Psychologie: Wie Scham unser Handeln im Alltag bestimmt

Im Mittelpunkt stehen die, die nicht perfekt sind - und genau das bekommen sie zu spüren. Egal, ob es um einsame Bauern geht, um übergewichtige Kinder oder untalentierte Sänger, für viele dieser Leute hat das Fernsehen ein Format gefunden: Fremdschäm-TV nennt man die Sendungen, in denen Menschen der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Grund dafür sei die Angst der anderen, meint der Freiburger Sozialwissenschaftler Stephan Marks.

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Kandidatin Amy Gordon aus New York sorgte in der RTL-Sendung "Supertalent" nicht nur beim Rollschuhfahren, sondern auch mit einer vaginalen Flötenperformance für peinliche Momente. Aber nicht nur das Fernsehen ist von Scham bestimmt

Das Fernsehen inszeniere Momente, in denen man unbewusst Schamgefühle auf andere abladen kann. „Wenn man jemanden auslacht, muss man die eigenen Schamgefühle, die jeder hat, nicht fühlen“, sagt Marks.

Doch nicht nur gewaltige Teile des Fernsehprogramms werden vom Scham bestimmt: Für den Schamforscher vom Freiburger Institut für Menschenrechtspädagogik handelt es sich dabei um eine der dominantesten Emotionen, die es überhaupt gibt - und die das Verhalten von Kindesbeinen an prägt.

Grundsätzlich ist Scham nach Ansicht Marks etwas Positives

Was genau Scham aus uns macht und wie wir als Gesellschaft damit umgehen können - darüber diskutiert Marks mit Kollegen am kommenden Wochenende in der Evangelischen Akademie Baden in Bad Herrenalb unter dem Titel „Scham - das tabuisierte Gefühl“. Denn um aus Scham lernen zu können, muss man zunächst darüber reden, so die Wissenschaftler.


„Eine heftige Schamerfahrung ist wie ein Stachel im Fleisch. Durch sie lernen wir in unserer Kindheit, unsere Grenzen zu regulieren. Das zeige sich etwa am Beispiel eines kleinen Jungen, der etwas gestohlen habe und nun Scham empfinde.

So wie zunächst der Diebstahl sei auch das Schamgefühl die eigene Leistung des Jungen - und daher ein erster Schritt, um einen Lerneffekt zu erzielen. Das könne ein Anstoß sein für eine Entwicklung.

Lehrer und Schüler werden beschämt

Erwachsene richteten ihr Leben so ein, dass sie Schamgefühlen möglichst nicht ausgesetzt sind. „Scham dominiert uns dadurch auch in seiner Abwesenheit“, sagt Marks. „Gewissensscham“ nennt er dieses Gefühl, das entsteht, wenn ein Mensch in Konflikt mit den eigenen Moralvorstellungen gerät. Das sei notwendig, um das Gewissen überhaupt zu spüren.

Es gebe aber auch Formen von Scham, aus denen ein Mensch nichts lernen kann. Oder schlimmer noch: Glaubt, dass er nichts wert ist. Marks zufolge existiert sogar ein Ort, an dem diese Art Scham besonders oft auftritt: Die Schule. In manchen Schulen herrsche ein miserables Klima, das das Lernen blockiert.

„Über die Ergebnisse der Pisa-Studie brauchen wir uns daher nicht wundern“, sagt er. Das Problem betreffe Schüler und Lehrer gleichzeitig: So würden Lehrer beschämt, indem man sie als „faule Säcke“ bezeichne, Schüler seien dagegen oft Ausgrenzungen ausgesetzt.


Dieter Bohlen: "Selbst wenn du der einzige Bewerber bei 'Supertalent' wärst, wärst du immer noch nicht der beste."

„Ich will ja auch nicht immer das Arschloch sein."

„Dein Ego ist größer als der Arsch von J. Lo."

„Jeder normale Mensch geht zum Arzt und nicht jedes Mal zur Jury."

„Für mich kommst du so ein bisschen wie die Reste von Mike Krüger rüber."

„Ich glaub, dass du nix richtig super kannst, aber einige Dinge ganz gut."

„Ich zum Beispiel konnte früher nicht singen und ich habe es trotzdem versucht."

„Ganz knapp drei Mal „Nein"."

„Normalerweise stehe ich nicht auf Leute, die einen Schatten haben. Bei euch ist das anders."

„Ich fand’s lustig. Eine Mischung aus Winnetou und Winnie Puuh."

„Jedes belegte Brötchen hat mehr Talent als du."

„Du bist kein Eismann, sondern ein Scheißmann!"

„Patrick, wenn du so singst, flüchtet die Eckfahne."

„Lass doch mal diese Kack-Haltung hier. Die Schuhe sehen auch scheiße aus."

„Hättest du Scheiße gegessen, hättest du wenigstens noch was für die Umwelt getan."

„Bei dir sieht das aus, als ob ein Nilpferd einen Böller im Arsch hat."

„Ein Auto, fünf Hupen, das ist immer ein Talent."

"Ich lebe auf kleinem Fuß. Ich komm’ sogar in ein Frauenschuh 39 rein."

Bohlen: "Wenn du das nächste Mal kommst und mir nicht ’ne Tüte Bonbons mitbringst, bin ich völlig sauer."

"Ich wusste nicht, dass es ums Singen geht." (zur halbnackten Micaela Schäfer)

"Die Augen haben „ja" gesagt. Die Ohren weiß ich nicht, hab mich nicht konzentrieren können."

"Die Jury hat die Aufgabe Talente zu finden. Wir haben nicht die Aufgabe, Müll zu sortieren."

"Meine beiden Kampfzicken hier." (über Motsi und Sylvie)

"Ich bin mir sicher, dass ich in meinem Leben noch einen Friseur treffen werde, der was kann. Natürlich können Friseure toll Haare schneiden, aber die wollen ja auch immer noch singen und so, das ist das Problem."

(zur Stripperin Aische): "Ich habe mich gefragt, was ihr wohl im Studium durchgenommen habt. Am meisten wahrscheinlich dich."

(zu Selwyn, der Milch aus dem Auge spritzte): "Ich fand, dass du die hübscheste Kuh bist, die ich je gesehen habe."

Motsi Mabuse (zu Opernsängerin Desire): "Eine bildhübsche Frau, eine tolle Stimme, so elegant, so viel Gefühl - und auch noch schöne Schuhe, wow!"

Mabuse (zu Sebastian, dem "lebenden Buffet"): "Ich liebe Pasta, jetzt habe ich Albträume bis an den Rest meines Lebens."

Bohlen: „Die Branche ist so hart, da würdest du es nicht mal bis zum ersten Gäste-Klo schaffen."

"Sowas habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen – außer bei meiner 102-jährigen Oma."

„Love me Ständer."

„Ist natürlich schön, wenn man sehen kann, ob der Arsch sauber ist."

„Du bist ein Mensch. wie ihn Gott geschaffen und Mc Donalds geformt hat."

„Der singt ja höher als Thomas Anders."

„Ein bisschen verstrahlt bist du ja."

Heraus aus dieser Scham-Falle komme eine Schule nur, indem sie sich dem Problem stellt. Wie das gehen kann, ist für Marks am Beispiel Kanadas ersichtlich. Dort hätten viele Schulen angefangen, mit Ehrenerklärungen zu arbeiten. „Da müssen sich alle, die miteinander in der Schule zu tun haben, schriftlich verpflichten, sich ehrenhaft zu behandeln - beim Busfahrer angefangen.“

Justiziabel seien diese Erklärungen nicht, aber das spiele auch keine Rolle: Wer einmal eine solche Leitlinie schriftlich fixiert habe, fühle sich meistens auch daran gebunden.

Allerdings können solche Ehrenerklärungen nur ein Anfang sein. Tatsächlich, ist Marks überzeugt, liegt das Problem viel tiefer, nämlich in der Anerkennung von Scham.


Schwer Verliebt

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Sarah sucht mit Hilfe der Sat.1-Kuppelshow "Schwer verliebt" ihren Traumprinzen. Die 27-Jährige aus dem Hunsrück hat eine Leidenschaft für Barbie-Puppen und...


Schwer Verliebt

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...Sex. So wie sie ihre Puppen hier gezeichnet hat, will sie "das gerne auch mal machen", sagt sie vor laufender Kamera.


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Das ist Erik.


Schwer Verliebt

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Auch er sucht eine Frau für den Rest seines Lebens. Bislang wohnt der 47-Jährige immer noch mit seiner Mutter Christa (76) zusammen.


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Andreas möchte eine Partnerin, die sich nicht an seinen überflüssigen Pfunden stört. Der fröhliche Flötenspieler aus Hessen steckt voller Lebensfreude - wird bei Frauen aber schüchtern.


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So auch Fabian. Der schüchterne Sportsfreund will sein Herz an eine Dame verlieren, der er in die Augen und in die Zukunft sehen kann.


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Daniel sucht keine Frau, sondern einen Mann.


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Brit Hagedorn will weiterhelfen. Sie spielt Amor und sucht potenzielle Partner für die molligen Kandidaten.


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Hans-Dieter freut sich über ihre HIlfe bei der Suche nach dem privaten Glück.


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Optik soll dabei nicht zählen. Mariam steht zu ihrem Damenbart - das soll auch der Mann an ihrer Seite.


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Michael mag allerdings lieber Frauen aus dem Ausland, sagt er. Russinnen oder Damen aus Ungarn etwa.


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Der rauhbeinige Feuerwehrmann will vor allem eine Frau, die mit ihm lacht.

„Wir müssen als Gesellschaft den Begriff der Menschenwürde weiter fassen.“ So gehe es bei den Debatten, in denen die Menschenwürde eine Rolle spielt, zumeist um Grenzthemen wie Sterbehilfe, Organspende oder Präimplantationsdiagnostik. Das sei für sich genommen natürlich auch richtig.

„Wir müssen aber auch den Alltag mehr berücksichtigen. Das Gefühl ausgeschlossen zu werden, kann zum Beispiel existenziell bedrohliche Ängste auslösen“, sagt er.

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