Psychologie: Weihnachtslieder machen glücklich

Forscher erklären Weihnachten: Lieder besser mitsingen

15.12.2014

Während der Kindheit konnten es viele kaum erwarten, bis endlich Weihnachten war. Im Erwachsenenalter sind Menschen jedoch oft genervt von den Ritualen und der Musikberieselung. Forscher erläutern, warum es besser ist, Weihnachtslieder mitzusingen, wie wichtig Vorfreude ist und welche weiteren handfesten Auswirkungen Weihnachten auf uns Menschen haben kann.

Weihnachtslieder laut mitsingen
Lebkuchen und Schokonikoläuse sind oft schon im frühen Herbst in den Supermärkten zu finden. Anfang Dezember geht es dann meist los mit Weihnachtsmusik. Und in diesen Tagen kommt kaum mehr irgendwer aus dem Geschäft, ohne mindestens einmal „Last Christmas“ oder „Do They Know It's Christmas“ gehört zu haben.Viele sind von der Dauerbeschallung mit Weihnachtsliedern genervt. Dem kann man begegnen, indem man laut mitsingt. „Wir versetzen uns damit schon rein körperlich in einen Zustand, der viel stärker mit positiven als mit negativen Gefühlen und Erinnerungen verbunden ist“, sagte der Musikwissenschaftler Gunter Kreutz von der Universität Oldenburg laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa. „Mit verschlossenem Gesicht und in sich gekehrter Haltung kann man schon gar nicht singen.“ Hingegen versteht das Gehirn eine offene Mimik und gerade Haltung als positives Gefühl. „Dazu kommt natürlich die Gemeinschaft mit anderen Menschen“, so Kreutz. „Dieses Zusammenspiel von körperlicher Gestik, Haltung, Atmung und Synchronizität mit den Mitmenschen tritt bei Glücksgefühlen häufig in Erscheinung.“ Es heiße ja auch, dass Singen „von Herzen“ komme. „Das ist nicht nur eine Metapher. Man darf das durchaus fast wörtlich nehmen.“

Typische Rollenverteilung
Ein weiterer Punkt, der während der Weihnachtszeit ins Auge sticht, ist die typische Rollenverteilung in Spielwarenabteilungen. Auf der einen Seite Püppchen mit pinken Kleidchen und auf der anderen Miniaturwerkbänke mit Werkzeugen aus Plastik. Die Psychologin Bettina Hannover meint, dass Hersteller heutzutage stärker als früher auf geschlechtstypische Spielsachen setzten. Die Expertin hält das für problematisch und erklärte der dpa zufolge: „Je mehr Kinder in ihrer Umwelt mit geschlechtstypisierten Spiel- oder Lernsachen konfrontiert werden, desto eher schlussfolgern sie, dass Mädchen und Jungen verschieden sind, zum Beispiel mit unterschiedlichen Dingen spielen oder unterschiedliche Dinge lernen wollen.“ Laut Hannover hätten Kinder große Angst, nicht den Normen für ihre Geschlechtsrolle zu entsprechen. „Weil sie fürchten, von Gleichaltrigen ausgelacht und ausgestoßen zu werden.“ Dies ändere sich erst später.

Kindern beibringen Belohnungen aufzuschieben
Für viele Kinder ist Weihnachten gefühlt das wichtigste Ereignis im Jahr. „Vorfreude ist etwas ganz Tolles, etwas Wichtiges, aus dem Kinder auch viel lernen können“, so Hannover. Fachleute nennen dies Belohnungsaufschub. In einem inzwischen vielfach nachgeahmten Experiment hat das der Wissenschaftler Walter Mischel nachgewiesen. Dabei mussten etwa vierjährige Kinder, während sie in einem Raum alleingelassen wurden, einem Marshmallow einige Minuten widerstehen, um danach zwei zu bekommen. Wie eine Befragung der herangewachsenen Kinder zehn Jahre später ergab, brachten diejenigen, die sich damals gut im Griff hatten, bessere Leistungen, konnten sich besser konzentrieren und arbeiteten effektiver. „Kinder, die gelernt haben, Belohnungen aufzuschieben, sind auf vielfältige Weise für das Leben gewappnet“, so Hannover. „Und Weihnachten ist etwas, was Eltern wunderbar inszenieren können, um Kindern diesen Belohnungsaufschub beizubringen.“ Dabei könne ein Adventskalender eine gute Hilfe sein.

Soziale Konflikte und Stress während der Weihnachtstage
Peter Walschburger, emeritierter Professor für Biopsychologie an der Freien Universität Berlin erklärte der Nachrichtenagentur zufolge warum die meisten Menschen ein Bedürfnis nach einer harmonischen Weihnacht haben: „Das Fest hat sich als ein besonders ausgeprägtes gemeinschaftsstiftendes Ritual etabliert. Es verändert unseren profanen Alltag hin zu einer sakralen Grunderfahrung.“ Der Ritualcharakter des Festes verleitet viele Menschen dazu, alles zwanghaft durchzuplanen. Da sich andere solchen Zwängen nicht fügen wollen, komme es leicht zu sozialen Konflikten und Stresswährend der Feiertage. Zudem haben Psychotherapeuten in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass manche Menschen mit sozialen Ängsten wegen dem psychischen Druck zu Weihnachten auch körperliche Symptome, wie eine schnellere und tiefere Atmung, eine erhöhte Muskelanspannung, Herzrasenund Bluthochdruckzeigen. Oft erleiden Betroffene dann sogar eine Panikattacke.

„Möglichkeiten, das Fest zu entkrampfen“
„Immer mehr Menschen erleben Weihnachten leider auch wie eine Störung in ihrem mehr und mehr durchrationalisierten Alltag“, so Walschburger. „Sie sehen nicht, wie sie die Zeit aufbringen können, um den hohen Erwartungen – seien es die eigenen oder die der anderen – zu genügen.“ Es gebe jedoch eine Reihe von Möglichkeiten, das Fest zu entkrampfen. „Vor allem sollte man die eigenen Erwartungen auf ein realistisches Maß reduzieren und sich einfach freuen auf die gute Gelegenheit, die Freunde oder die Familie wiederzusehen.“ Wem während dieser Zeit aber alles zu viel wird, können möglicherweise auch Entspannungstechniken zum Stressabbau helfen. Zu nennen wären hier unter anderem Yoga, Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation.

Auf emotionale Werte achten
Bei Weihnachtsgeschenken sollte man "eher auf emotionale Werte achten, nicht auf finanzielle". Die beiden Ökonomen Thomas Bauer und Christoph Schmidt befragten 2008 über 500 Studenten der Ruhr-Universität Bochum und kamen zu dem Ergebnis, dass die meisten der Befragten weniger Geld für das Geschenk ausgegeben hätten, wenn sie es selbst hätten kaufen müssen. Dem Großteil waren die Weihnachtsgeschenke also weniger wert, als die tatsächlich gekostet hatten. Der Soziologe Holger Schwaiger meint: „Es geht um Emotionen, Schenken ist eine Form von sozialer Kommunikation.“ Daher hält er auch nichts davon, Geld zu verschenken: „Wenn ich jemandem 50 Euro schenke, wird meine Beziehung zu diesem Menschen auf den Gegenwert von 50 Euro festgelegt“. Schwaiger weiter: „Was heißt es aber, wenn unsere Beziehung 50 Euro wert ist? Ist das viel oder wenig?“ Da Menschen, "die Geld verschenken, oft nicht wollen würden, dass der Wert ihrer Gabe sofort erkennbar sei", verpacken sie die Geldscheine dem Soziologen zufolge „kunstvoll, falten aus ihnen Blüten oder stecken sie in eine Karte.“ (ad)

Bild: CFalk / pixelio.de

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