Das berichten Forscher des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie und der Universität Manchester im Fachmagazin "Current Biology".
In zwei Studien konfrontierten die Psychologen Drei- und Fünfjährige mit Hilfe von Handpuppen mit verschiedenen Situationen. Dabei nahm eine Puppe entweder ihnen oder aber einer anderen Puppe Stifte, Gummibärchen oder Spielzeug weg. Dabei prüften sie die Reaktion der Kleinen. Von verschiedenen Optionen wählten die Dreijährigen am ehesten jene, dem ursprünglichen Besitzer den Gegenstand zurückzugeben "Ist das nicht möglich, dann versuchen sie zumindest den Dritten daran zu hindern, den weggenommenen Gegenstand zu nutzen", sagt Ko-Autorin Katrin Riedl.
Die Wissenschaftler ziehen daraus den Schluss, dass schon kleine Kinder vor allem die Konsequenzen für das Opfer im Blick haben. Dabei neigen sie eher dazu, dem Opfer zu helfen, als den Profiteur zu bestrafen. "Die Sorge um andere, zum Beispiel in Form von Empathie, scheint ein Hauptbestandteil des menschlichen Gerechtigkeitssinns zu sein", erklärt Keith Jensen von der Universität Manchester.
Die Forscher ziehen daraus Schlussfolgerungen für die Erziehung. "Eltern können den Gerechtigkeitssinn fördern, wenn sie neben Bestrafung vor allem auf wiederherstellende Gerechtigkeit setzen", erläutert Riedl. "Der Moment der Wiedergutmachung ist offensichtlich viel eindrücklicher als reine Bestrafung."
In einer Studie von 2012 hatten die Forscher Schimpansen, die nächsten Verwandten des Menschen im Tierreich, mit ähnlichen Situationen konfrontiert. "Sie hatten Artgenossen nur bestraft, wenn ihnen selbst etwas weggenommen wurde", berichtete Riedl. "Wurde ein anderer geschädigt, war ihnen das meist egal - auch wenn es Verwandte waren und das Opfer heftig protestierte."