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In einer Gruppe von glattrasierten Männern hat ein Bärtiger bei Frauen die besten Chancen – sein Alleinstellungsmerkmal macht ihn einer Studie zufolge besonders attraktiv. Es funktioniert aber auch umgekehrt: In einer Gruppe von Bärtigen finden Frauen einen glattrasierten Mann besonders anziehend.
Für ihre Untersuchung hatten Evolutionsbiologen der Universität von New South Wales in Sydney 213 Männern und 1453 Frauen per Internet Bilder von Männern mit verschieden starker Gesichtsbehaarung gezeigt. Die Teilnehmer sollten die Attraktivität der Gesichter benoten. Vor der Bewertung hatten sie auch eine Bilderreihe entweder von vollbärtigen Männern oder von Glattrasierten gesehen. Ergebnis: Wurde ein Bärtiger neben einer Reihe von Glattrasierten gezeigt, wählten ihn Frauen besonders häufig als attraktiv aus – und umgekehrt.
„In einigen Fällen kann Seltenheit beim Körperschmuck von Vorteil sein“, schlussfolgern die Forscher in der im britischen Fachmagazin „Biology Letters“ veröffentlichten Studie. Das Forschungsergebnis könnte neue Erkenntnisse zur Theorie der sexuellen Selektion liefern und erklären helfen, warum sich Moden ändern, so die Wissenschaftler.
Das "Exotische" ist anziehend
Dieser Theorie der sexuellen Selektion zufolge suchen sich Weibchen im Tierreich Männchen mit bestimmten attraktiven Merkmalen aus – bei einem Papagei etwa besonders prächtige Federn. Im Laufe der Evolution müssten sich daher Tiere mit solchen Merkmalen innerhalb einer Art durchsetzen, weil sie sich leichter fortpflanzen können, und Tiere ohne diese Merkmale aussterben. Tatsächlich aber bleibt über Generationen hinweg innerhalb einer Art eine breite Variation bestehen.
Forscher vermuten, dass Tiere, die innerhalb einer Art verdrängt werden, genau dadurch überleben können – die Männchen haben dann mit ihrem Aussehen eine Art Seltenheitswert und gewinnen dadurch für die Weibchen an Attraktivität. Die Wissenschaft spricht in diesem Fall von einer negativen frequenzabhängigen Selektion. Beim Menschen könnte es sich ganz ähnlich verhalten.
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Wissenschaftler vermuten, dass beispielsweise die Verbreitung der Haarfarben in Europa auf einer solchen Selektion anhand von Seltenem basiert und dass Männer umso mehr auf Frauen mit braunen Haaren stehen, je weniger Frauen mit braunen Haaren es gibt. Eine Studie zeigte zudem, dass Männer eine Vorliebe für Frauen mit Gesichtszügen haben, die ihnen eher unbekannt sind und damit exotisch auf sie wirken.
Die Studie aus „Biology Letters“ zeige nun erneut, dass es von Vorteil sein kann, mit seinem Aussehen aus der Reihe zu fallen, folgern die Wissenschaftler. Zudem glauben sie teilweise erklären zu können, warum sich Moden etwa beim Tragen von Bärten ändern: Ein neuer Bartschnitt macht die wenigen Männer, die ihn tragen, attraktiv – bis zu viele Männer sich dieser Mode anschließen. Dann wird wieder neu rasiert.
Die Ähnlichkeit zum Vater spielt keine Rolle
Die Forscher beobachteten außerdem, dass Frauen besonders gute Noten vergaben, wenn die Barttracht der ihres Lebensgefährten ähnelte. Die Ähnlichkeit zum Vater spielte hingegen keine Rolle.
Insgesamt bewerteten die Teilnehmer bärtige Männer deutlich besser als Männer ohne Bart. Allerdings weisen die Autoren der Studie darauf hin, dass es bislang umstritten ist, ob Gesichtsbehaarung ein männliches Gesicht eher auf- oder abwertet. In der Vergangenheit seien verschiedene Studien in dieser Frage zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Das könnte laut den Autoren daran liegen, dass die Untersuchungen in verschiedenen Kulturen gemacht wurden und die Haargeschmäcker sich dabei unterschieden. (dpa/ole)