Psychologie – Traurige Menschen handeln kurzsichtig

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Den meisten Menschen fällt es schwer, auf einen größeren Profit in der Zukunft zu warten, wenn sie stattdessen sofort einen kleineren Vorteil nutzen können. In gedämpfter Stimmung ist diese Neigung noch deutlich stärker.


Wer traurig gestimmt ist, wartet nicht gern auf eine größere Belohnung, wenn stattdessen ein kleiner

Wer traurig gestimmt ist, wartet nicht gern auf eine größere Belohnung, wenn stattdessen ein kleinerer Trost sofort verfügbar ist.


(Foto: iStockphoto/Peter Brutsch)

Es ist das ewige Taube-oder-Spatz-Problem: Schnappt man sich die schnelle Belohnung, oder wartet man auf eine größere Prämie? Den meisten Menschen fällt es schwer, sich zu disziplinieren, obwohl das meist die vernünftige Wahl wäre. Und wer traurig gestimmt ist, wie nun Psychologen um Jennifer Lerner von der Universität Harvard berichten, den drängt es noch mehr drauf, sich für die schnelle Belohnung zu entscheiden - selbst wenn diese mit Kosten verbunden ist. Trübsinn verleite zu kurzsichtigen Handlungen und Entscheidungen, fassen die Forscher zusammen (Psychological Science, online).

Insgesamt nahmen 600 Probanden an mehreren unabhängigen Experimenten des Teams um Lerner teil. Die Teilnehmer hatten die Wahl, sofort Geldbeträge von zum Beispiel 25 US-Dollar anzunehmen oder nach einigen Wochen 85 Dollar zu erhalten. Probanden, die sich zuvor traurige Filme angesehen hatten und laut eigener Aussage auch in gedämpfter Stimmung waren, entschieden sich mit höherer Wahrscheinlichkeit für das schnelle Geld. Wer sich in einer neutraler Gemütslage befand, wartete eher auf den höheren Profit.

Um auszuschließen, dass negative Emotionen generell und nicht explizit Traurigkeit bei diesen Entscheidungen eine Rolle spielen, zeigten die Psychologen einer weiteren Probandengruppe einen Film mit ekelhaften Bildern. Anders als der Trübsinn verleitete der Ekel die Teilnehmer nicht dazu, auf Geld zu verzichten und sich für die schnelle Belohnung zu entscheiden.

Mussten sich die traurigen Probanden zwischen zwei Belohnungen entscheiden, die beide zu verschiedenen Zeitpunkten in der Zukunft ausgezahlt wurden, verzerrte die Stimmung die Entscheidungen nicht. Unter diesen Umständen wählten auch die traurigen Testpersonen die größere Belohnung, auf die sie etwas länger warten mussten. Trübsinn erhöhe also nicht einfach nur die Ungeduld, folgert Lerner, sondern dränge eben zu sofortiger Belohnung.

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Die Ergebnisse überraschen ein wenig. Schließlich haben mittlerweile zahlreiche Studien gezeigt, dass traurige Menschen rationaler denken als gut gelaunte. In mieser Stimmung prüfen Menschen ihre Entscheidungen oder Meinungen eher kritisch, als wenn sie guter Laune sind. Andererseits ist ein sonniges Gemüt wohl auch eher in der Lage, auf eine Belohnung zu warten.

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