Psychologie Wer im Traum mordet
Die Persönlichkeit beeinflusst, ob es um Sex oder Weglaufen geht
28.09.14, 02:20
Psychologie
Die Persönlichkeit beeinflusst, ob es um Sex oder Weglaufen geht
Von
Fanny Jiménez
Geben wir es zu: Niemand nimmt die Traumdeutung wirklich richtig ernst. Aber manchmal fragt man sich nach dem Aufwachen trotzdem, ob die nächtlichen Ereignisse nicht doch irgendwie symbolisch für Ereignisse, Sorgen oder Nöte des Alltags stehen. Forscher haben sich diese Frage in einer wissenschaftlichen Untersuchung jetzt einmal anders gestellt. Sie versuchten herauszufinden, ob Menschen mit bestimmten Persönlichkeitseigenschaften eher von bestimmten Symbolen oder symbolhaften Handlungen träumen.
Calvin Kai-Ching Yu von der Hong Kong Shue Yan University erfasste dazu bei 575 Versuchsteilnehmern eine Reihe von Persönlichkeitsmerkmalen und analysierte, ob sich abhängig von diesen Eigenschaften bestimmte Traummotive oder Traumereignisse häuften. Außerdem erfasste er zusätzlich die Intensität der Träume. Im Fachmagazin "Dreaming" berichtet er jetzt, dass nur einige wenige Eigenschaften bedeutsame Zusammenhänge mit Träumen erkennen ließen – diese aber deutlich.
Das betraf etwa Menschen mit antisozialen Zügen, die dazu tendieren, zum eigenen Vorteil und ohne Mitgefühl zu lügen und zu betrügen, die höchste Ausprägung dieser Eigenschaft wäre die Psychopathie. Probanden, die solche Tendenzen zeigten – aber nicht in krankhaftem Ausmaß – träumten weit häufiger von Sex als andere. Das Gleiche galt für Menschen, die recht hohe Werte auf einer Narzissmus-Skala erzielten. Auch bei ihnen drehten sich viele Träume um Sex.
Narzissten träumten zudem häufiger von Begebenheiten, in denen ihre gefühlte Grandiosität thematisiert wurde. Auch Probanden mit leicht psychotischen Zügen hatten besondere Träume. Zu diesem Bündel von Eigenschaften zählt etwa Zurückgezogenheit, Zerstreutheit und der feste Glaube an paranormale Phänomene. Wie Yu berichtet, hängen sie mit häufigen Träumen von Aggressivität und Gewalt zusammen. Auch bei Versuchsteilnehmern mit psychosomatischen Beschwerden war das der Fall. Letztere träumten außerdem häufiger als andere davon, verfolgt zu werden.
Mit der Aggressivität im Besonderen beschäftigten sich auch Michael Schredl und Jonas Mathes vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim mit ihrer im gleichen Journal veröffentlichten Studie. Denn je nach Untersuchung berichten 20 bis 35 Prozent aller Menschen davon, im Traum schon einmal jemanden getötet zu haben – das wollten die Forscher besser verstehen.
Ihre Untersuchung an mehr als 400 Versuchspersonen ergab: Solche Gewalt im Traum reflektierte zwar Konflikte oder Probleme mit einem Menschen im Alltag, doch in übertriebener Form. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass solche Träume am nächsten Tag auch wieder zu mehr Aggressivität diesem Menschen gegenüber führten. Da kann man nur hoffen, dass dies keine häufig wiederkehrenden Träume sind – eine Endlosspirale der Gewalt wäre dann vorprogrammiert.