Die Forscher der Uni Witten/Herdecke wollten wissen, ob der sogenannte Placebo-Effekt auch in Prüfungssituationen eingesetzt werden kann. In der Medizin können Scheinmedikamente (Placebos), welche keinen wirksamen Arzneistoff enthalten, trotzdem eine therapeutische Wirkung zeigen. Es wird vermutet, dass die Einnahme des Medikaments psychologisch auf die eigenen Heilungskräfte des Körpers wirkt.
Die Psychologen in Witten/Herdecke luden für ihren Versuch 40 Personen zu einem Allgemeinwissenstest ein. Die eine Hälfte wurde direkt in den Test geschickt. Die andere Hälfte wurde vorbereitet: In einem Probedurchlauf spielten die Wissenschaftler dieser Gruppe die Lösungsworte erst langsam dann immer schneller auf einem Bildschirm vor, bis die Worte nicht mehr zu erkennen waren. „Wir wollten den Probanden das Gefühl von Unterstützung geben. Tatsächlich haben wir völlig zufällige Worte über den Bildschirm huschen lassen.“, sagt Ulrich Wegner, Leiter der Studie.
Den Glauben an sich gestärkt
Die Testpersonen hatten jedoch das Gefühl, die Lösungen im Unterbewusstsein vom Bildschirm ablesen zu können. Der Versuchsaufbau könne mit dem aus der Medizin bekannten Placebo-Effekt verglichen werden, berichten die Wissenschaftler im Journal of Experimental Psychology. „Wir haben nicht eine scheinbare Pille verabreicht, wir haben vielmehr die Überzeugung von der eigenen Leistungsfähigkeit unserer Probanden angesprochen.“
Die scheinbar vorbereitete Experimentalgruppe schnitt im Wissenstest tatsächlich besser ab. Sie lösten im Durchschnitt 9, 9 Antworten, die Teilnehmer der Kontrollgruppe dagegen im Durchschnitt nur 8.4 Antworten „Wir haben ja nicht das Wissen verbessert. Aber das Gefühl der Unterstützung und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wurden gestärkt“, sagt Weger.
Der Forscher vermutet, dass diese Personen besser ihre eigenen Ängste in einer Prüfungssituation überwinden konnten. Sie hätten schlichtweg das vorhandene Wissen besser abrufen können.