Psychologie: Bauchgefühl: Die Kraft aus der Mitte

Psychologie Bauchgefühl: Die Kraft aus der Mitte

Ja oder nein? Absagen oder zusagen? Mitunter ist die Intuition der beste Ratgeber

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11.07.14, 00:50

Psychologie

Ja oder nein? Absagen oder zusagen? Mitunter ist die Intuition der beste Ratgeber

Von
Nora Eichinger

Fast jeder kennt das aus seinem Alltag: Manchmal haben wir einfach ein ungutes Gefühl bei einer Sache, obwohl eigentlich alles fantastisch aussieht. Aber unser Bauch sagt trotzdem "Nein". Oft kommen wir dann in eine Zwickmühle: Soll ich auf mein Gefühl vertrauen oder einfach mit dem Kopf entscheiden?

Wie können wir eine Entscheidung treffen, die uns langfristig wirklich glücklich macht? Laut einer wissenschaftlichen Studie weiß unser Bauchgefühl tatsächlich besser, was wir wirklich wollen. So wurden Versuchsteilnehmer gebeten, sich aus einer Auswahl Poster eines auszusuchen und mit nach Hause zu nehmen. Eine Gruppe sollte spontan aus dem Bauch heraus ein Motiv wählen, während die Teilnehmer der anderen Gruppe länger darüber nachdenken und analysieren sollten, welches Poster sie schön finden. Das Ergebnis: Die Gruppe, die spontan aus dem Bauch heraus entschieden hatte, war nach einem halben Jahr mit ihrem Poster glücklicher als die Kopf-Gruppe. Dieser Versuch wurde mit vielen anderen Dingen wiederholt, aber es kam immer dasselbe Ergebnis heraus: Spontane Bauchentscheidungen machen uns langfristig zufriedener als eine langwierige Analyse mit dem Verstand.

Komplexe Entscheidungen

Sollen wir also immer auf unseren Bauch hören? Ist er denn überhaupt, sozusagen, permanent "auf Sendung"? "Wir alle haben ständig intuitive Gefühle", sagt dazu Shakti Gawain, Autorin von "Entwickle deine Intuition" (Ullstein Verlag). Doch: "Viele von uns ignorieren, missachten oder verneinen diese Gefühle gewohnheitsmäßig." Denn wir leben in einer Gesellschaft, die den Fokus auf einen leistungsfähigen, logischen Verstand und klare Argumente legt. Wir haben alle in der Schule gelernt, mit unserem Kopf umzugehen, haben aber keine Nachhilfe in Sachen Intuition bekommen. Dabei lässt sich unser Umgang mit der inneren Stimme ebenfalls schulen. Und es lohnt sich: Denn nur, wenn wir wirklich unserer Intuition vertrauen, greifen wir auf verborgenes Wissen zurück und nutzen es.

Wie aber funktioniert das nun genau mit der Intuition? Wir nehmen unbewusst viel mehr Informationen auf, als wir mit dem Verstand verarbeiten können. Wissenschaftler schätzen, dass uns weniger als 0,1 Prozent der Dinge, die unser Gehirn gerade tut, bewusst sind. Das heißt, wir wissen eigentlich viel mehr als wir meinen. Nur wissen wir nicht, dass wir es wissen, weil es nicht in unser Bewusstsein gedrungen ist. Mit einer intuitiven Entscheidung schöpfen wir deshalb aus einem großen unbewussten Informationsschatz, der in uns schlummert und nur darauf wartet, uns ein Zeichen zu geben.

"Das gilt nicht nur bei einfachen Entscheidungen, sondern gerade dann, wenn es komplex wird, wie etwa beim Kauf eines Autos oder einer Immobilie, und erst recht, wenn es um die Liebe geht", erklärt der Psychologe und Wissenschaftsjournalist Bas Kast in seinem Buch "Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft" (Fischer Taschenbuch Verlag). Kast empfiehlt, dass wir uns zwar gezielt mit Informationen versorgen, diese dann aber in Ruhe wirken lassen und auf eine intuitive Antwort warten. Wenn man also zum Beispiel ein Haus kaufen will, kann man sich ruhig eine Weile umsehen und Preislisten studieren. Dann sollte man aber aus dem Gefühl heraus entscheiden.

Doch dem Bauchgefühl zu folgen, ist nicht immer einfach. Denn in der Regel haben wir gelernt, den Fakten mehr zu vertrauen als dem eigenen Instinkt. Und weil unsere Intuition oft keine präzisen Argumente parat hat, werden wir misstrauisch. Die Sprache der Intuition ist eben oft keine klare Anweisung – sondern nur ein vages Gefühl. Und trotzdem – oder gerade deswegen – sollten wir ihm folgen. Denn: "Wenn wir einem echten intuitiven Gefühl folgen, entwickeln sich die Dinge in der Regel gut, wenn auch manchmal auf ziemlich unerwartete und überraschende Weise", ermutigt Shakti Gawain. Wir merken es daran, dass wir uns energetisiert und lebendig fühlen und den Eindruck haben, harmonisch im Fluss des Lebens dahinzugleiten. Wenn wir uns dagegen eher geschwächt, deprimiert oder betäubt fühlen, ist das ein Zeichen dafür, dass wir unserer inneren Stimme nicht gefolgt sind.

Letztlich kann uns die Intuition sogar auf unserem spirituellen Weg leiten. Und somit ein wichtiger Schlüssel zu unserer persönlichen Entwicklung sein: "Sie zeigt uns, wer wir wirklich sind, oder einen Aspekt von uns, den wir vielleicht noch nicht kennen", erklärt Barbara Kündig (siehe Interview). Und der Psychologe Bas Kast ergänzt: "Große Teile unseres Ichs und viele unserer Wünsche liegen im Unbewussten." Nur wenn wir sie erspüren lernen und es wagen, ihnen zu vertrauen, können wir uns auf den Weg machen zu uns selbst. Barbara Kündig: "Die Intuition ist der eigentliche Zugang zur Spiritualität und lässt uns sowohl unser Innerstes erfahren, wie auch das große Ganze." Womöglich ist das für uns zunächst sehr ungewohnt, stärker auf unseren Bauch zu hören. Es kann sich mitunter anfühlen, als bewegten wir uns auf dünnem Eis. Die Kontrolle und vermeintliche Sicherheit, die wir durch Kopf-Entscheidungen gewöhnt sind, sind nun weg. Shakti Gawain ist jedoch zuversichtlich: "Wenn wir uns stattdessen unserer inneren Führung anvertrauen, werden Wunder geschehen, die unsere kühnsten Erwartungen übertreffen."

Verlosung: Dieser Artikel ist dem Magazin "Herzstück" entnommen. Die Zeitschrift erscheint derzeit vierteljährlich, ab 2015 alle zwei Monate zum Einzelpreis von 4,50 Euro. Wir verlosen fünf Jahresabonnements. Rufen Sie heute ab 14 Uhr unter der Telefonnummer 030/2517 264 an. Die ersten fünf Anrufer gewinnen.

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