Psychologie: Männer und Frauen haben unterschiedliche Stärken bei …

Frauen lösen oft sprachliche oder Gedächtnis-Aufgaben besser, Männer haben dagegen im Schnitt bei der Raumvorstellung und bei Rechenaufgaben leicht die Nase vorn. Solche Befunde tauchen in der Intelligenzforschung häufig auf und werden seit Jahrzehnten breit diskutiert, wie es am Montag in den «Proceedings» der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS) hiess.

Daniela Weber vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien und Kollegen haben Daten von 31'000 über 50-jährigen Männern und Frauen aus 13 europäischen Ländern ausgewertet. Diese hatten an Tests zu Kurzzeitgedächtnis, Alltagsmathematik- und sprachlichen Fähigkeiten teilgenommen.

Es zeigte sich, dass unterschiedliche Fähigkeiten zwischen den Geschlechtern mit dem Alter, dem Herkunftsland, den Lebensumständen und den Bildungschancen im Jugendalter zusammenhängen. Wo sich die Bedingungen verbessert hatten, waren die Frauen den Männern in Gedächtnisfunktionen überlegen, während sich der Vorteil der Männer bei der Mathematik verringerte.

In den südlichen Ländern Griechenland, Spanien und Italien lagen beim Kurzzeitgedächtnis vor allem Männer älterer Jahrgänge vorn. In Nordeuropa (Dänemark und Schweden) hätten aber die Frauen aller Jahrgänge die Männer bereits überflügelt, und dieser Abstand habe sich bei den Jüngeren sogar noch vergrössert, erklärte Weber der Nachrichtenagentur APA.

In Mitteleuropa (Schweiz, Österreich, Belgien, Tschechien, Frankreich, Deutschland, Niederlande und Polen) waren bereits Frauen ab dem Jahrgang 1932 im Vorteil.

Bei den mathematischen Fähigkeiten schnitten Männer über alle drei Grossregionen besser ab - aber dieser Vorteil verringerte sich, je jünger die Geburtenkohorten werden. «Wir sehen aber keinen Trend dahin, dass der Unterschied ganz verschwindet», erklärte Weber.

Dafür verschwanden die Unterschiede beim Arbeitsgedächtnis und der Antwortgeschwindigkeit, also wenn es galt, in einer Minute möglichst viele Tiere zu nennen. Hatten im Süden die Männer noch die Nase vorn, lagen in Mitteleuropa die Jüngeren schon gleichauf und in Nordeuropa fand sich gar kein Unterschied.

Die Resultate legten nahe, dass diese Verschiebungen daher rühren, dass Frauen mehr als Männer davon profitieren, wenn sich Lebensstandard und Bildungsniveau verbessern, schreiben die Forschenden. Sie würden dabei ihre kognitiven Fähigkeiten stärker erhöhen als Männer. Wichtig für die Politik sei jedoch, dass Frauen unter ungünstigen Wohn- und ungleichen Lernbedingungen stärker unter ihrem Potenzial lägen als Männer. (SDA)

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