Bei Streit unter Gruppenmitgliedern treten Schimpansen in der Regel als Schlichter auf. Das Leipziger Forscherteam wollte in seiner Studie herausfinden, ob sie auch dann einschreiten, wenn andere soziale Regeln gebrochen werden. So untersuchten sie den Gerechtigkeitssinn der Tiere bei Diebstahl. Für ihre Studie experimentierten die Experten im Leipziger Zoo.
Dort gaben sie zunächst einem Schimpansen die Chance, einem anderen das Futter zu stibitzen. "Nachdem der Diebstahl passiert war, gab es die Möglichkeit, dem Dieb das Futter wieder zu entwenden, ohne - und das ist der Kernpunkt - eine Belohnung dafür zu erhalten", erläutert die federführende Autorin der Studie, Katrin Riedl. Bei den Beobachtungen stellte sich heraus, dass es den Tieren gleich war, wenn andere bestohlen wurden - unabhängig davon, in welcher Beziehung sie zu den Artgenossen standen.
"Wir sind an der Untersuchung natürlicher Verhaltensweisen interessiert. Insofern haben wir die Tiere nicht zu etwas bringen müssen im Sinne eines Trainings", betont die Forscherin.
Nach Angaben der Wissenschaftler hat sich die Bestrafung Dritter als Durchsetzungsmaßnahme erst im Laufe der Evolution zum Menschen entwickelt. Diese Eigenschaft halte das soziale Zusammenleben der Menschen aufrecht. "Wenn es keine Möglichkeiten der Sanktionierung gäbe, würde in einer Gruppe kooperierender Individuen die Zusammenarbeit nachlassen, sobald sich nur wenige Individuen rein eigennützig verhalten", erklärt Riedl.