HALLE (Saale).
„Keine anstehenden Termine“, heißt es auf der Internetseite vom „Aktionsbündnis MLU - Perspektiven gestalten“. Seit der letzten Großdemonstration im Frühjahr, bei der mehr als 6 000 Teilnehmer gegen die vom Land geplanten Instituts-Schließungen in Halle protestierten, ruht der öffentliche Protest. Doch der Terminkalender könnte sich bald wieder füllen. Denn ganz unverändert schwebt wie ein Damoklesschwert die Schließung weiter über den Instituten Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sportwissenschaften, Psychologie, Geowissenschaften und Geografie sowie Informatik. Und auch über dem Studienkolleg.
Zwei Petitionen überreicht
Das wissen die Betroffenen natürlich. Am Mittwoch hatte deshalb Universitätsrektor Udo Sträter einen Termin auf dem Universitätsplatz. Dort wurden ihm zwei Petitionen übergeben. Mehr als 12 000 Unterzeichner aus der ganzen Welt - das Internet macht es möglich - protestieren in Petition Nummer eins gegen die Schließung der Psychologie in Halle. „Wir können nach wie vor nicht verstehen, warum man ein so traditionsreiches Institut schließen möchte“, sagte Studentin Mareike Thomas, die die Petition übergab. Zumal auf einen Studienplatz 60 Bewerber kämen.
Viele ihrer Kommilitonen trugen am Mittwoch ihr Protest-T-Shirt aus dem Frühjahr: „Die Psychologie geht - die Depression kommt“. Auf den großen Bedarf, den eklatanten Mangel etwa an ambulanten Psychotherapeuten in Sachsen-Anhalt, vor allem aber auf die Bedeutung des Instituts für die Lehrerbildung wies Claudia Dalbert hin, Professorin und Bildungspolitische Sprecherin der Landes-Grünen.
Sträter verweist auf "Einsparpotenziale"
Die Bedeutung des Instituts für Geowissenschaften und Geografie für die Lehrerbildung betonte auch Professor Manfred Frühauf. Er überreichte dem Rektor die Petition des „Verbandes der Geografen an Deutschen Hochschulen“. Immerhin 6 500 Unterstützer wenden sich darin gegen die angekündigte Schließung. „Die Geowissenschaften und die Geografie in Halle sind ein Unikat in Sachsen-Anhalt. Unsere Lehramtsausbildung belegte 2012 und 2014 den ersten Platz unter den deutschen Hochschulen“, so Frühauf.
Rektor Udo Sträter nahm die beiden Unterschriftensammlungen dankend entgegen. „Das Land verlangt nun einmal Einsparpotenziale. Die Diskussion darüber müssen wir in der nächsten Zeit angehen“, so Sträter. Er hoffe auch, dass das Land noch die Grundausstattung der Universität an das Geld anpasst, das zur Verfügung stehe. Er halte dies nicht für aussichtslos. Sträter meinte die Bafög-Millionen, die, weil durch den Bund übernommen, das Land weniger ausgeben müsse. „Es kann nicht sein, dass das Land 45 Millionen Euro mehr hat, aber dennoch auf Kürzungen besteht“, sagte gestern Hendrik Lange, Bildungspolitischer Sprecher der Linkspartei im Landtag. Aber erst Anfang Oktober wird in Magdeburg der geplante Wissenschaftsetat diskutiert.
Rektorat legt Entwicklungsplan vor
„Das Problem ist, dass wir überhaupt nicht wissen, was los ist“, sagte einer der protestierenden Studenten. „Das Land muss uns allen endlich mal mitteilen, was es will.“ Seit Monaten hänge man in der Luft. Aber auch aus dem Uni-Rektorat in Halle höre man nichts Konkretes. Dies soll sich nun bald ändern. „Anfang Oktober wollen wir unseren eigenen Hochschulentwicklungsplan für die nächsten Jahre vorstellen“, kündigte Rektor Udo Sträter an. Am 8. Oktober soll dieser Plan bei der Sitzung des neuen Universitätssenats diskutiert werden. (mz)