Psychologie Warum Urlaub allein nicht glücklich macht

Ein Tapetenwechsel hilft nur kurzzeitig gegen den Stress bei der Arbeit, sagen Psychologen. Wichtiger für das Wohlbefinden scheint das Stressmanagement im Alltag zu sein.

Die Deutschen bezeichnen sich selbst gern als Urlaubsweltmeister. 2011 machten immerhin drei Viertel der Bevölkerung mindestens eine Reise von fünf Tagen Dauer und länger. Pro Person und Reise ließen sich das die Bundesbürger durchschnittlich 868 Euro kosten – insgesamt gaben sie für Urlaube knapp 80 Milliarden Euro aus. Und auch dieses Jahr sind die Aussichten für die Tourismusbranche rosig, wie die "Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen" im März auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin mitteilte.

Aber sind Urlaube ihr Geld überhaupt wert? Für viele von uns stellt sich die Frage gar nicht: Einmal im Jahr zwei Wochen in der Sonne zu liegen, durch fremde Altstädte zu schlendern oder auf Berge zu kraxeln, erscheint ihnen unerlässlich, um die Batterien wieder aufzuladen. Doch Forscher stellen diese Annahme in letzter Zeit immer häufiger in Frage.

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Zwar fanden Psychologen wie zu erwarten heraus, dass Menschen im Urlaub meist entspannter sind, Wohlbefinden und Gesundheit steigen. Der niederländische Tourismuswissenschaftler Jeroen Nawijn beschrieb 2010 gleich eine typische "Urlaubs-Glückskurve": Zu Beginn der Reise ist die Laune meistens noch nicht besser, erst nach zwei bis drei Tagen steigt die Stimmung steil an, um gegen Ende wieder abzufallen.

Der Forscher führt das unter anderem auf die Strapazen der An- und Abreise zurück. Dabei waren diejenigen, die mit Bus oder Auto in den Urlaub fuhren, am ersten Reisetag noch etwas besser aufgelegt als Bahn- oder Flugreisende. Im letzten Abschnitt der Ferien, vermutet Nawijn, drücke wohl die Erwartung, nun bald wieder in den Arbeitsalltag zurückkehren zu müssen, zusätzlich aufs Gemüt.

Urlauben fürs Herz

Dass Urlauben guttut, lässt sich auch physiologisch nachweisen: Die schwedische Biopsychologin Marianne Frankenhaeuser stellte bereits in den 1980er Jahren fest, dass in arbeitsfreien Zeiten die Menge an Stresshormonen wie Adrenalin im Körper sinkt. Auf lange Sicht könnten Ferienreisen sogar Leben retten: In einer 2000 veröffentlichten amerikanischen Längsschnittstudie hatten die Wissenschaftler Probanden, die an einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen litten, zu mehreren Zeitpunkten untersucht. Wer angegeben hatte, seltener in den Urlaub zu fahren, war in den darauf folgenden Jahren mit größerer Wahrscheinlichkeit an einem Herzinfarkt gestorben. Dies galt auch dann, als die Forscher Einflüsse wie das Jahreseinkommen oder Zigarettenkonsum statistisch herausrechneten.

Erschienen im Magazin GehirnGeist, Ausgabe Juli/August 2012

Erschienen im Magazin "GehirnGeist", Ausgabe Juli/August 2012

Ebenfalls erfreulich für Urlauber: Die Stimmung steigt bereits einige Zeit vor der Reise an! Das fanden die britischen Marktforscher David Gilbert und Junaida Abdullah von der University of Surrey 2002 in einer Befragung heraus. Wer sich gerade mit der Planung eines Urlaubs beschäftigte, war insgesamt glücklicher und bewertete beispielsweise auch seine familiäre und gesundheitliche Situation positiver als Befragte, die keine Reise planten. 

Spannend wird es jedoch bei der Frage, wie lange die Erholung nach der Rückkehr anhält. Hier sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse ernüchternd: Nach spätestens einem Monat scheint der Gute-Laune-Puffer dahingeschmolzen. Das belegt unter anderem eine Übersichtsarbeit der Psychologin Jessica de Bloom von der Universität Nimwegen. 2009 fasste die Forscherin erstmals die bis dahin zu dieser Frage erschienenen Studien zusammen. Ihr Fazit: "Meistens ist der Urlaubseffekt schon innerhalb der ersten Woche wieder verschwunden."

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  1. Erholung kommt durch die Löschung des Kurzzeitgedächtnisses zu stande. Macht man am Wochenende arge Partys und schockartige Bergbesteigungen hart am Limit, ersetzt das locker einen Urlaub oder eine Elektroschocktherapie bei Depressionen.

  2. Soll das eine Neuigkeit sein? Wer hat den jemals ernsthaft behauptet Urlaub macht glücklich? Auf der Suche nach interessanten Themen sollte Herr Marschall sich etwas mehr anstrengen.

  3. dann fahr ich halt zu Zweit.

    Und nun ernsthaft: Hier wurde aus nichts ein Artikel gemacht. Schade um die verlorene Zeit.

  4. Urlaub ist das A und O um als Leistungsträger permanent ein hohes Pensum zu halten.

    Aller 2,5 Monate mache ich deshalb 14 Tage Urlaub meist aus Kostengründen im eigenen Sommerhaus in Bali oder der Winterholzhütte in den Alpen welche ich dann in der Zeit auch selbst instandhalte.

  5. Ich glaube, Sie brauchen mal wieder Urlaub..oder, Moment..

  6. Nicht der Urlaub in Form von arbeitfreier Zeit sondern das Wegfahren und andere Länder kennen lernen und am Meer in der Sonne liegen wollen.

    Unsere Vorfahren hatten freie Zeit, wenn die Jagd erfolgreich war und sie einige Tage nicht mehrh zur Jagd mußten. Und diese freie Zeit verbrachten sie sicher entspannter als die Jagdzeit. Ich kenne viele, die müssen 11 Monate im Jahr sparen, um dann 14 Tage "auf den Putz hauen" zu können. Ich finde diesen Preis zu hoch - aber das ist die Freiheit jedes Einzelnen.

    Ich bin nicht bereit:
    Überstunden zu machen,
    auf tägliche kleine Luxusgüter zu verzichten,
    mich viele Stunden in ein Flugzeug oder ein Auto zu zwängen
    nur, um ein paar Tage "zu leben".

    Ich finde die Studienergebnisse nicht besonders überrachend.

  7. Gut, das kennen ja die meisten aus Erfahrung, dass der Erholungseffekt des Urlaubs schnell wieder verpufft ist.

    Der problematische Aspekt ist doch die Forderung nach Stressmanagement im Alltag. Mittlerweile sind viele Arbeitsplätze so intensiv belastend gestaltet, dass die Mitarbeiter unter Dauerstress stehen - und gerade deswegen das Gefühl haben, viel Urlaub nötig zu haben. Ich würde sofort auf eine Woche Urlaub oder auch zwei oder nochmehr verzichten, wenn ich 20-30 statt 60-70 Stunden wöchentlich arbeiten könnte.

  8. Damals haben die Menschen, sowie die Tiere, max 3-4 Stunden/Tag für ihr überleben gearbeitet.
    Erst mit dem Ackerbau und der Viehzucht musste Mensch immer präsent sein.

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