zum bierernsten Kulturkampf erstarren.

Am Tag nach den Anschlägen von Paris veröffentlichte der «Blick» einen Aufruf, in dem es hiess, der Terrorismus sei «der Weltkrieg des 21. Jahrhunderts»: «Jeder von uns ist gefordert. Wir sind dabei ... Wir kämpfen nicht mit Waffen. Sondern mit Worten ... Auch mit Satire.»

Nun habe ich selber schon manchen Scherz auf Kosten islamischer Bigotterie gemacht; aber nun mit der zum Bajonett gespitzten Tastatur in den satirischen Aktivdienst bei der schweren Pointenwerfer-Artillerie einzurücken – das erschiene mir doch zu viel des Guten. Und wenn ausgerechnet Alice Schwarzer, die Uli Hoeness des deutschen Feminismus, in dieses Horn trötet, die in alten Zeiten immerhin damit Furore machte, dass sie «Stern»-Bilder als frauenverachtende Beleidigungen anprangerte, dann finde ich das ziemlich komisch. Leider nur unfreiwillig komisch.

(Tages-Anzeiger)

Erstellt: 03.02.2015, 19:30 Uhr


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