Psychologie – Verdrängte Gefühle machen krank

Wer negative Gefühle verdrängt, leidet häufiger unter bestimmten Krankheiten. Darunter fällt vor allem erhöhter Blutdruck, der seinerseits wiederum schwerwiegende Folge-Erkrankungen bewirken kann. Ein erhöhtes Krebsrisiko ist aber nicht nachgewiesen.

Wer unangenehme Gefühle permanent unterdrückt, wird über kurz oder lang krank. Das behauptete bereits Ende des 19. Jahrhunderts Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse. Diese Theorie ist seit langem in der Alltagspsychologie fest verankert. Doch der  wissenschaftliche Beweis stand bislang aus.

Psychologen der Universität Jena sind nun erstmals systematisch daran gegangen, die Theorie zu überprüfen. In der Fachzeitschrift Health Psychology haben die Nachwuchswissenschaftler Marcus Mund und Kristin Mitte die erste Meta-Analyse veröffentlicht, die den Zusammenhang von emotionaler Verdrängung und körperlichen Erkrankungen quantitativ untersuchte.

Die jungen Psychologen sammelten dafür sämtliche weltweit verfügbaren Einzelergebnisse, in denen Krankheiten wie Krebs, Herz-, Kreislauferkrankungen, Asthma oder Diabetes im Zusammenhang mit Verdrängungstendenzen dargestellt wurden.

Verdrängung macht krank

Das Ergebnis: Tatsächlich gibt es Zusammenhänge zwischen der Verdrängung und einigen Krankheiten. „Das Unterdrücken unangenehmer Gefühle ist ein allgemeiner Abwehrmechanismus, den jeder Mensch von Zeit zu Zeit nutzt“, sagt Marcus Mund, Hauptverantwortlicher der Studie. „Es gibt aber auch Menschen, in deren Persönlichkeit das Prinzip der Abwehr wesentlich verankert ist.“ Diese Eigenschaft nennen die Psychologen Repression.

Im Mittelpunkt der in die Studie eingegangenen Daten standen sogenannte Represser – also Menschen, die negative Gefühle generell unterdrücken. „Diese Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie einerseits angeben, wenig Angst zu verspüren, und sich andererseits sehr defensiv verhalten, also wenig risikofreudig sind und stets eine hohe Kontrolle über sich und die jeweilige Situation suchen“, sagt Marcus Mund. Interessanterweise sind Represser aber weitaus ängstlicher als sie selbst glauben oder zugeben wollen.

Heftige körperliche Angstreaktionen

„Setzt man Represser psychischem Stress aus, so zeigen sie heftige körperliche Angstreaktionen, wie Schwitzen oder einen beschleunigten Puls.“ Auch im Vergleich zu Nicht-Repressern reagieren sie häufig stärker. 

Genau an diesem Punkt, so der Psychologe weiter, setze auch der Einfluss auf die körperliche Gesundheit ein. So bestehe ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Repression und einem erhöhten Blutdruck. Chronischer Bluthochdruck wiederum kann schwerwiegende Folgeerkrankungen wie koronare Herzerkrankungen, Nieren- oder Augenschäden verursachen.

Für andere Krankheiten, wie Krebs, lasse sich allerdings kein Zusammenhang zwischen der Unterdrückung von Emotionen und dem Risiko zu erkranken feststellen. „Die häufig ins Spiel gebrachte sogenannte Krebspersönlichkeit gibt es definitiv nicht“, sagt Marcus Mund.

Allerdings bedeute die persönliche Veranlagung zur Repression nicht, dass auftretende Krankheiten auch schwerer verlaufen als bei Nicht-Repressern. Im Gegenteil: „Aufgrund ihres hohen Kontrollbedürfnisses sind Represser in der Regel sehr diszipliniert und motivierter, ihren Lebensstil an die Krankheit anzupassen.“ Würden diese Ressourcen genutzt, könne sich das günstig auf den Therapieerfolg auswirken.

Die besten Strategien gegen Stress






2. Stress ist nicht nur negativ

Diese Entwicklung gilt es zu bremsen: Der Stress sollte gar nicht erst entstehen. Das heißt aber nicht, immer nur ruhig und tiefenentspannt zu sein. Eine gewisse Anspannung brauche jeder Mensch, sagt Brück. „Das ist nicht schädlich, wenn es ein gewisses Maß nicht überschreitet.“ Dieses Maß ist bei jedem anders und hängt stark davon ab, wie jemand Situationen bewertet.

Foto: dpa

3. Das Positive immer bewusst machen

Die meisten Menschen nehmen Negatives viel stärker wahr als Positives und geraten dadurch in Stress. „Mit jedem negativen Gedanken holt das Hirn alles an Informationen und Emotionen hervor, was es dazu noch abgespeichert hat, sagt Heribert Brück vom Bundesverband Niedergelassener Kardiologen. Mit zunehmendem Alter werde man daher nicht entspannter, sondern gerate immer leichter in Stress. „Deshalb sollte man über negative Sachen nicht so ewig lang sprechen, sondern sich das Positive bewusst machen und die Sache lösungsorientiert betrachten.“

Foto: dpa

4. „Kognitives Umstrukturieren“ baut Stress ab

Zum Stressabbau empfehlen Psychologen das sogenannte „kognitives Umstrukturieren“. Herzspezialist Heribert Brück illustriert es so: Wenn der Vorgesetzte mal wieder mit einer neuen Aufgabe kommt, denkt man lieber nicht, „Der will mich fertig machen“, sondern besser: „Er ist offenbar zufrieden mit meiner bisherigen Arbeit und hat Vertrauen, dass ich auch die neue Aufgabe bewältige.“

Foto: dpa

5. Stressabbau durch Relativieren

In kritischen Momenten kann man Dinge relativieren, indem man mit Sätzen wie „Wer weiß, wozu das gut ist...“ oder „Die anderen kochen auch nur mit Wasser“ die Situation hinterfragt. Für Herzpatienten sinnvoll ist die „Stopp!“-Methode, um das Gedankenkarussell zu unterbrechen – und auch physisch eine Situation zu verlassen. Ein Arbeitnehmer sollte bei einer stressigen Sitzung daher zum Beispiel mit der Erklärung „Ich merke, dass mich das gerade überfordert“ kurz aus dem Raum gehen.

Foto: dpa

6. Aus Stress Lehren ziehen (1/2)

Auch Mediziner und Führungscoach Jörg-Peter Schröder rät, aus Stress Lehren zu ziehen. Dazu gehört, Dinge so zu nehmen, wie sie sind und sich zu fragen, welchen Einfluss man selbst nehmen kann. Perfektionisten etwa sollten anerkennen, dass sie nicht immer alles selbst und alles richtig machen können. „Nicht zu eng mit der Aufgabe verbunden sein, Abstand zur Sache und zu sich selbst haben“, fasst Schröder das zusammen.

Foto: dpa

6. Aus Stress Lehren ziehen (2/2)

Dabei helfen die Antworten auf diese Fragen: „Was sind die Erwartungen? Sind die Ziele realistisch? Wenn nicht, dann schraubt man die Erwartungen ganz runter.“ Ganz praktisch heißt das: eins nach dem anderen machen, erst eine Sache abschließen, nicht viele gleichzeitig erledigen wollen – und vor allem: sich grundsätzlich nicht zu viel vornehmen.

Foto: dpa

7. Sport hilft beim Hormonabbau

Sport und Entspannungsmethoden sind dem Kardiologen Heribert Brück zufolge ein hervorragendes Mittel, um Stress loszuwerden – nicht aber, um vorzubeugen. Die Bewegung helfe, die ausgeschütteten Hormone abzubauen und den Kopf frei zu bekommen. Das hindert den Körper aber nicht daran, sie im nächsten Stressmoment erneut auszuschütten.

Foto: dpa

1. Was sind die Symptome von Stress?

Dass man Stress hat, merkt man dem Mediziner und Führungscoach Jörg-Peter Schröder zufolge so: Es fällt schwer, sich etwas zu merken und sich zu konzentrieren, die Zunge ist trocken. Auch Denkblockaden, Muskelverspannungen, Spannungskopfschmerzen, ein zuckender Lidwinkel und Zähneknirschen können Anzeichen sein.

Foto: dpa







Open all references in tabs: [1 - 7]

Leave a Reply